20.11.2013 Aufrufe

Die Partei der Freiheit

Die Partei der Freiheit

Die Partei der Freiheit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

148 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Mit dem Tod Eugen Richters im Jahre 1906 war sowohl die liberale "Negativi­<br />

Hit" in miliHirischen und kolonialen Fragen als auch die Geschichte des echten Liberalismus<br />

in Deutschland zu Ende. Der deutsche Linksliberalismus hatte nichts<br />

mehr gegen den kaiserlichen MiliHiretat einzuwenden, und auch nichts gegen<br />

Weltpolitik und das Ringen urn Kolonien. 76 1m Gegenteil: <strong>Die</strong> selbstemannten<br />

"Linksliberalen" traten nun uberschwenglich dem Kampf urn Deutschlands Platz<br />

an <strong>der</strong> Sonne bei - bis zum Sommer 1914, und dann noch ein Weilchen Hinger.<br />

* * *<br />

Nur wenige Jahre nach Richters Tod sprach <strong>der</strong> bekannte Historiker Erich<br />

Marcks von <strong>der</strong> "Ablosung des alteren Liberalismus". <strong>Die</strong>ser Liberalismus habe<br />

zwar alles Leben <strong>der</strong> modemen Volker durchtrankt und befruchtet, er wirke iiberall<br />

nach, er sei, so Marcks, "unausrottbar". Aber <strong>der</strong> Bismarck-Biograph und ­<br />

Verehrer fugt hinzu:<br />

"Mit seinem eigensten staatlichen Prinzipe ist er jetzt iiberall in den Schatten geraten.<br />

Der Geclanke cler gesteigerten Staatsgewalt, cler Gedanke <strong>der</strong> Macht hat ihn<br />

verdrangt. Und es ist dieser Gedanke, <strong>der</strong> iiberall die leitenden Manner kraftig erfullt<br />

und entscheidend beherrscht: diesen selben Antrieb haben wir, ganz abgesehen<br />

von Ru131and, wo er nie verschwunden war, bei [Theodor] Roosevelt und bei<br />

[Joseph] Chamberlain angetrotfen, und kennen ihn bei Bismarck und Kaiser<br />

Wilhelm II." (Marcks, 1916, S. 260)<br />

1m Wil1schaftsleben ubemahm <strong>der</strong> Staat eine immer groBere Rolle. <strong>Die</strong>se Entwicklung<br />

wurde von denjenigen, die nun die Nationalokonomie an den deutschen<br />

Universitaten beherrschten, enthusiastisch begriiBt. Der Antiliberalismus<br />

Schmollers und seiner Kollegen entwickelte sich zu einer umfassenden Ideologie,<br />

die den Zielen <strong>der</strong> hen'schenden Kreise des Kaiserreichs diente und die bereit<br />

war, sich auch an<strong>der</strong>en MachthabelTI dienstbar zu machen. 77<br />

Am Ende trug die Feindseligkeit zwischen England und Deutschland, die<br />

Richter so verbissen bekampft hatte, erheblichzum Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />

bei. Wi<strong>der</strong> den modischen Wechsel <strong>der</strong> Meinungen, beson<strong>der</strong>s auf seiten<br />

Naumanns, begriff Richter, daB es keinen okonomischen Grund fiir die Gegnerschaft<br />

mit England gab und daB letztere vielmehr Entscheidungen politischer<br />

Natur entsprang. DaB dies zutrifft, zeigt sich in <strong>der</strong> Tatsache, daB England und<br />

die USA ebenfalls Konkurrenten auf den Weltmarkten waren - und namrlich auch<br />

gegenseitige Kunden -, ohne daB Streit entstand. Aus dem Krieg abel', den<br />

76 Theiner (1983, S. 155)~ vgl. Kehr (1930, S. 298): "Mit seinem Tode brach auch <strong>der</strong> immanente<br />

Liberalismus zusammen: er allein war es gewesen, <strong>der</strong> ibn so lange erhalten hat. <strong>Die</strong><br />

Linksliberalen schlossen sich zu einer einheitlichen Fraktion zusamnlen und unterstiitzten seitdem<br />

den Staat bei seiner Machtpolitik und seinem Flottenbau."<br />

77 <strong>Die</strong> von Fichte und Adam Muller bis zu Adolph Wagner und Werner Sombart reichende Verwurzelung<br />

des national-sozialistischen Wirtschaftsdenken in <strong>der</strong> etatistischen, anti-individualistischen<br />

deutschen Tradition wird untersucht von Barkai (1977, beson<strong>der</strong>s S. 59ff).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!