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Die Partei der Freiheit

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136 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Volkes umstiirzen und durch eine Vielzahl von Wahlergruppen ersetzen, die jeweils<br />

rur sich beson<strong>der</strong>e Privilegien durchsetzen wollen (das man heutzutage als<br />

rent-seeking bezeichnen wlirde). 1884 erklarte Bismarck vor dem Reichstag:<br />

,,1m iibrigen aber glaube ich, daB die politischen <strong>Partei</strong>en und die Gruppierung nach<br />

hoher Politik und politischen Programmen sich iiberlebt haben. Sie werden allmahlich,<br />

wenn sie es nicht freiwiIlig tun, gedrangt werden, daB sie SteIlung nehmen zu<br />

den wirtschaftlichen Fragen und mehr als bisher Interessenpolitik treiben". CSBR,<br />

1884b, S. 75)<br />

"<strong>Die</strong> politischen <strong>Partei</strong>en," - das heiBt, die <strong>Partei</strong>en, die auf Grundsatzen und<br />

Idealen fuBen - verkiindete Bismarck, "sind <strong>der</strong> Ver<strong>der</strong>b unserer Verfassung und<br />

<strong>der</strong> Ver<strong>der</strong>b unserer Zukunft." (SBR, 1884c, S. 503)<br />

Richter war sich niemals im Unklaren tiber Bismarcks Strategie; zur Zeit <strong>der</strong><br />

Debatte tiber den Schutzzoll hatte er bereits erklart: "Etwas Reichsfeindlicheres<br />

als dieser Plan ist niemals geplant worden, das Son<strong>der</strong>interesse hier hineinzutragen<br />

in die politischen <strong>Partei</strong>en." (SBR, 1879b, S. 1365) Oem Reichstag gegentiber<br />

fiihrte er aus, welche tiefere politische Bedeutung dem Triumph <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>interessenpolitik<br />

tiber eine ideengeleitete Politik zukommt:<br />

"Dann haben wir die Regierung eben als Instanz, die aIlein das allgemeine Interesse<br />

vertritt, und aIle Abgeordneten vertreten nur Einzelinteressen, Son<strong>der</strong>interessen,<br />

und bei dem Wi<strong>der</strong>spruch <strong>der</strong> Interessen ist natiirlich immer <strong>der</strong> Wille <strong>der</strong> Regierung<br />

entscheidend. Dann ist das autokratische Element fertig in <strong>der</strong> Form des<br />

Scheinkonstitutionalismus". (SBR, 1884d, S. 1117)<br />

Richter attackierte die Nationalliberalen, weil sie sich Bismarcks Strategie geoffnet<br />

hatten:<br />

"Hier voIlzieht sich seitens <strong>der</strong> nationalliberalen <strong>Partei</strong> eine Scheidung vOln Liberalismus,<br />

schwerer, als sie je auf irgendeinem Gebiete in einer Frage stattgefunden<br />

hat". (SBR, 1884d, S. 1117)<br />

Richter hatte nichts ftir jene Sicht <strong>der</strong> demokratischen Regielungsform tibrig,<br />

nach <strong>der</strong> diese ein Schauplatz <strong>der</strong> wohltatigen Begegnung konkun'ieren<strong>der</strong> Anspruche<br />

auf Privilegien ist. Wie er sagte, macht "nicht die Addition und Subtraktion<br />

von Son<strong>der</strong>interessen [...] das Staatsinteresse aus, SOndelTI das Staatsinteresse<br />

bedingt, daft man von vornherein von demjenigen ausgeht, was nur dem allgemeinen<br />

Interesse dient." (SBPA, 1896/97, S. 3381. Helvorhebung im Original.)<br />

Richters Zorn und seine bittere Verachtung ftir die Folgen <strong>der</strong> erlaubten Privilegienjagd<br />

(des rent-seeking) findet sich in seinen Memoiren, wo er anschaulich<br />

beschreibt, was sich wahrend <strong>der</strong> "Oebatten" tiber die neuen Schutzzolle ereignete:<br />

,,1m Verlauf <strong>der</strong> Session wurde die Agitation fur Vermehrung und Erhohung <strong>der</strong><br />

Schutzzolle immer lebhafter. Das Foyer des Reichstages glich einem Marktplatz,<br />

auf we1chem tiber die Aufnahme <strong>der</strong> einzelnen Artikel in den ZoIltarif hin and her<br />

gehandelt wurde [...] Abg. Stumm schloB seine Rede ausdriicklich mit <strong>der</strong> Erklarung,<br />

daB, wenn nicht eine Erhohung des Zolles auf Eisenwaren von 6 auf 10 beziehungsweise<br />

15 Mark bewiIligt wiirde, die EisenschutzzoIlner nicht fur die gleich

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