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Die Partei der Freiheit

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Kapitel6<br />

Friedrich Naumann - ein deutscher<br />

Modelliberaler?<br />

I. <strong>Die</strong> Idealisierung von Friedrich Naumann<br />

In einem wichtigen Essay schrieb Werner Conze 1950: "Das Bild Friedrich<br />

Naumanns ist bis heute im allgemeinen einer gewissen Idealisierung unterworfen<br />

gewesen." Conze raumt ein, daB dies leicht zu verstehen ist. Denn Naumann seIber<br />

sei lauter und ehrlich gewesen, und er sei "zu Recht" als einer <strong>der</strong> VorHiufer<br />

<strong>der</strong> deutschen Demokratie angesehen worden. Er fugt hinzu:<br />

"Doch wenn wir den Versuch machen, uns mit diesem auf den ersten Blick so geradlinig<br />

und vorbildlich erscheinenden Mann und seinen politischen Grundlagen<br />

naher auseinan<strong>der</strong>zusetzen, so tritt das Idealbild zUrUck [...]" 1 .<br />

<strong>Die</strong> Idealisielung, von <strong>der</strong> Conze sprach, war in groBem Umfang das Werk<br />

Theodor Reuss, des ersten Prasidenten <strong>der</strong> Bundesrepublik. Seinem eigenen Bekunden<br />

nach war Heuss von 1905 bis zu NaumannS Tod im Jahre 1919 dessen<br />

"nachster personlicher Mitarbeiter" (Heuss, 1960, S. 33) und einer von jenem<br />

Kreis, dessen Mitglie<strong>der</strong> "ihm [ihre] halbelwachsene Knabenseele schenkten"<br />

und die es spater als ihre "mannliche Pflicht und Freude [ansahen], fur seine<br />

GroBe zu zeugen." (Heuss, 1919, S. 13. Hervorhebung im Original.) In Erfiillung<br />

dieser Pflicht wurde Reuss <strong>der</strong> Rauptbiograph Naumanns, und er propagierte<br />

unermudlich die gemeinsame Sache. 2<br />

Nach dem Zeugnis eines spateren Bundesprasidenten - Richard von<br />

Weizsacker - existierte zu Mitte <strong>der</strong> 1980er Jahre eine weitverbreitete, wenn auch<br />

eher unbestimmte Zuneigung und Bewun<strong>der</strong>ung fur Naumann "als Menschen".<br />

Weizsacker gestand jedoch ein, daB "es nicht immer ganz leicht ist, diese Zunei-<br />

Conze (1950, S. 355). Spael (1985, S. 2ff.) versucht, Conzes Darstellung zu wi<strong>der</strong>legen. Er<br />

macht dabei geltend, daB viele <strong>der</strong> von Conze kritisierten Charakterziige lediglich Naumanns<br />

"publizistischer" Neigung entsprangen. Spael macht sich jedoch nicht die Miihe, irgendeinen<br />

an<strong>der</strong>en "Publizisten" zu erwahnen, <strong>der</strong> Naumann in dieser Hinsicht vergleichbar ware, noch<br />

erkUirt er, warum solche Ztige bei Naumann so viel mehr in die Augen fallen als bei an<strong>der</strong>en,<br />

die das "publizistische Ethos'" teilten. Conze scheint sein Gesamturteil tiber Naumann spater<br />

gan<strong>der</strong>t zu haben~ vgl. Spael (1985, S. 321, Fn. 347). Doch mir scheint, daB dies seine<br />

ursprungliche Kritik nicht auBer Kraft setzt.<br />

2 <strong>Die</strong> Standardbiographie stammt von Heuss (1949). <strong>Die</strong> erste Autlage erschien 1937.

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