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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 4: Der Aufstieg des mo<strong>der</strong>nen Wohlfahrtsstaates und die liberale Antwort 155<br />

Unwissenden und Unerfahrenen durch die Klugen und Geriebenen. Der Staat solI<br />

bloB Polizei sein, beson<strong>der</strong>s fur die Ausbeuter" (von Bismarck, 1965, S. 339).<br />

Bismarck war somit <strong>der</strong> erste Staatsmann, <strong>der</strong> danach strebte, jeglicher Opposition<br />

zum Wohlfahrtsstaat die Berechtigung abzusprechen, indem er den Gegnem<br />

<strong>der</strong> Sozialpolitik personliche Unmenschlichkeit und Feindschaft gegenuber<br />

<strong>der</strong>en mutmaBlichen NutznieBetTI nachsagte. 5<br />

II. Der konservative Angriff auf die Marktwirtschaft<br />

Doch die personliche Schmahung <strong>der</strong> liberalen Politiker war nur ein kleiner<br />

Teil eines heftigen Sperrfeuers antikapitalistischer Rhetorik. Ober die Bedeutung,<br />

die einer Beeinflussung <strong>der</strong> Sprache im politischen Kampf zukommt, sind haufig<br />

kritsche Bemerkungen gemacht worden, von denen die bekanntesten vielleicht<br />

von George Orwell stammen. Der Soziologe Helmut Schoeck bemerkt: "Wer den<br />

Willen eines an<strong>der</strong>en brechen mochte, fahrt am besten, wenn er sein Opfer zwingen<br />

kann, eine neue Sprache zu lemen. <strong>Die</strong> Pseudosprache des Angreifers raubt<br />

dem zu Unterjochenden die Begriffe, mit denen er bis dahin Recht und Unrecht,<br />

Sinn und Unsinn zu scheiden wuBte." Schoeck hatte dabei den begrifflichen Angriff<br />

auf die "burgerliche Gesellschaft" im Sinn, den die Linksradikalen in den<br />

1960er und 1970er Jahren aus ihren Bastionen in Medien, Schulen und Kiinsten<br />

fuhrten:<br />

"Sicher ist aber, daB ,Burger' und ,burgerlich' innerhalb weniger Jahre wie<strong>der</strong> zu<br />

Diffamierungsvokabeln gemacht wurden, denen man sich meist ohne ernsthaften<br />

Wi<strong>der</strong>stand beugt, ja sie selbst oft - mit albernem Lacheln vor einem schlechten<br />

burgerlichen Gewissen - im Sinne <strong>der</strong> Linken verwendet".<br />

Das ist es, was Schoeck "Sprache als Trojanisches Pferd" (Schoeck, 1973, S.<br />

21, 23) nennt. Letztlich war dies auch das Ergebnis <strong>der</strong> sprachlichen Offensive,<br />

die ganz ahnlich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhundetis erfolgte.<br />

Bevor Bismarck sein Sozialprogramm vorstellte, war schon einige Jahre lang<br />

ein Feldzug gegen die angeblichen Obel des kapitalistischen Systems und die ihm<br />

zugrundeliegende Ethik im Gange. Der Hauptangriff wurde nicht direkt von den<br />

"Linken," sondem uberraschen<strong>der</strong>weise von vielen Mitgliedem <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Elite Deutschlands gefiihrt. Kirchenfiihrer und das Professorat, sowie die<br />

von Agrariem gelenkte Presse spielten wichtige Rollen. Ais Bismarcks Programm<br />

fur den "Staatssozialismus" auf dem Tisch lag, darunter die Plane fur die Sozial-<br />

5 <strong>Die</strong> die Opposition betreffenden Tatsachen lagenjedoch an<strong>der</strong>s, wie Born (1957, S. 72) darlegt:<br />

"Nicht daB die Lage <strong>der</strong> Arbeiter gebessert werden sollte, rief die Linksliberalen auf den<br />

Plan, sondem daB es durch staatlichen Zwang geschehen sollte, daB sich die Staatsmacht dabei<br />

auf einem Gebiete ausbreitete, das nach <strong>der</strong> Lehre des klassischen Liberalismus allein <strong>der</strong><br />

freien Entfaltung <strong>der</strong> Einzelpersonlichkeit vorbehalten war."

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