Die Partei der Freiheit
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182 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
zehnten diente er als wichtiges Agitationszentrum fur staatsorientielte Reformen<br />
in Deutschland.<br />
Alle Kathe<strong>der</strong>sozialisten veltraten mit Nachdruck die Ansicht, daB die. Volkswirtschaftslehre<br />
als eine "ethische Wissenschaft" verstanden werden muBte.<br />
Auch wenn einige wenige Mitglie<strong>der</strong> die "historische" bzw. "realistische" Methodologie<br />
beanstandeten (Adolph Wagner war das herausragende Beispiel), so<br />
wahlten die meisten - vor allem Schmoller - sie zur Glundlage ihrer Arbeit. Unter<br />
Velwerfung del' weitgehend deduktiven Methode <strong>der</strong> klassischenpolitischen<br />
Okonomie beschaftigten sie sich in eingehenden Untersuchungen mit del' Verwaltungs-<br />
und Wirtschaftsgeschichte. Ihr Treiben wurde von einigen als "Nationalokonomie<br />
ohne Denken" (Schumpeter, 1965, S. 982) bezeichnet. Ais besondel's<br />
wichtig wurden die Einzelheiten burokratischer Vorgange angesehen.<br />
Schmoller erklarte:<br />
"man kann wirtschaftliche Dinge und ZusHinde nur einigermaBen kennen und beurteilen<br />
lernen, wenn man zugleich die ganze Staatsmaschine in ihrem Detail bis<br />
zum Nachtwachter und Steuerbeamten herunter kennt, wenn man im Detail weiB,<br />
wie die ungeheure Staatsmaschine und die ganze Volkswirtschaft in tausend Faden<br />
zusammenhangen und sich gegenseitg bedingen" (l..Wein, 1937, S. 120).<br />
Yom Anhaufen geschichtlicher Daten wurde erwartet, daB es schlieBlich eine<br />
Theorie hervorbringen wtirde, welche die wirtschaftliche Tatigkeit in allen Facetten<br />
des sozialen Lebens zusammenfaBte. Doch wie eine wohlwollende Gelehtte<br />
uber Schmoller schrieb: "Er fuhrte umfangreiches historisches Material<br />
VOl', dieses diente letztlich doch nul' zur Illustrierung del' alteren Theorie, denn in<br />
seinen Arbeiten zur okonomischen Theorie gibt es keine neuen Ansatze, keine<br />
neue gedankliche Entwicklungslinie."4<br />
Kategorie zahlen. Bei an<strong>der</strong>en Gelegenheiten bezog er sich ausdriicklich auf die<br />
Notwendigkeit, die Burokratie zu beeinflussen.<br />
4 An<strong>der</strong>son (1971, S. 58). Vgl. Winkel (1977, S. 104): "So ergiebig [Schmollers] archivalisches<br />
Quellenstudium auch war, so verschwindend gering blieb <strong>der</strong> Ertrag <strong>der</strong> theoretischen<br />
Arbeit: 1m ganzen umfangreichen Werk Schmollers laBt sich kein theoretisches System erkennen."<br />
Fur eine typische Verteidigung Schmollers unter Hinweis auf sein Ziel, "die akonomische<br />
Theorie empirisch [zu] unterbauen," siehe Stavenhagen (1969, S. 197ff.). Vgl. auch<br />
Balabkins (1988). Koslowski (1995, S. Iff.) gibt zu verstehen, daB das Werk Schmollers und<br />
seiner Mitstreiter hilfreich dabei war, den Weg zu einer historischen und kulturellen Theorie<br />
<strong>der</strong> Volkswirtschaft zu zeigen. Fur eine verstandige Analyse <strong>der</strong> Hauptpunkte im Methodenstreit<br />
siehe Bostaph (1978, S. 3ff.). Bamberger (1898c, S. 343), macht zu <strong>der</strong> gewaltigen<br />
Sammlung historischen Materials durch den Verein die scharfsinnige Beobachtung: Wenn<br />
man frage, "was von nutzbaren SchluBfolgerungen daraus gewonnen worden" sei, dann<br />
musse die Antwort lauten, daB "die Ausbeute in verschwindend kleinem Verhaltnis zur aufgewendeten<br />
Arbeit steht. Und das ist nur naturlich: Je haher die Masse des Materials anschwillt,<br />
desto starker wachst das Bedurfuis nach fuhrenden Gedanken, d. h. nach Begriffen<br />
und <strong>der</strong>en Konsequenzen." In <strong>der</strong> Tat geben jene, in <strong>der</strong>en Augen Schn1011er einen "induktiyen"~<br />
bzw. "empirischen" Weg zur Wirtschaftstheorie beschritt, kaum jemals einen Hinweis