Die Partei der Freiheit
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204 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
Wolf hatte - wahrscheinlich zu recht - eine hohe Meinung yom Beitrag, den er<br />
selbst dazu leistete, die Herrschaft <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialisten zu brechen. Ais er in<br />
den 1920er Jahren, yom gewandelten Meinungsklima unter Okonomen, auf die<br />
1890er Jahre zuriickblickte, konnte er sein Eintreten fur die Marktwirtschaft mit<br />
dem Worte Nietzsches als "Umwertung aller Werte" bezeichnen. SchlieBlich war<br />
er fur die "schmutzige Sache [...] des Unternehmertums" eingetreten, die, wie es<br />
in jener Zeit hieB, "im Banne <strong>der</strong> Marxschen ,Ausbeutungs-Theorie' stand."41<br />
Interessanterweise bekannte Eduard Bernstein spater, daB Wolfs Werk ihn dabei<br />
bestarkt habe, die marxistische Orthodoxie zu hinterfragen. 42<br />
1898 brachte Wolf die erste Ausgabe del' Zeitschrift fur Socialwissenschaft<br />
heraus - mit einer Reihe kurzer Essays tiber "Illusionisten und Realisten in <strong>der</strong><br />
Nationalokonomie."43 Er kritisielte die Kathe<strong>der</strong>sozialisten daftir, sich bereits<br />
friih auf grundlegende marxistische Lern"en eingelassen zu haben - so die Verelendung<br />
del'· Arbeiterklasse, den Kapitalismus als modelue Form del' Klassenherrschaft,<br />
das Lohnsystem als Form <strong>der</strong> "Sklaverei," das Verschwinden <strong>der</strong><br />
Mittelklasse unter <strong>der</strong> GeiBel <strong>der</strong> Konkurrenz usw. - urn diese Vorstellungen <strong>der</strong><br />
offentlichen Meinung einzuimpfen. DaB sich SchmolIer, Wagner und an<strong>der</strong>e in<br />
neueren AuBerungen von ihrer friiheren Haltungen entfernt hatten, sei erfreulich,<br />
wenn es auch verspatet erfolgt.44 Aber urn ihnen nicht zuviel zugute zu halten,<br />
sollte man bedenken, daB selbst sozialdemokratische "Revisionisten" zu ahnlichen<br />
SchluBfolgerungen gelangt seien. AuBerdem litten die Kathe<strong>der</strong>sozialisten<br />
immer noch an <strong>der</strong> "groBen Selbsttauschung unserer Zeit," namlich "die Umkehrung<br />
jenes Verhaltnisses, dessen, was die SozialrefolID vollbringt und zu volIbringen<br />
velIDag und dessen, was auf Rechnung <strong>der</strong> Steigelung del' Guterproduktivitat<br />
<strong>der</strong> Wirtschaftsordnung kommt." (Wolf, 1898, II, S. 95; vgl. auch III, S.<br />
253f.)<br />
"Was die auf sich gestellte Sozialreform vermag im Vergleich zu dem, was die in<br />
<strong>der</strong> burgerlichen Wirtschaftsordnung wirksamen Krafte des technischen Fortschritts<br />
durch das Mittel des freien Marktes leisten, auf dem sozialen Gebiet leisten,<br />
ist gering und unbedeutend.,,45<br />
41 Wolf(1924, S. 216,218). Ais Ludwig Bamberger seine Erinnerungen (1899, S. 386), verfaBte,<br />
sprach er von den fruhen 1870er Jahren als von <strong>der</strong> "Ara <strong>der</strong> Verleunldung und Verunglimpfung<br />
je<strong>der</strong> geschaftlichen Tatigkeit, die sich seitdem so machtig entfaltet hat."<br />
42 Bernstein (1924, S. 20f), wo Bernstein tiber die Arbeit Wolfs und drei Schriften von<br />
Schulze-Gavernitz (einschlieBlich Der GrojJbetrieb, ein wirtschafUicher und sozialer Fortschritt)<br />
schrieb: "So sehr ich mich innerlich dagegen wehrte, zogen Zweifel bei mir ein an<br />
Satzen, die ich bis dahin fur unwi<strong>der</strong>leglich gehalten hatte [...]"<br />
43 Wolf(1898, Bd. I, S.4ff.~ II, S.89ff.~ III, S.249ff.~ IV, S.352ff.~ V, S.407ff~ VI, S.487ff).<br />
44 Wolf bemerkte, daB offensichtliche Tatsachen <strong>der</strong> kapitalistischen Entwicklung sagar sozialistische<br />
Theoretiker wie Eduard Bernstein gezwungen hatten, zentrale marxistische Positionen<br />
aufzugeben~ Wo?l(1898, III, S. 250f).<br />
45 Wolf (1898, II, S. 89. Hervorhebung im Original.) Vgl. das Fazit Bambergers (1898a, S.<br />
275): "Das Ratsel <strong>der</strong> Erhaltung und Weiterentwicklung <strong>der</strong> Volker, trotz so vieler MiBregie-