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Die Partei der Freiheit

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194 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Ebensowenig wie dem ostelTeichischen Kathe<strong>der</strong>sozialisten Eugen von<br />

Philippovich, <strong>der</strong> ibn zustimmend zitielte, noch wie Brentano, <strong>der</strong> in dieser Hinsicht<br />

dieselbe Meinung vet1rat,28 kam es SchmoBer in den Sinn, daB diese Uberlegungen<br />

- wenn sie stimmten - auch fur den Gebrauch <strong>der</strong> geistigen und wahrscheinlich<br />

fur den <strong>der</strong> korperlichen Fahigkeiten des Individuums zutrafen. <strong>Die</strong><br />

SchluBfolgerung, daB die "Gesellschaft" (d.h. <strong>der</strong> Staat) uber das Eigentum des<br />

Individuums nach Belieben verfugen dUlfe, galt mithin auch fur seine Person.<br />

Doch was konnte das an<strong>der</strong>es bedeuten, als daB jedes Individuum als Sklave des<br />

Staates angesehen werden muBte? Spatere und konsequentere deutsche Verehrer<br />

des "irdischen Gottes" zogerten nicht, diese Folgerung zu ziehen.<br />

Der Essay, in dem Philippovich sich Schmollers Untergrabung des Eigentumsrechtes<br />

zueigenmachte, trug den Titel "Das Eindringen <strong>der</strong> sozialpolitischen<br />

Ideen in die Literatur" und wurde 1908 in einer Festschrift fur Schmoller veroffentlicht.<br />

Er zeigt, daB die Geisteshaltung, die nach <strong>der</strong> Beschreibung Andreas<br />

Voigts fur die "heroische Zeit" des Kathe<strong>der</strong>sozialismus typisch war, damals in<br />

voller Blute stand, denn <strong>der</strong> Angriff auf Privateigentum und Marktwirtschaft ist<br />

hier brutal und unnachgiebig (von Philippovich, 1908, S. Iff.).<br />

Philippovich skizzielt mit graBter Sympathie die sozialen Ideen von Heinrich<br />

Ahrens, Lorenz von Stein, AlbeIt Schaffle und an<strong>der</strong>er fruher Schriftsteller, die<br />

das Denken <strong>der</strong> Generation Schmollers und seiner Kollegen vorgepdigt hatten.<br />

<strong>Die</strong> klassische Okonomie ist, so meint er, als eine bloBe "Wissenschaft <strong>der</strong> Habsucht<br />

und des Geizes" (von Philippovich, 1908, S. 27) zu velwerfen. In seiner<br />

Darstellung ist die kapitalistische Gesellschaft von Klassenkampfen gespalten, sie<br />

unterdriickt den Arbeiter und ist in ihrer gegenwaliigen Form clem Untergang geweiht.<br />

Philippovich pflichtet Schaffles Auffassung bei, daB "die zentraleOrganisation<br />

des Staates [...] aBe autonomen Organisationen <strong>der</strong> Gesellschaft unter sich<br />

und mit <strong>der</strong> eigenen zentralen Einheit verbinden [muB]," (von Philippovich, 1908,<br />

S. 31) und er stimmt mit dem grundlegenden Prinzip <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialisten<br />

uberein, daB man "an die Stelle <strong>der</strong> Rivalitat und Konkun·enz eine wahrhafte Organisation<br />

alIer Gebiete menschlicher Tatigkeit setzen" (von Philippovich, 1908,<br />

S. 20) muB.<br />

Man kann Philippovichs ganzen Essay lesen und zu dem SchluB kommen, daB<br />

Kapitalisten und Untemehmer nichts an<strong>der</strong>es betreiben als die Unterdruckung <strong>der</strong><br />

Arbeiter und die heimliche Planung <strong>der</strong> Vemichtung ihrer geschaftlichen Rivalen<br />

durch erbarmungslose Konkurrenz. Der Essay besteht in weiten Teilen aus Phrasen<br />

wie "die wachsende Kluft zwischen arm und reich," "die unaufhorlich wachsende<br />

Ungleichheit <strong>der</strong> Klassen," "Massenannut, Aufreibung des Mittelstandes<br />

28 Brentano (1871, Bd. 2, S. 337), wo er tiber den Besitzer schreibt: "Allein selbst wenn sein<br />

Vermogen das Resultat seines eigenen Wirkens ist, so ermoglichte doch nur das Gemeinwesen<br />

dessen Ansanunlung und die Erhaltung des Angesanunelten. Der Besitzer eines Vemlagens ist<br />

deshalb in keiner Weise berechtigt, dasselbe als ibm zum beliebigen Gebrauche gegeben zu<br />

betrachten, sondem nur als von <strong>der</strong> Gesellschaft ihm anvertraut, urn es an <strong>der</strong>en graBten Nutzen<br />

und Fromnlen zu verwalten."

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