Die Partei der Freiheit
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228 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
eine Erziehung gemaB den Glundsatzen des Wittschaftsliberalismus lag nicht in<br />
Naumanns Absicht. Nicht <strong>der</strong> Marktwiltschaft wollte er die Loyalitat <strong>der</strong> Arbeiter<br />
verschaffen, SOndelTI dem deutschen Staat und seinem Drang nach "Weltgeltung."<br />
Theodor Heuss schrieb uber ihn:<br />
"<strong>Die</strong> sozialistischen Industriearbeiter staatsfroh zu machen, das heiBt: in ihnen den<br />
Willen zu wecken, den Staat als auch ihren Staat zu begreifen, zu stiitzen, ihm<br />
auch Mittel zu seiner Verteidigung nicht zu verweigern, war das A und 0 <strong>der</strong> tagespolitischen<br />
Miihen". (Reuss, 1960, S. 30. Hervorhebung im Original.)<br />
Es soUte hemerkt werden, daB <strong>der</strong> Ausdruck "Mittel zur Verteidigung" des<br />
Staates den Sachverhalt eher ahschwacht. Nach Naumanns Auffassung muBte<br />
"Verteidigung" in einem sehr weitreichenden Sinne verstanden werden: "Es ist<br />
eine falsche Idee, bloB die Heimat verteidigen zu wollen [...] Man kann sich in<br />
Afrika verteidigen mussen odeI' am Gelben Meer, wenn es die Lage so mit sich<br />
bringt." (Kruger, 1983, S. 267, Fn. 172) "Verteidigung" war in Naumanns Wortgebrauch<br />
das Aquivalent von Weltpolitik.<br />
Naumann pladierte gegeniiber den ArbeitelTI, daB die Machtfrage des deutschen<br />
Reiches auch eine Lebensfrage fur sie sei. Ihr Leben hange von einem<br />
machtigen Deutschland ab, das jene Markte erobert, ohne die eine wachsende<br />
Bevolkerung nicht auskommen kanne: "Der Kampf urn den Weltmarkt ist ein<br />
Kampf urns Dasein." Auch Kolonien seien erfor<strong>der</strong>lich fur die deutsche Industrie<br />
und den deutschen Handel, sowie als Lebensraum. Sie sollten "in gemaBigtem<br />
Klima, wo deutsche Ansiedlungen moglich sind," angestrebt werden. Auf die<br />
Frage "bei welchen Gelegenheiten konnen solche Kolonien gewonnen werden?"<br />
antwortete Naumann markig: "Bei Friedensschlussen nach glucklichen Seekriegen."<br />
(Naumann, 1964e, S. 208f.) Somit erhielt die Flottenfrage eine zentrale<br />
Bedeutung fur Naumanns Position.<br />
Selbst in del' Zeit einer allgemeinen blinden Begeisterung fur eine groBe<br />
Hochseeflotte war Naumann fur den fanatischen Beistand bekannt, den er del'<br />
Sache leistete. Naumann seIber berichtete, daB Wilhelm II. ihn den "Marinepfarrer"<br />
nannte und del' Kaiser von den Nationalsozialen als den "Flottenschwarmem"<br />
(Naumann, 1964e, S. 254) sprach. Doch angesichts des Blickwinkels, den<br />
Naumann auf die Weltpolitik einnahm, war seine Flottenwut verstandlich. Wie er<br />
1898 schrieb:<br />
"Kann es eine deutsche Kultur neben <strong>der</strong> englischen geben, solI es sie geben? [... ]<br />
Schon jetzt miissen wir mit dem letzten Kampf urn Englands Weltherrschaft wie<br />
mit einem Ereignis rechnen, das wohl noch ein Menschenalter warten kann, das<br />
aber mit <strong>der</strong> Sicherheit von Naturereignissen kommen wird. Von dieselTI Hintergrunde<br />
aus ist die Frage nach Flotte und Kolonien zu beantworten". (Naumann,<br />
1964e, S. 236f)<br />
1m Hinblick auf diese weltgeschichtliche Herausfordelung, brauche das deutsche<br />
politische System eine drastische Oberholung. <strong>Die</strong> Arbeiter miiBten <strong>der</strong> imperialistischen<br />
Bewegung eingereiht und sogar irgendwie zu ihren HaupttragelTI<br />
gemacht werden. In erster Linie kame dabei massive Sozialpolitik in Frage: "<strong>Die</strong>