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Die Partei der Freiheit

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140 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

eine einselt1ge Abriistung Frankreichs. Richter stand fest im Lager jener<br />

Liberalen, die gegen Krieg waren, sofem er nicht del' Selbstverteidigung diente. 64<br />

Sie glaubten, daB - wie Ludwig von Mises es spater in einer klassischen Darlegung<br />

del' liberalen Idee ausdriicken soUte - "nicht del' Krieg, son<strong>der</strong>n del' Frieden<br />

del' Vater aller Dinge ist." (von Mises, 1927, S. 21) Ais uberzeugte Freihandler<br />

hingen sie del' Lehre von del' langfristigen Interessenharmonie del' Volker - wie<br />

auch del' sozialen Klassen - an, und sie waren Fursprecher des Ideals "Frieden<br />

durch Freihandel."<br />

1879 beklagte Richter die Kriegskosten del' letzten zwanzig Jahre in Europa<br />

und Amerika, die er nach Fre<strong>der</strong>ic Passy auf 2.500.000 Tote und 70 Milliarden<br />

Mark Ausgaben schatzte. Del' bewaffnete Frieden, del' an die SteUe des eigentlichen<br />

Krieges getreten war, war eine zusatzliche Belastung del' Wil1schaft (SBR,<br />

1879a, S. 973f.). In den folgenden Jahren blieb Richter ein Kritiker des sich beschleunigenden<br />

Wettriistens in Europa. Er identifizierte die Dynamik des WettrUstens<br />

mit dem Hinweis, daB die Verstarkung des deutschen Heeres "wesentlich<br />

beigetragen [hat] zu einem nachfolgenden wechselseitigen Hinaufschrauben von<br />

Spannungen im Verhaltnis zu Frankreich und RuBland." (Richter, 1896, S. 93)<br />

Neben Ludwig Bamberger war Richter del' vomehmste Gegner von Bismarcks<br />

kurzlebiger Kolonialpolitik. Da die Verwaltung durch den Staat auf diesem Gebiet<br />

"auBerordentlich kostspielig" sei, bevorzugte Richter die private Griindung<br />

und Entwicklung von Kolonien:<br />

"<strong>Die</strong> Verantwortlichkeit fUr die materielle Entwicklung <strong>der</strong> Kolonie ebenso wie ihr<br />

Entstehen [sind] <strong>der</strong> Tatigkeit und dem Unternehmungsgeiste unserer seefahrenden<br />

und handelstreibenden Mitburger zu uberlassen, und weniger in <strong>der</strong> Fonn <strong>der</strong> Annektierung<br />

von uberseeischen Provinzen an das deutsche Reich vorzunehtnen, als<br />

in <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Gewahrung von Freibriefen nach Gestalt <strong>der</strong> englischen Royalcharters."<br />

<strong>Die</strong> Regierung del' Gebiete musse die Angelegenheit del' Privatinteressen und<br />

nicht die des Deutschen Reiches sein, und es durfe keine Stationierung deutscher<br />

Garnisonen geben. Del' koloniale "Baum" muB von jenen gehegt werden, die direkt<br />

an seinem Bluhen interessiet1 sind, und wenn er sich als nicht rentabel erweisen<br />

soUte, "so ist die Pflanze eine velfehlte, und es trifft del' Schade weniger<br />

das Reich [...] sondetTI die Unternehmer, die sich in ihren UntetTIehmungen vergriffen<br />

haben." (Spellmayer, 1931, S. 15f.)<br />

Doch es wurde bald offensichtlich, daB private Investoren mit fiberseeischen<br />

Interessen keineswegs die Absicht hatten, die Kosten del' Griindung und des Betriebs<br />

von Kolonien auf sich zu nehmen. Vielmehr waren sie bestrebt, diese Ko-<br />

64 Bramstedt/Melhuish (1978, S. 278ff.). Der organisierten deutschen Friedensbewegung gegentiber<br />

hielt Richter immer Distanz, obwohl sein Vetter, Adolf Richter, und ein enger politischer<br />

Mitarbeiter, Max Hirsch, zu ihren Fiihrem gehorten~ Chickering (1975, S. 252, 254).

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