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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 3: Eugen Richter: Seine Lau.fbahn, seine Gedanken und seine Kritiker 141<br />

sten von <strong>der</strong> Allgemeinheit tragen zu lassen. 65 Ais die Regielung ihren Wiinschen<br />

in Afrika und im pazifischen Raum zunehmend entsprach, wi<strong>der</strong>setzte sich<br />

Richter dieser Politik. Er war <strong>der</strong> Dberzeugung, daB es ihr KetTI sei, "die [relativ]<br />

Besitzlosen zu belasten zu Gunsten del' Besitzenden." (Wehler, 1969, S. 444)<br />

Sein Schlagwolt war hier so treffend wie in an<strong>der</strong>en Zusammenhangen: "Del'<br />

Staat hat aber wie<strong>der</strong> nicht, was er nicht andelweitig den SteuerzahlelTI wie<strong>der</strong><br />

fortnimmt." (SBR, I88Ic, S. 1535) Del' fortgesetzte Feldzug zur Beschneidung<br />

sowohl del' direkten und indirekten Subventionen fur kapitalistische Kolonisten<br />

als auch del' aufgebHihten MiliHirbudgets, hat ein Anhanger Richters 1899 dargelegt,<br />

war das Ziel, "den eben erst sich hebenden Volkswohlstand nicht wie<strong>der</strong><br />

verklimmem zu lassen." (Eickhoff, 1927, S. 22)<br />

Nach dem Riickgzug Bambergers aus del' Politik zeichnete sich Richter durch<br />

seine Opposition zur Weltpolitik Wilhelms II. aus. Fiir sie hatte er iiberhaupt kein<br />

Verstandnis: Auf die Frage "Was ist denn Weltpolitik?" gab er die bewundemswert<br />

Cobdenistische Antwort: "DaB man iiberall dabei sein will, wo was los ist."<br />

(Muller-Plantenberg, 1971, S. 284)<br />

Richter machte die Flottengesetze, die, wie er richtig erkalmte, Deutschland in<br />

einen Kollisionskurs zuEngland brachten, zu einem beson<strong>der</strong>en Ziel seiner Kritik<br />

(siehe z.B. "<strong>Die</strong> Deutsche Flotte" in: Richter, 1998, S. 416ff.). Bereits 1889<br />

begann er jenen Feldzug, del' iiber den Rest seiner politischen Laufbahn anhalten<br />

sollte. Er verurteilte den Marinehaushalt, weil er keine rationale Beweltung <strong>der</strong><br />

deutschen Verteidigungsbediirfnisse aufwies, "sondem [nul'] eine ganz einseitige<br />

subjektive Marineliebhaberei [...] <strong>Die</strong>ser Liebhaberei konnen wir nicht Rechnung<br />

tragen." (Rouger, 1932, S. 88)<br />

Richters Kreuzzug nahm an Heftigkeit zu mit <strong>der</strong> Emennung von Alfred von<br />

Tirpitz zum Chef <strong>der</strong> Marine und zum Vollstrecker del' kaiserlichen Plane. So<br />

kampflustig war Richter, daB er nicht einmal Tirpitzens Ankunft in Berlin abwartete,<br />

urn das Feuer zu eroffnen. Tirpitz berichtet in seinen Erinnerungen: "Als ich<br />

irn Friihjahr 1897 den Riickberufungsbefehl aus Ostasien bekarn und tiber Amerika<br />

heimreiste, teilten mir in Salt Lake City neugierige amerikanische Joumalisten<br />

mit, Eugen Richter hatte in den Zeitungen bereits gegen mich als den kunftigen<br />

Staatssekretar geschrieben." Fur Tirpitz wurde - und blieb - Richter "mein<br />

unerbittlicher Gegner."66<br />

65 Vgl. Hen<strong>der</strong>son (1975, S. 228), <strong>der</strong> bemerkt, daB private Untemehmen dazu neigten, eine uneingeschrankte<br />

Handhabe abzulehnen, wodurch "die mit <strong>der</strong> Eroberung und Beherrschung des<br />

Kolonialreiches zusammenhangende Verantwortung und die Kosten aufdas Reich fielen." Bis<br />

einscWieBlich 1913 kosteten die Defizite des Kolonialhaushalts die deutschen Steuerzahler<br />

tiber 1.000 Millionen Mark.<br />

66 Von Tirpitz (1920, S. 79). Siehe auch Berghahn (1971, S. 128), wo Richter als "<strong>der</strong> unermildliche<br />

Flottengegner" bezeichnet wird.

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