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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 1: Deutscher Liberalismus - ein Oberblick 9<br />

Richter, drei Jahrzehnte lang unverzagt Ruckzugsgefechte kampfte, urn damit das<br />

zu bekraftigen, was Rainer Koch als die "historische Identitat [des Liberalismus]<br />

als Exponent gesellschaftlicher Selbstbehauptung" (Koch, 1987, S. 54) bezeichnete.<br />

Gegen den Stromherkommlicher Meinungen macht Koch in einer scharfsinnigen<br />

Analyse geltend:<br />

"Der 'Liberalismus ist keineswegs das Opfer einer gesellschaftlichen Entwicklung<br />

geworden, die seinen Intentionen und Rahmenvorstellungen zuwi<strong>der</strong>lief. [...] An<br />

den ordnungs- und sozialpolitisch begriindeten LoyaliHiten zurn interventionistischen<br />

Obrigkeitsstaat, nicht an <strong>der</strong> gesellschaftlichen Entwicklung selbst, ist <strong>der</strong><br />

Liberalismus im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t zersplittert." (Koch, 1987, S. 53f)<br />

Unter den Anfeindungen von Rechts und Links geriet er in einem solchen<br />

Mafie in Verruf, dafi Spengler sich das oben zitierte hamische Urteil uber die<br />

Verachtlichkeit des Liberalismus erlauben konnte. Dafi die "Tragodie des deutschen<br />

Liberalismus" den Deutschen nicht zum Besten gereichte, ist weithin bekannt.<br />

III. Urspriinge des deutschen Liberalismus im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

a) Begriffliche Fragen<br />

So verwun<strong>der</strong>lich es auch erscheinen mag - lange Zeit war die Frage strittig,<br />

ob <strong>der</strong> Liberalismus in Deutschland vor 1789 uberhaupt existierte. Bis vor kurzem<br />

war es unter Historikem in <strong>der</strong> Tat ublich, das Erscheinen eines "Friihliberalismus"<br />

auf 1814/15 zu datieren (Wilhelm, 1991, S. 416f.). Vor einigen Jahren<br />

kamen die Teilnehmer einer Tagung <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft fur die Erforschung<br />

des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts gemeinsam zu dem Ergebnis, dafi - in den Worten<br />

von Hans Fenske - "von Liberalismus in Deutschland vor 1789 keine Rede sein<br />

[kann]", da kern deutscher Schriftsteller eine "volle politische Partizipation"10<br />

vorgeschlagen hatle.<br />

Solch eine Behauptung unterstellt jedoch, daB Liberalismus ohne Demokratie<br />

nicht denkbar ist - was keineswegs <strong>der</strong> Fall ist. <strong>Die</strong> Anwendungsbereiche bei<strong>der</strong><br />

Begriffe sind vollig verschieden, wie etwa Wilhelm von Humboldt gezeigt hat. Er<br />

schrieb, daB das Studium politischer Institutionen zwei wesentliche Ziele habe:<br />

"einmal die Bestimmung des herrschenden, und dienenden Teils <strong>der</strong> Nation [...]<br />

dann die Bestimmung <strong>der</strong> GegensHinde, auf we1che die einmal eingerichtete Regierung<br />

ihre Tatigkeit zugleich ausbreiten und einschranken muB. <strong>Die</strong>s letztere, welches<br />

eigentlich in das Privatleben <strong>der</strong> Burger eingreift, und das MaB ihrer freien<br />

ungehemmten Wirksamkeit bestimmt, ist in <strong>der</strong> Tat das wahre, letzte Ziel, das erstere<br />

ein notwendiges Mittel, dies zu erreichen." (von Humboldt, 1903, S. 99)<br />

10 Fenske (1992, S. 458). DaB Fenske diese Ansicht nicht teilt, wird deutlich in seinen "Notizen<br />

zum deutschen Liberalismus", vgl. Fenske (1990, S. 94f.), wo er selbst fur einen politischen<br />

Liberalismus im deutschen Denken des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts Belege findet.

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