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Die Partei der Freiheit

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Kapitel4<br />

Der Aufstieg des mo<strong>der</strong>oeo Wohlfahrtsstaates<br />

nod die liberale Aotwort<br />

I. Bismarcks Einfiihrung des mo<strong>der</strong>nen W ohlfahrtsstaates<br />

Der preu13ische WQhlfahrtsstaat des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts entstand unter <strong>der</strong><br />

Schirmherrschaft <strong>der</strong> absoluten Monarchie. Zusammen mit <strong>der</strong> merkantilistischen<br />

Wirtschaftspolitik, zahllosen Kriegen und Kriegsvorbereitungen, sowie <strong>der</strong> Lehre<br />

yom Gottesgnadentum bildete er die Grundlage des absolutistischen Systems. l<br />

Der "zweite" o<strong>der</strong> modeme Wohlfahrtsstaat trat in den 1880er Jahren unter<br />

Bismarck in einem demokratischen Regime ins Leben. Damals war <strong>der</strong> Liberalismus<br />

in <strong>der</strong> westlichen Welt zur herrschenden Weltanschauung aufgestiegen.<br />

Er verftigte tiber ein hoch entwickeltes Gedankengut und hatte Ftirsprecher in den<br />

Parlamenten alIer westlichen Nationen. Beson<strong>der</strong>s im kaiserlichen deutschen<br />

Reichstag waren die Verteidiger <strong>der</strong> liberalen Ideen deutlich zu vemehmen und<br />

ihrer Sache sicher. Daher muBten jene, die die Grundlagen <strong>der</strong> modemen Sozialpolitik<br />

legten, ftir <strong>der</strong>en Akzeptanz bei <strong>der</strong> Offentlichkeit und ihren gewahlten<br />

Vertretem sorgen, und ihre fruhen Gegner waren darauf vorbereitet, die triigerischen<br />

Annahmen und voraussehbaren Fehler dieser Politik zu analysieren und<br />

bloBzustellen. Untersucht man einige <strong>der</strong> rhetorischen Strategien, die von beiden<br />

Seiten eingesetzt wurden, so zeigt sich eine Reihe von Eigenheiten, die den<br />

Marsch des Wohlfahrtsstaates durch das folgende Jahrhun<strong>der</strong>t - und dariiber hinaus<br />

- begleiten sollten.<br />

<strong>Die</strong> fiihrenden Gegenspieler zu Bismarcks Sozialpolitik im kaiserlichen<br />

Reichstag waren Eugen Richter, <strong>der</strong> im vorliegenden Werk an an<strong>der</strong>er Stelle<br />

behandelt wird,2 und Ludwig Bamberger. Wie an<strong>der</strong>e unter den echten deutschen<br />

Liberalen ist Bamberger beim gebildeten Publikum zumeist in Vergessenheit geraten.<br />

Daher ist vielleicht ein WOlt tiber ibn, <strong>der</strong> zu den interessantesten Personlichkeiten<br />

in <strong>der</strong> deutschen Geschichte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zahlt, angebracht. 3<br />

Zu allen wesentlichen Fragen hinsichtlich des - absolutistischen und modemen - deutschen<br />

Wohlfahrtsstaates siehe vor aHem Habermann (1997). Zum fruheren Wohlfahrtsstaat vgl.<br />

Dorwart (1971). Siehe auch Ritter (1991)~ Beck (1995).<br />

2 Zu Richters Opposition gegen Bismarcks Sozialpolitik vgl. Kapitel 3 def vorliegenden Arbeit.<br />

3 Vgl. Weber (1987)~ auch Zucker (1975)~ sowie Hartwig (1900).

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