20.11.2013 Aufrufe

Die Partei der Freiheit

Die Partei der Freiheit

Die Partei der Freiheit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

154 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Bamberger wurde 1823 in Mainz geboren und starb 1899. Als Radikaler <strong>der</strong><br />

1848er Revolution ging er ins Exil und hielt sich hauptsachlich in Paris und London<br />

auf, wo er im Bankgeschaft zu Verm6gen kam. Bastiats Schriften, die ihm<br />

ein "wahrhaft entziicken<strong>der</strong> Reisebegleiter" waren, bestatigten ihn in seinen freihandlerischen<br />

Auffassungen (Bamberger, 1899, S. 215). Nach <strong>der</strong> preuBischen<br />

Amnestie kemte er gerade rechtzeitig nach Deutschland zuriick, urn in die Begeistelung<br />

iiber Bismarcks Vereinigung des Vaterlandes einzustimmen: Bamberger<br />

war und blieb sein ganzes Leben lang ein inbriinstiger kleindeutscher Patriot und<br />

Bewun<strong>der</strong>er Bismarcks, des Reichsgriin<strong>der</strong>s. Er trat den Nationalliberalen bei<br />

und beteiligte sich am Aufbau <strong>der</strong> wirtschaftlichen Institutionen des neuen<br />

Reichs, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Goldwahrung.<br />

Bamberger brach mit den Nationalliberalen anlaBlich ihrer Wendung zum<br />

Protektionismus und wurde einer <strong>der</strong> Fiimer <strong>der</strong> "Sezession". 1884 trat er <strong>der</strong><br />

neuen linksliberalen Fraktion, <strong>der</strong> Deutschfreisinnigen Paltei bei. <strong>Die</strong>se wurde<br />

von Eugen Richter geleitet, den er pers6nlich allerdings unertraglich fand. 1893<br />

lehnte er es ab, zur Wiedelwahl fiir den Reichstag anzutreten. Das entsprang teils<br />

seinem Wi<strong>der</strong>willen gegen den unvelfrorenen Antisemitismus, mit dem ihm die<br />

konservativen Abgeordneten begegneten, und dem kleinmutigen Schweigen von<br />

"drei Viertel <strong>der</strong> samtlichen Kollegen, die das gar nicht st6rt," teils seinem OberdlUB<br />

am von ihm so empfundenen Sisyphuskampf zur Bewamung einer freien<br />

Gesellschaft in Deutschland (Hartwig, 1900, S. 75). Zwar konnte er es wedel' als<br />

Palteifiihrer noch als Parlamentsredner mit Richter aufnehmen, doch sein scharfer<br />

Verstand, seine Vertrautheit mit <strong>der</strong> Literatur und dem politischen Denken<br />

Westeuropas und sein glanzen<strong>der</strong> Scmeibstil machen seine Werke auch heute<br />

noch zu den lesenswertesten liberalen Lektiiren jener Zeit.<br />

* * *<br />

Ais Bismarck seine Sozialpolitik 1881 mit einer Vorlage zur gesetzlichen Unfallversicherung<br />

einleitete, begann er gleichzeitig, <strong>der</strong>en Annahme mit einer rhetorischen<br />

Strategie vorzubereiten, zu <strong>der</strong> auch zahlte, <strong>der</strong> liberalen Opposition die<br />

niedrigsten Motive zu unterstellen. 4 <strong>Die</strong> Liberalen fiirchteten Eingriffe des Staates<br />

zum Schutz <strong>der</strong> Schwachen, erklarte Bismarck, weil es den Kapitalisten dadurch<br />

schwerer wiirde, ihre Opfer auszubeuten und zu unterdriicken (Born, 1957,<br />

S. 71). HeImann Wagener und sein Kreis, dem er damals sem- nahe stand, klangen<br />

in seinen Wolten nach, als er meinte:<br />

"<strong>Die</strong> Fortschrittspartei und die Clique <strong>der</strong> Manchesterpolitiker, die Vertreter des<br />

mitleidlosen Geldsacks, sind immer unbillig gewesen gegen die Armen, sie haben<br />

immer nach Kraften dahin gewirkt, daB <strong>der</strong> Staat verhin<strong>der</strong>t, sie zu schiitzen.<br />

Laissez-faire, moglichst viel Selbstregierung, Unbeschranktheit, Gelegenheit zur<br />

Aufsaugung des kleinen Geschafts durch das GroBkapital, zur Ausbeutung <strong>der</strong><br />

4 Nach einer von Bismarcks Reden zur Sozialpolitik sah sich Bamberger zu <strong>der</strong> Klage veranlaBt,<br />

es sei "eine verhartete, schlechte Gewohnheit des Herro Reichskanzlers, daB er nicht reden<br />

kann, ohne personlich gehassigen und ungerechten Verdacht zu schleu<strong>der</strong>n." S'BR, (1889,<br />

S. 1836).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!