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Die Partei der Freiheit

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Kapitel5<br />

<strong>Die</strong> Rolle <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialisten beim<br />

Nie<strong>der</strong>gang des deutschen Liberalismus<br />

I. Der Aufstieg <strong>der</strong> Kathe<strong>der</strong>sozialisten<br />

<strong>Die</strong> Geburt des deutschen Wohlfahrtsstaates war vom Aufstieg einer sich vor<br />

aHem aus Okonomen zusammensetzenden Schule von Akademikern begleitet. Sie<br />

erhielten schon fruh den Namen "Kathe<strong>der</strong>sozialisten" und nahmen ihn an. <strong>Die</strong><br />

meisten dieser Gelehrten bevorzugten einen historischen und "ethischen" Ansatz<br />

gegeniiber <strong>der</strong> in ihren Augen iibermaBig abstrakten und "individualistischegoistischen"<br />

Methode <strong>der</strong> klassischen Okonomik. Daher werden sie manchmal<br />

auch als "historische Schule", ,jiingere historische Schule" o<strong>der</strong> "historischethische<br />

Schule"1 bezeichnet.<br />

Gustav SchmoHer war del' anerkannte Fuhrer des Kathe<strong>der</strong>sozialismus. Zusammen<br />

mit an<strong>der</strong>en grundete er 1872 den Verein fiir Socialpolitik, del' im wesentlichen<br />

"ein Kampfverein fur Socialpolitik"2 war. Del' Verein wurde ausdrUcklich<br />

als Gegengewicht zum Laissez-:faire-orientierten KongreB deutscher<br />

Volkswirte ins Leben gerufen, und - wie <strong>der</strong> KongreB zuvor - machte auch <strong>der</strong><br />

Verein fur Socialpolitik keinen Rehl aus seinem Ziel, die Meinungen von Regierung<br />

und Offentlichkeit zu seiner Ansicht zu bekehren. 3 In den nachsten Jahr-<br />

Siehe Winkel (1977, S. 82ff.)~ Plessen (1975)~ Schumpeter (1965, S. 986ff.)~ Pribram<br />

(1983, S. 209f£); Salin (1951, S. 141ff.)~ o.V (1993)~ o.v. (1994)~ sowie Betz (1988, S.<br />

409ff.). Obgleich <strong>der</strong> Ausdruck "historische Schule" (bzw. ,jiingere historische Schule" - in<br />

Abgrenzung zu den alteren Autoren Roscher, Knies und Hildebrand) fur die meisten <strong>der</strong> betreffenden<br />

Akademiker angemessen ist, umfaBt er nicht aIle von ihnen. Beson<strong>der</strong>s Adolph<br />

Wagner - das Hauptziel von Heinrich Oppenheims Streitschrift Der Kathe<strong>der</strong>-Sozialismus ­<br />

verwarf den "historischen'" Ansatz in <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaft.<br />

2 So Alfred Weber, zitiert nach Lindenlaub (1967, S. 33).<br />

3 Vgl. - von einem dem Verein giinstig gesonnenen Blickwinkel - Holborn (1969, S. 290):<br />

"wenn <strong>der</strong> politische EinfluB des Vereins auch nicht iiberschatzt werden sollte, trug er doch<br />

sehr zu einem besseren Verstandnis gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Probleme auf Seiten<br />

gebildeter und politisch interessierter Menschen, die vor allem im offentlichen <strong>Die</strong>nst des<br />

Staates und des Reiches zu finden waren, bei.'" Siehe auch Ascher (1963, S. 282ff.).<br />

Schmoller sprach in einem Briefan Brentano von <strong>der</strong> Notwendigkeit, "EinfluB auf die breiten<br />

biirgerlichen Klassen [...] <strong>der</strong>en Erziehung unsere Hauptaufgabe ist,'" auszuiiben<br />

(Lindenlaub, 1967, S. 417). Schmoller wiirde den offentlichen <strong>Die</strong>nst sicherlich zu dieser

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