Die Partei der Freiheit
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Kapitel 4: Der Aufstieg des mo<strong>der</strong>nen Wohlfahrtsstaates und die liberale Antwort 167<br />
Berlin abhangt, die entscheidet, wie das Unfallversicherungswesen In ganz<br />
Deutschland geregelt werden solI". (SBR, 1881c, S. 1474)<br />
Desweiteren biete eine Vielzahl konkulTieren<strong>der</strong> Firmen die Flexibilitat, die<br />
zur Befriedigung unterschiedlicher Bedurfnisse ungleicher Versichelungsnehmer<br />
erfor<strong>der</strong>lich sei. Wie Richter es ausdriickt: "Je<strong>der</strong> Zwang hat Schablonen, hat<br />
Schematismus, hat Normativbestimmungen zur Folge, die es verhindelTI, daB das<br />
einzelne Verhaltnis die Berucksichtigung findet, die es verdient." (SBR, 1881b, S.<br />
700ff.)<br />
Staatliche Versicherungen wiirde nicht nul' private Versicherungsfirmen aus<br />
dem Markt drangen, sondem auch Versicherungsgenossenschaften, die schon<br />
Verbreitung gefunden hatten. 21 Richter bemerkt, wie verwun<strong>der</strong>lich es angesichts<br />
del' Tatsache sei, daB die Konservativen, die sich ansonsten zur Sozialphilosophie<br />
des Korporatismus bekannten, auf diesem Gebiet die staatliche Vorsorge untersfutzten<br />
(SBR, 1881b, S. 704).<br />
Zur Staatsindustrie meint Bamberger:<br />
"Der Staat arbeitet vielleicht, wenn er neue Institutionen einsetzt, mit einer gewissen<br />
Scharfe, RegelmaBigkeit und Strammheit; aber daB ihm auf die Lange <strong>der</strong><br />
Stimulus fehlt, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Konkurrenz entspringt, die Verbesserungslust, die Lust<br />
das Publikum heranzuziehen und sich dessen Dankbarkeit durch wachsende<br />
<strong>Die</strong>nstwilligkeit zu erwerben, - daB ihm dies fehlt, das ist doch gar keine Frage".<br />
Haufig werde gesagt, bemerkt Bamberger, "daB in einzelnen Kunstbranchen<br />
z.B. die Staatsindustrie vorzugliches leiste; abel' daB sie es billiger leiste, daB sie<br />
dem Publikum dienstbarer sei" als die Privatindustrie sei kaum glaubwiirdig<br />
(SBR, 1881a, S. 676).<br />
Bamberger verweist auf das englische Versicherungssystem, das vollkommen<br />
privat, auf Raftpflicht basiere und gut funktioniere. Er sah deswegen in<br />
Bismarcks Entwurf einer staatIichen Versicherung einen weiteren Angriff auf die<br />
burgerliche Gesellschaft. Das Ergebnis sei, "daB wir SOfOl1 wie<strong>der</strong> eine Reihe von<br />
privaten Anstrengungen vemichten." <strong>Die</strong> Glundlage del' deutschen Gesellschaftsordnung<br />
sei individuelle Initiative und freier ZusammenschluB. <strong>Die</strong> Sozialversichelungsplane<br />
seien dagegen Teil einer neuen Raltung zur Tatigkeit des Staates,<br />
welche "sehr verhangnisvoll" sei, wo man "bald da, bald dort anp0cht, urn zu<br />
sehen, ob das, was del' FleiB, das Nachsinnen, die Betriebsamkeit del' Einzelnen<br />
geschaffen haben, nicht etwa von Staatswegen velTIichtet und verandel1 werden<br />
kann." (SBR, 1881a, S. 674f.)<br />
Indem er die iibliche Sicht, daB eine zunehmend komplexe Welt vermehrte<br />
Eingriffe <strong>der</strong> Regierung verlange, auf den Kopf stellt, verkiindet Bamberger, was<br />
spateI' ein Leitgedanke del' liberalen Schule von Mises und Hayek werden sollte:<br />
21 Vgl. ,-~'eldon (1985, S. 65), <strong>der</strong> die "Opportunitatskosten" des Wohlfahrtsstaates hervorhebt,<br />
namlich "den Verlust <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> verschiedengestaltigen privaten <strong>Die</strong>nste, seien sie<br />
kommerziell o<strong>der</strong> genossenschaftlich, die [durch staatliche Monopolisierung auf diesem Gebiet]<br />
praktisch unterdriickt wurden.'"