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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 5: <strong>Die</strong> Rolle <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialisten beim Nie<strong>der</strong>gang des deutschen Liberalismus 205<br />

Schriftsteller wie Schmoller, erkHirte Wolf, hatten nicht die leiseste Ahnung<br />

von den wahren Grunden des steigenden Lebensstandards <strong>der</strong> Arbeiterklasse in<br />

den letzten Jahrzehnten. <strong>Die</strong>se dtirften nicht in <strong>der</strong> Sozialpolitik o<strong>der</strong> in gewerkschaftlichen<br />

Betatigungen gesucht werden, sondem in erster Linie in "dem Erfin<strong>der</strong>genie,<br />

dann dem Talent hervorragen<strong>der</strong> Untemehmner, wie dem vermehrten<br />

Arbeitsgeschick <strong>der</strong> Arbeiter, in Verbindung mit <strong>der</strong> Einrichtung des freien<br />

Marktes und des Privateigentum auch an den Produktionsmitteln." (Wo?f, 1898,<br />

II, S. 89f.) Da die Kathe<strong>der</strong>sozialisten typischerweise die Stellung des Arbeiters<br />

als Konsument auBer acht lieBen, wfuden sie den ihm aus <strong>der</strong> Sozialpolitik<br />

zukommenden Vorteil tibertreiben, <strong>der</strong> "den Vergleich nicht aushalten kann mit<br />

jenen, die in <strong>der</strong> Verbilligung eines wesentlichen Konsumobjekts o<strong>der</strong> in einer<br />

allgemeinen Erhohung des Lohnstandes enthalten waren," was wie<strong>der</strong>um die naturliche<br />

Foige <strong>der</strong> kapitalistischen Entwicklung sei (Wo?!; 1898, VI, S. 490).<br />

Wolf seIber war kein "Manchestermann." Ais Fiirsprecher einer gemaBigten<br />

Sozialpolitik konnte er durchaus <strong>der</strong> erste iiberzeugte Velteidiger <strong>der</strong> Marktwirtschaft<br />

gewesen sein, <strong>der</strong> zu ihren Gunsten anftilute, daB ilu-e wachsende Produktivitat<br />

Sozialpolitik erst moglich macht. 46 Dennoch lenkte sein BehalTen, daB die<br />

Kathe<strong>der</strong>sozialisten vollkommen falsch damit lagen, die soziale Frage als eine<br />

solche <strong>der</strong> "ungerechten" Velteilung anzusehen, walu-end sie im Glunde immer<br />

eine <strong>der</strong> Schaffung von Wohlstand und <strong>der</strong> dafUr erfor<strong>der</strong>lichen Eim-ichtungen sei<br />

(Woih 1898, V, S. 409ff.), die Diskussion in rationale Bahnen. Wolfs Wamung<br />

vor dem Rezept, daB das gegnerische Lager fur die Arbeiter bereithielt - "die politische<br />

Macht schlankwegs als Mittel zur Gewinnung <strong>der</strong> okonomischen Macht"<br />

(Woih 1898, IV, S. 355) zu gebrauchen - prophezeite bereits ktinftige Schwierigkeiten.<br />

In seinem letzten Beitrag zu <strong>der</strong> oben erwahnten Serie teilt Wolf den Pessimismus,<br />

den Bamberger und an<strong>der</strong>e Verteidiger <strong>der</strong> Marktwirtschaft gegen Ende<br />

des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts hegten: Trotz einiger spater Zugestandnisse <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialisten<br />

habe die sich gegenseitig verstarkende Propaganda von Sozialdemokraten<br />

und akademischen Refolmem die offentliche Meinung so selu- mit<br />

anti-liberalen Ansichten durchsetzt, daB letztere auszurotten "von vornherein als<br />

aussichtslos betrachtet werden muB." (Woih 1898, VI, S. 495)<br />

rung in frei wie in unfrei regierten Landem, liegt nur darin, das je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Millionen Einzeln<br />

durch das, was er fur sich tut, so viel zum Gedeihen des Ganzen beitragt, daB die Sunune <strong>der</strong><br />

individuellen Leistungen die Arbeit des Regierens und Gesetzgebens in ihren guten wie in ihren<br />

schlechten Folgen millionfach aufwiegt."<br />

46 Wo?l(l898, II, S. 95)~ vgl. auch Wo?l(l924, S. 237). Der Untertitel von Wolfs Sozialismus<br />

und kapitalistische Gesellschaftsordnung war Kritische Wurdigung bei<strong>der</strong> als Grundlegung<br />

einer Sozialpolitik. <strong>Die</strong>ses Argument ist seitdem unter Verfechtem <strong>der</strong> Marktwirtschaft recht<br />

ublich geworden~ vgl. etwa Seldon (1985, S. 68), <strong>der</strong> erklart: "die ungeheure Produktivitat,<br />

die <strong>der</strong> Markt hervorbringt, kann aufterhalb des Marktes verteilt werden, urn seine inneren<br />

Produktionsanreize zu erhalten." (Hervorhebung im Original.)

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