Die Partei der Freiheit
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244 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
ber fur seine GHiubiger, und tritt damit unter die fordenden Machte des Systems<br />
<strong>der</strong> beschleunigten Kapitalisielung aller Produktionen." (Naumann, 1964c, S.<br />
460) Hier ware ihm ein Verstandnis dessen zugute gekommen, was Bastiat mit<br />
den WOlten "was man sieht und was man nicht sieht" bezeichnet, bzw. was heute<br />
0ppoliunitatskosten genannt wird. Was hingegen Erklalungen wie die folgende<br />
anbelangt, so fragt man sich, was man damit anfangen solI: ,,1m allgemeinen wird<br />
man sagen konnen, daB die Anfangszeiten aller warenherstellenden Maschinen<br />
nur privatwirtschaftlich, aber nicht volkswittschaftlich nutzlich sind, daB heiBt,<br />
sie nutzen, wenn es gut geht, ihrem Erbauer und Verwen<strong>der</strong>, schadigen aber die<br />
Gesamtheit durch Qualitatsverschlechterung!" (Naumann, 1964c, S. 308f.)<br />
Wirtschaftspolitik fur die neuen Deutschen ist in Naumanns Sicht narurlich mit<br />
Weltpolitik verbunden; Militarismus und Imperialismus seien wesentliche Stiitzen<br />
des deutschen Wiltschaftswachstums; die Flotte sei eine "Versicherungsanstalt"<br />
fiir volkswirtschaftlichen Gewinn, behauptet er - und fugt mit reizen<strong>der</strong><br />
Naivitat hinzu: "so hat es del' Vertreter des Reichsmarineamtes wie<strong>der</strong>holt in aller<br />
Scharfe ausgesprochen." Er meint, daB <strong>der</strong> durchschnittliche Krieg del' Neuzeit<br />
insofem "eine kapitalistische Aktion" ist, als er "zugunsten <strong>der</strong> im Staat vertretenen<br />
Volkswirtschaft" (Naumann, 1964c, S. 463f.) gefiihrt wird. Hier verursacht<br />
Naumanns charakteristischer Umgang mit Kollektivbegriffen mehr als das gewohnliche<br />
MaB an Verwirrung. DaB gewisse kapitalistische Interessen - manchmal<br />
nur am Rande, haufig aber an zentraler Stelle - an imperialistischen Unternehmungen<br />
beteiligt sind, beweist nicht, daB <strong>der</strong>artige Abenteuer ein Erfordemis<br />
"<strong>der</strong> Volkswirtschaft" sind. Zumindest seit den Tagen Turgots haben Liberale<br />
begriffen, daB kapitalistische Son<strong>der</strong>interessen geneigt sind, ihre jeweilige Nation<br />
in Kolonialismus und sogar in Kriege zu verwickeln - zum Schaden des Rests <strong>der</strong><br />
"Volkswirtschaft," del' die Rechnung zu begleichen hat. Naumann ergeht sich in<br />
reiner Mystifizierung, wenn er Kriege, die in Agypten, in Marokko o<strong>der</strong> im<br />
Transvaal im Interesse von Obligationsinhabem o<strong>der</strong> Konzessionaren ausgetragen<br />
bzw. angedroht wurden, als "volkswirtschaftliche Konkurrenz- und Erwerbskriege"<br />
(Naumann, 1964c, S. 465) bezeichnet.<br />
Naumanns Bewun<strong>der</strong>er sagen, daB er letztlich kein "Wi11schaftswissenschaftler"<br />
war und daB Neudeutsche Wirtschaftspolitik kein "wissenschaftliches" Werk<br />
gewesen sei. Doch das reicht nicht. <strong>Die</strong> hier behandelten Fragen waren - und<br />
Naumann selbst hatte das als allererster zugegeben - entscheidend fur die Zukunft<br />
des deutschen Volkes. Urn so mehr Grund bestand, ihnen eine sorgHiltige und<br />
nuchtelne Elwagung angedeihen zu lassen und jede Muhe auf sich zu nehmen,<br />
die kausalen Zusammenhange zu verstehen und darzulegen. Es ist vollig unklar,<br />
worin <strong>der</strong> Welt eines Werkes wie die Neudeutsche Wirtschaftspolitik liegen solI.