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Die Partei der Freiheit

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206 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

v. Ludwig Pohles Kritik<br />

Zu den seltenen Stimmen del' Opposition, die sich allmahlich erhob, gehorte<br />

Adolf Weber, ein junger Okonom, del' die Kathe<strong>der</strong>sozialisten im Jahre 1908 ob<br />

ihrer "einseitigen Gefuhlspolitik" tadelte: "Es scheint wirklich notig zu sein, die<br />

deutsche national6konomische Wissenschaft daran zu erinneln," schTieb Weber,<br />

daB dOlt, wo del' Verstand vom Gefuhl und vom "Willen zur Tat" in den Schatten<br />

gestellt wird, dies zu einer "Oberschatzung del' eigenen Krafte, wie des menschlichen<br />

Konnens, beson<strong>der</strong>s abel' del' Staatsgewalt" fulute. Sein Ulteil uber die Epoche,<br />

in <strong>der</strong> er schrieb, war ebenso pessimistisch wie das von Wolf:<br />

"Ein fast phantastischer Glaube an die Allmacht <strong>der</strong> offentlichen Gewalt, auf ,sozialem<br />

Gebiete' insbeson<strong>der</strong>e ein uber das Mail hinausgehen<strong>der</strong> Glaube an die<br />

Wun<strong>der</strong>kraft <strong>der</strong> Gesetzesschablone und <strong>der</strong> Steuerschraube, drangt sich immer<br />

mehr vor [...]". (Weber, 1961, S. 397)<br />

Drei Jahre spateI' wurden die Kathe<strong>der</strong>sozialisten in einer umfassenden Schrift<br />

von Ludwig Pohle, del' ein Ordinariat an del' Universitat Frankfurt inne hatte, angeprangert.<br />

Pohle war del' Nachfolger Wolfs als Herausgeber <strong>der</strong> Zeitschrift .fiir<br />

Socialwissenschaft und einer del' wenigen deutschen Volkswirte diesel' Zeit, die<br />

spateI' die Hochachtung del' Osterreicher Ludwig von Mises und F.A. von Hayek<br />

gewinnen sollten; obwohl Pohle die "Einseitigkeit" des Laissez-.!aire verwarf,<br />

schatzte Mises ibn als den "scharfblickenden, aufrechten Ludwig Pohle" (von<br />

Mises, 1978, S. 69; von Hayek, 1991, S. 68, Fn. 23).<br />

Man kann Mises' Urteil nachvollziehen, wenn man mit dem von Pohle 1911<br />

veroffentlichten Werk <strong>Die</strong> gegenwdrtige Krisis in <strong>der</strong> deutschen Volkswirtschaflslehre.<br />

Betrachtungen iiber das Verhdltnis zwischen PoUlik und nationalokonomischer<br />

Wissenschaflliest. In diesel' kurzen, scharf analysierenden Streitschrift<br />

unterzieht Pohle die wissenschaftliche Qualifikation seiner Gegner einer<br />

gnadenlosen Kritik und stellt zugleich brilliant die Dilemmata dar, in die die<br />

Wirtschaftspolitik modelner Demokratien geraten kann.<br />

Pohle, <strong>der</strong> 1905 den Verein fur Socialpolitik verlieB, gibt seiner Untersuchung<br />

die Form einer Kritik del' Kathe<strong>der</strong>sozialisten. Er tadelt <strong>der</strong>en wissenschaftsfeindliche<br />

Methoden, fragwiirdige okonomische Lelumeinungen und den schadlichen<br />

EinfluB diesel' Richtung auf die offentliche Meinung. Obwohl es Anzeichen<br />

fur einen Gezeitenwechsel gebe, erklart Pohle, seien, an intemationalen<br />

MaBstaben gemessen, "wirkliche Nationalokonomen" in Deutschland immer<br />

noch "rarae aves." <strong>Die</strong> mehr als eine Generation wahrende Beherrschung des<br />

deutschen akademischen Lebens durch die Reformprofessoren habe dazu gefuhrt,<br />

daB in Deutschland praktisch nichts zur Wirtschaftswissenschaft beigetragen<br />

worden sei. Das sei kaum velwun<strong>der</strong>lich, da die deutschen Gelehrten - anstelle<br />

einer objektiven Untersuchung okonomischer Erscheinungen - pragmatische<br />

Werke voller Werturteile verfafiten, sehr nach Art del' Sprecher des "Manche-

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