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Die Partei der Freiheit

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240 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Sklaven" zu machen. Es ware daher notwendig neue Rechte zu schaffen, so etwa<br />

Mitwirkungsrechte an del' Leitung del' Untelnehmen. <strong>Die</strong>s miisse die Aufgabe del'<br />

neuen Liberalen sein.<br />

<strong>Die</strong>se fur Naumann zentralen Ideen wurden 1906 weiter ausgearbeitet, und<br />

zwar im zweiten seiner drei Hauptwerke, dem Buch Neudeutsche Wirtschaftspo..<br />

litik. Er beginnt mit del' ErkHirung: "Es gibt keine ewigen Wahrheiten in del'<br />

Wirtschaftspolitik, kein System, das fur aIle Volker, keine Gesetzgebung, die fur<br />

alle Pel'ioden passend ware, denn das, was del' Wirtschaftspolitik zugrunde liegt,<br />

das Wirtschaftsleben selbst, ist wechselnd." (Naumann, 1964c, S. 76) Nach diesem<br />

formidablen non sequitur fahrt er fort:<br />

,,[Der Leser] soll bereit sein, die Wirklichkeit erkennen zu wollen, selbst wenn sie<br />

nicht in das vorhandene Schema paBt, die groBe Wirklichkeit unseres werdenden<br />

und wachsenden neudeutschen Wirtschaftslebens [...] [Wir miissen erst] diese uns<br />

umgebende Wirklichkeit moglichst frei in ihrer ganzen Tatsachlichkeit [begreifen]"<br />

(Naumann, 1964c, S. 77).<br />

<strong>Die</strong>se tiber aIle MaBen naive Sichtweise, nach del' die Wi11schaftliche Wirklichkeit<br />

direkt erfaBt werden kann, ohne daB ein theoretisches Ordnen dazwischentritt<br />

- hat den Vorteil, daB sie es Naumann erlaubt, sich in seinem gewohnt<br />

aufgeregt - joumalistischen Stil tiber Wirtschaftspolitik auszulassen. <strong>Die</strong> Kehrseite<br />

ist allerdings, daB sie eine streng analytische Oberprufung del' anstehenden<br />

Pl'obleme ausschlieBt.<br />

Ausgangspunkt del' Naumannschen Darlegungen ist die Vol'stellung vom Aufstieg<br />

und Verfall del' Volker. Heute lebten die Deutschen - als Teil del' germanisch-slawischen<br />

Welt - in einer "Wachstumszeit;" sie besaBen "Wille[n] zul'<br />

Macht, Wille[n] zur Ausbreitung," und diesel' Wille sei "Ausgangspunkt del' neudeutschen<br />

Wirtschaftspolitik." "AIle unsel'e Wirtschaftstheol'ien," so die eher zum<br />

Lachen l'eizende El'klarung, "sind im Grunde nul' Ausdrucksfonnen dieses Willens."<br />

(Naumann, 1964c, S. 85)<br />

Enthusiastisch bejubelt Naumann zu diesel' Zeit den industriellen Kapitalismus<br />

und die fortschreitende Technologie als Motoren steigen<strong>der</strong> Produktion. Sie erscheinen<br />

ibm ausel'sehen, eine unverzichtbare Rolle bei <strong>der</strong> Erhaltung von<br />

Deutschlands stets wachsen<strong>der</strong> Bevolkerung zu spielen. Da es klar sei, daB nur<br />

"die kapitalistischen Machte [d.h. Indusnie und Arbeiterklasse] den volkswi11­<br />

schaftlichen F011schritt bedeuten und allein imstande sind, die nationale Macht<br />

auf <strong>der</strong> Hohe zu halten," muBten auch diese beiden Klassen - und nicht die ruckstandigen<br />

Agrarier - die Leitung Deutschlands tibelnehmen.<br />

Das Hauptproblem del' Neudeutschen Wirtschqft5politik liegt darin, daB del'<br />

Autor versucht, Wirtschaftspolitik zu formulieren, wahrend er gleichzeitig die<br />

okonomische Theorie meidet. Ohne theoretische Fundierung wie<strong>der</strong>holt<br />

Naumann seine standige Behauptung, daB Arbeitsvertrage typischerweise "Notvertrage"<br />

seien und "eine starke Herrschaft des Besitzenden tiber den Nichtbesitzenden"<br />

mit sich brachten. DaB dies das Vorhandensein eines hochst unwahr-

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