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Die Partei der Freiheit

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200 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

auf Erden. Der Weg, <strong>der</strong> die Welt zum August 1914 ftihren sollte, wurde nun<br />

auch intellektuell geebnet.<br />

Nachdem sie sich in die Schlacht urn die Flotte gesttirzt hatten, entdeckten die<br />

Refonnprofessoren, daB ihre Stellung als Vertreter, wenn nicht gar als wahre<br />

Verkorperung <strong>der</strong> deutschen "Wissenschaft" von unschatzbarem Wert ftir die<br />

gemeinsame Sache war. "Mit einer wahren Flut von VOliragen, Gutachten, Aufsatzen,<br />

Broschtiren und Btichern haben sie sich in den <strong>Die</strong>nst <strong>der</strong> Sache gestellt<br />

und in jener wissenschaftsfreudigen und wissenschaftsglaubigen Zeit entscheidenen<br />

Anteil an <strong>der</strong> Verbreitung und Festigung des Flottengedankens im BewuBtsein<br />

<strong>der</strong> Offentlichkeit gewonnen." (Marienfeld, 1957, S. 7) <strong>Die</strong> Debatte drehte<br />

sich haufig urn Fragen wie das ktinftige Bevolkerungswachstum in Deutschland,<br />

den Bedarf an Rohmaterialien unddas industrielle Wachstum des rivalisierenden<br />

Auslands. All das verschaffte ihrem venneintlichen Expertentum zusatzliches<br />

Ansehen. DaB Schmoller und seine Verbtindeten nur wegen ihres politisch<br />

elworbenen Quasi-Monopols im Hochschulwesen so leicht ftir "die Wissenschaft"<br />

sprechen konnten, war etwas, wovon die Offentlichkeit nichts ahnte.<br />

Ebenso wenig war sie sich ganz tiber das AusmaB im Klaren, in dem nicht die<br />

Wissenschaft, sondem Werturteile tiber Verteilungsgerechtigkeit und Deutschlands<br />

rechtmaBigen Platz in <strong>der</strong> Welt die von den Kathe<strong>der</strong>sozialisten propagierte<br />

Politik bestimmten.<br />

<strong>Die</strong> Bemtihungen <strong>der</strong> Professoren erfreuten sich eines inwitzigen Erfolges.<br />

Eine Denkschrift des Marineministeriums vom September 1900 berichtete triumphierend<br />

tiber das Ergebnis <strong>der</strong> beispiellosen "Mobilisierung" des deutschen<br />

Professorats: "das deutsche Yolk [...] in seinen gebildeten Kreisen" war nun ,fast<br />

ganz von <strong>der</strong> Notwendigkeit einer allen Eventualitaten gewachsenen Flotte"<br />

tiberzeugt (Deist, 1976, S. 104. Hervorhebung im Original). Tirpitz war zufrieden:<br />

"Auch war namentlich dank <strong>der</strong> Mitarbeit <strong>der</strong> Nationalokonomen die offentliche<br />

Meinung in starkerem Umfang gewonnen, als wir seIber erhofft hatten."<br />

(von Tirpitz, 1920, S. 105)<br />

IV. Reaktionen gegen den Kathe<strong>der</strong>sozialismus<br />

Der Aufstieg <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialisten 'zu EinfluB und Macht blieb in Deutschland<br />

nicht ohne Gegenstromungen. 1872 veroffentlichte Heinrich Oppenheim, ein<br />

liberaler Publizist und enger Freund Ludwig Bambergers, eine Sammlung polemischer<br />

Essays, die er mit dem Titel Der Kathe<strong>der</strong>-Sozialismus versah, wodurch<br />

<strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Name gegeben wurde, den sie kiinftig tragen sollte. 36 Zudiesem<br />

frtihen Zeitpunkt beklagte Oppenheim bereits, daB die Kathe<strong>der</strong>sozialisten<br />

ein liberales Rezept - die akademische <strong>Freiheit</strong> - miBbrauchten, urn ihre monopolistische<br />

Beherrschung del' Hochschulen sicherzustellen. Das verletze eine an<strong>der</strong>e<br />

36 Oppenheim (1872). Zu Oppenheim siehe Hent:fichel (1976, S. 299ff.).

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