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Die Partei der Freiheit

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186 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Marx und Lassalle hertibergenommen hatte," waren nun "als von <strong>der</strong> ,Wissenschaft'<br />

sanktioniert" (Bamberger, 1898, S. 326), anerkannt.<br />

In <strong>der</strong> Tat lag die Macht <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialisten darin begliindet, daB sie vor<br />

allem in PreuBen, wo sie praktisch ein Monopol auf Positionen im Hochschulbereich<br />

hatten, sich als Vertreter <strong>der</strong> "Wissenschaft" ausgeben konnten. Das enge<br />

Verhaltnis zwischen Schmoller und Friedrich Althoff, dem Direktor fur das<br />

Hochschulwesen im preuBischen Kultusministerium in <strong>der</strong> Zeit von 1882 bis<br />

1908, war geradezu "sprichwOlilich." 13 In Absprache mit Schmoller sorgte<br />

Althoff dafur, daB Geleluie mit Vorlieben fur den Kathe<strong>der</strong>sozialismus und die<br />

historische Methode bei Etnennungen bevorzugt wurden (Kriiger, 1983, S. 19;<br />

vgl. auch von Mises, 1969, S. 26f.). Nach dem Wort eines Kritikers konnte<br />

Schmoller dank seiner engen Beziehungen zu Althoff als <strong>der</strong> preuBische<br />

"Schulpapst" (Wo(h 1924, S. 221) auftreten.<br />

Schmollers eigener Standpunkt war kategorisch. Sogar in <strong>der</strong> Offentlichkeit<br />

wagte er zu verkunden, daB ein strikter "Smithianer" keinen Platz im deutschen<br />

akademischen Leben habe: Als Verehrer einer sterbenden und uberflussigen Neigung<br />

und Methode habe solch ein Individuum bewiesen, daB es den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> modemen Wissenschaft nicht geniige. 14 Somit stellte "das System<br />

Althoff' tiber Jahrzehnte hinweg sicher, daB die akademische Okonomie in<br />

Deutschland fest im Griff <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialisten bleiben und die Gesellschaftsordnung<br />

<strong>der</strong> Marktwirtschaft wenige Verteidiger in <strong>der</strong> deutschen "Wissenschaft"<br />

15 finden wiirde.<br />

13 Vgl. Lindenlaub (1967, S. 148). <strong>Die</strong> Worte, die Schmoller bei einem Gedenken an seinen<br />

Freund Althoff sprach, trafen auch auf ibn seIber zu: "er glaubte, man besaBe und iibte die<br />

Macht vie! besser, wenn man nicht vor <strong>der</strong> Offentlichkeit als ihr Trager erscheine. Und doch<br />

besaB er eine groBe Macht [...] Er strebte nach dem Wesen <strong>der</strong> Macht, weil er Gutes tun<br />

wollte [...] urn seinem Staate und seinem Konige zu dienen. <strong>Die</strong> Hingabe an den Staat, sein<br />

Gedeihen, seine groBen Institutionen, das war <strong>der</strong> Inhalt seines Lebens." Schmoller (1913, S.<br />

116f.). Angesichts dessen ist die Antipathie gegen "Smithianer," die Althoff mit Schmoller<br />

teilte, leicht zu verstehen.<br />

14 Lindenlaub (1967, Bd. 2, S. 415). Schmoller schloB auch "strikte Marxianer" in seine Verurteilung<br />

ein, doch angesichts <strong>der</strong> politischen Lage im damaligen Reich kam die Emennung<br />

solcher Personen kaum emsthaft in Frage. Was Schmoller von den Lehren Adam Smiths verstand,<br />

mag vielleicht seiner folgenden Behauptung entnommen werden: "<strong>Die</strong> nationa16konomischen<br />

Theoretiker jener Tage gehen - vor aHem Adam Smith selbst - von dem Gedanken<br />

aus, daB aIle Menschen gleich seien und daB, wenn man ihnen nur die notwendige <strong>Freiheit</strong><br />

gebe, sie aIle gleichmaBig vorwarts kamen und gliicklich wiirden." Schaller (1899, S. 106).<br />

15 1893 bemerkte <strong>der</strong> schwedische Okonom Knut Wicksell, daB die Macht <strong>der</strong> historischen<br />

Schule "bekannt" sei und daB sie "bis vor kurzem beinahe die alleinherrschende [Schule]<br />

war." Wicksell (1933, S. 2). Noch 1911 erklarte Ludwig Pohle, daB <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialismus<br />

"heute beinahe eine Monopolstellung bei <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong> nationalokonomischen Lehrstiihle<br />

an den deutschen Hochschulen besitzt." Pohle (1911, S. 124f.). Pohle deutete an, daB die<br />

Einrichtung von vom Staat einigermaBen unabhangigen Instituten die Lage verbessem konnte<br />

(ebenda, S. 128).

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