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Die Partei der Freiheit

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132 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

fur Tabak und Branntwein, sowie Eingriffe in den Markt durch Schutzzolle und<br />

Sozialpolitik. Durch all diese MaBnahmen sah Richter seine Ansicht bestatigt,<br />

daB Bismarck und die Konservativen in vieler Hinsicht die okonomischen Lehrmeinungen<br />

<strong>der</strong> Sozialdemokratie teilten.<br />

Der erste groBe Streitpunkt war Bismarcks Wende zum Protektionismus, die er<br />

im Dezemberbrief von 1878 ankundigte. Keine politische Position kennzeichnet<br />

den Liberalismus. des 19. Jahrhundet1s in Europa o<strong>der</strong> Amerika besser als <strong>der</strong> intemationale<br />

Freihandel. Es stand daher zu erwa11en, daB Richter den Angriff auf<br />

Bismarcks Zuwendung zur Schutzzollpolitik und damit zur Verteuetung <strong>der</strong> Lebensmitteleinfuhren<br />

(wodurch <strong>der</strong> groBe Sozialpolitiker sein Mitgefuhl fur die<br />

Annen offenbarte) anfuhren wtirde. Richter benutzte im groBen und ganzen die<br />

bekannten freihandlerischen Argumente und sttitzte sie mit vielen Fakten und<br />

Zahlen. Er wendete nicht nur ein, daB die urn Deutschland errichtete Zollmauer<br />

das Leben beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> arbeitenden Klassen harter mache, SOndelTI auch, daB<br />

sie auBerdem die schwerwiegende Folge habe, Monopole zu begunstigen.<br />

Aufgrund seiner wirtschaftspolitischen Oberzeugungen war Richter gegen Monopole:<br />

"Das Privateigentum, das ich wahrlich sehr hoch halte als Grund <strong>der</strong><br />

wirtschaftlichen Ordnung, vertragt sich nicht mit dem Monopol, vertragt sich nur<br />

mit <strong>der</strong> freien Konkurrenz aller Eigenttimer miteinan<strong>der</strong>, aller Produzenten."<br />

(SBR, 1879a, S. 977) Der Grund hierfur war zumindest seit den Zeiten Adam<br />

Smiths bekannt: Monopole heben die Konkurrenz auf, wahrend, wie Richter es<br />

ausdrtickte, "<strong>der</strong> Wetteifer <strong>der</strong> Privatbesitzer, <strong>der</strong> Wetteifer <strong>der</strong> Privatuntemehmer<br />

untereinan<strong>der</strong>" die Produzenten dazu zwingt, "dem offentlichen Interesse<br />

mehr zu dienen, als es die Staatsverwaltung, <strong>der</strong> Staatsbesitz tut." (SBR, 1881b,<br />

S.705)<br />

Schutzzolle tragen dazu bei, daB die Marktwirtschaft nicht mehr so wirken<br />

kann, wie sie es solI, namlich zum Wohle aller. Richter glaubte nicht, daB Monopole<br />

stets ein natiirliches Produkt des Wettbewerbssystems seien, vor aHem eines<br />

Systems, das weltweiter Konkurrenz ausgesetzt sei. Del' "engagierte Ka11ellgegner"<br />

Richter sah in <strong>der</strong> Zollmauer den "idealen Nahrboden" fur Kartelle; dadurch<br />

liefere sie die notwendigen Bedingungen fur das Entstehen dessen, was spater als<br />

"organisierter Kapitalismus"56 bekannt werden sol1te. Richter legte dar, wie <strong>der</strong><br />

Schutzzoll die Bildung eines Kartells von Lokomotivfabrikanten ennoglicht, das<br />

seine Produkte billiger in RuBland und Osterreich verkaufen konnte als zu Hause<br />

(SBR, 1879a, S. 975f.). Infolge dessen entstanden For<strong>der</strong>ungen, den durch Kartellvereinbarung<br />

velursachten Schaden wie<strong>der</strong>gutzumachen. Mit bemerkenswerter<br />

Voraussicht warf Richter ein Schlaglicht auf die Dynamik des Interventionismus,<br />

die in den kommenden Jam'en die Staatstatigkeit standig erweitelTI sol1te:<br />

56 Blaich (1973, S.230, 59). Siehe auch Hen<strong>der</strong>son (1975, S.179 und 185), <strong>der</strong> darlegt, daB sowohl<br />

die Reichsregierung, als auch die Sozialdemokraten die Zunahme von Kartellen begriiBten<br />

- letztere, weil die Konzentration <strong>der</strong> Industrie ihrem Szenario fur das Ableben des<br />

Kapitalismus entsprach. Richter hingegen habe Kartelle als Auswuchs des Protektionismus<br />

verurteilt.

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