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Die Partei der Freiheit

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214 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Was die Volkswit1schaftsprofessoren ben"af, war Mises, <strong>der</strong> in den 1920er Jahren<br />

mit vielen von ihnen bekannt war, von einigen <strong>der</strong> jungeren - wie Wilhelm<br />

Ropke und Alexan<strong>der</strong> Rustow - beeindruckt. Ober den Rest bemerkte er trocken:<br />

"DaB die Herren keine Nationalokonomen waren, ja, daB sie meist eine Kampfstellung<br />

gegen die Nationokonomie einnahmen, solI ihnen nicht vorgewotfen<br />

werden. Sie waren eben die Schuler Schmollers, Wagners, [Karl] Buchers und<br />

Brentanos [...] je<strong>der</strong> Nationalokonom schien ihnen als Staatsfeind, als undeutsch,<br />

als Anwalt von Unternehmerinteressen und Freihandler verdachtig." (von Mises,<br />

1978, S. 67, 69)<br />

Unter <strong>der</strong> weiteren Bevolkerung hatten viele kathe<strong>der</strong>sozialistische Lehren<br />

jene Stellung erreicht, die Schumpeter als ver<strong>der</strong>bliche okonomische Ideen beschreibt<br />

sie hatten "das Stadium des ,wie-je<strong>der</strong>-weiB' erreicht" und wurden<br />

"nicht mehr in Frage gestellt, son<strong>der</strong>n [...] als selbstverstandlich hingenommen."<br />

(Schumpeter, 1965, S. 570) Zu solchen Ideen zahlten im Deutschland des fruhen<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts: die Relativitat aller nationalokonomischer Grundsatze; die<br />

Klassifizierung <strong>der</strong> "westlichen" Nationalokonomie als "eine Wissenschaft <strong>der</strong><br />

Habsucht und des Geizes;" <strong>der</strong> Vorrang <strong>der</strong> Macht uber das okonomische Gesetz;<br />

<strong>der</strong> Primat des Staates im wirtschaftlichen und sozialen Leben; die moralische<br />

Min<strong>der</strong>wertigkeit des privaten Geschaftsmannes gegenuber dem staatlichen Be~<br />

amten und des Gewinnstrebens gegenuber einer staatlich definierten "Pflicht;"<br />

und nicht zuletzt das dringende Erfor<strong>der</strong>nis einer aggressiven AuBenpolitik, urn<br />

Deutschlands kunftigen Wohlstand zu sichem. <strong>Die</strong>se zentralen Vorstellungen <strong>der</strong><br />

Kathe<strong>der</strong>sozialisten waren im offentlichen Denken tief verwurzelt und bestimmten<br />

die politische Orientierung weiter Kreise <strong>der</strong> Bevolkerung. <strong>Die</strong>s ist nicht <strong>der</strong><br />

Ort, urn die relative Wirksamkeit von "Ideen" und "Interessen" in <strong>der</strong> Politik zu<br />

diskutieren: Offensichtlich wurden diese Ideen von einer stattlichen Reihe okonomischer<br />

Interessen ausgenutzt und verstarkt - von verschiedenen kapitalistischen<br />

Interessen, von Arbeiterorganisationen, vom Beamtentum, dem Militar<br />

usw. Doch es waren die Kathe<strong>der</strong>sozialisten, die die Weltanschauung geschaffen<br />

hatten und die die Opfer einer interventionistischen und imperialistischen Politik<br />

daran gewohnten, jene Vorstellungen als ihre Rettung zu begruBen.<br />

Eine beson<strong>der</strong>s ungluckliche Folge <strong>der</strong> Vorhen"schaft del' historischen Schule<br />

und ihrel' UnHihigkeit, den Marxismus theoretisch bekampfen zu konnen, wurde<br />

1925 von Ludwig Pohle dargelegt. Unter gebildeten Pel'sonen helTsche vollkommene<br />

Vel'wirrung hinsichtlich del' Grundlagen <strong>der</strong> auf dem Privateigentum beruhenden<br />

Gesellschaftsordnung, und viele von ihnen seien "eine leichte Beute <strong>der</strong><br />

sozialistischen Theorien" gewol'den, denn nach Meinung del' deutschen Offent-<br />

Nachfolger Heinrich Herkner fa-llt es schwer, die entschuldigenden SchluBfolgerungen vieler<br />

Autoren hinzunehmen, die in jenem dem Denken von Gustav Schmoller gewidmeten Band von<br />

History of Economic Thought, hrsg. von Jiirgen Backhaus, zum Ausdruck kommen. Dazu<br />

zahlt etwa Nicholas W. Balabkins, <strong>der</strong> in "Gustav Schmoller and the Emergence of Welfare<br />

Capitalism," S. 32, erklart, Schmoller habe lediglich die Auffassung vertreten, daB sowohl<br />

"induktive als auch deduktive Methoden unerlaBlich sind und daB weitreichenden deduktiven<br />

Verallgemeinerungen gegenuber Vorbehalte angezeigt sind."

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