Die Partei der Freiheit
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128 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
Tatsache, daB das EITeichen sozialistischel' Ziele nach Richtel's Obel'zeugung zu<br />
einem Zustand tiefster Annut und zugleich zu staatlichem Absolutismus fuhren<br />
muBte.<br />
Es mag durchaus sein, daB man heute in einer gunstigeren Position als friihere<br />
Kommentatoren ist, urn Richters Standpunkt zu wiirdigen. <strong>Die</strong> Bedeutung des<br />
echten Marxismus, <strong>der</strong> im wesentlichen das Ziel von Richters Kritik war, ist<br />
durch die Etfahrung mit Regierungsformen, die ihn zu verwirklichen gesucht haben,<br />
klarer geworden. Selbst wenn wir die Absichten <strong>der</strong> sozialistischen FUhrer<br />
auBer Acht lassen und annehmen, sie seien ausschlieBlich wohlwollend, was waren<br />
dann die Ergebnisse des Versuchs, die "Warenproduktion," d.h. die Marktwirtschaft<br />
abzuschaffen? Das Urteil Alexan<strong>der</strong> Yakovlevs - ftir Ideologie zustandiger<br />
Sekretar des Zentralkommittees, in den spaten 1980er Jamen Mitglied des<br />
Politburos und enger Verbundeter Gorbatschows - ist eindeutig: "Das marxistische<br />
Programm zur Ausschaltung von Markt und Marktbeziehungen erwies sich<br />
in Wirklichkeit als ein Programm zur Zerstorung <strong>der</strong> Saulen menschlicher Zivilisation."52<br />
In gleicher Weise gelangt Martin Malia nach einer umfassenden Untersuchung<br />
uber die Rolle des Marxismus in <strong>der</strong> Geschichte des Sowjetkommunismus<br />
zu del' SchluBfolgerung:<br />
"Der abscheulichen Wahrheit muf3 doch ins Auge gesehen werden [...] <strong>der</strong> Sozialismus<br />
- im wesentlichen bzw. maximalistischen Sinne von Marx und <strong>der</strong> Zweiten Internationale<br />
- ist das Idealrezept fur den Totalitarismus. Denn die Unterdriickung<br />
des "Kapitalismus" - in Form von Privateigentum, Gewinn und Markt - bedeutet<br />
die Ausloschung <strong>der</strong> biirgrerlichen Gesellschaft und die Verstaatlichung aller<br />
Aspekte des Lebens" (Malia, 1994, S. 498f.).<br />
Es scheint, als ob Richter eine genauere Vorstellung als viele seiner Kritiker<br />
damber hatte, was beim Kampf gegen den Sozialismus auf dem Spiel stand.<br />
Nichtsdestoweniger wird haufig die Auffassung vertreten, daB Richter die Endziele<br />
<strong>der</strong> Sozialdemokraten nicht weiter hatte beachten und den Linksliberalismus<br />
mit ihnen verbfinden sollen, da dies die einzige Hoffnung fur einen wirksamen<br />
Wi<strong>der</strong>stand gegen das militarisch-autoritare KaiselTeich gewesen ware. 53<br />
52 Yakovlev (1993, S. 73). Yakovlev fugt hinzu: "Trotz aller Bemiihungen wurde dieses Programm<br />
nicht vollstandig durchgefuhrt. Es gelang nicht, weil <strong>der</strong> Markt, <strong>der</strong> von jeher die optimale<br />
Form <strong>der</strong> wirtschaftlichen Existenz und ihr Wesen ausmachte, [...] aus <strong>der</strong> Tiir gejagt<br />
wurde, nur urn durch das Fenster wie<strong>der</strong> zuriickzukehren - allerdings in korrupten, verzerrten<br />
Formen [...]"<br />
53 Bebel selbst beklagte sich bitterlich iiber Richters Haltung. Bei einer Gelegenheit, in den<br />
l878er Wahlen, wies Richter die Fortschrittler an, den konservativen statt den sozialdemokratischen<br />
Kandidaten in <strong>der</strong> Stichwahl zu unterstiitzen. Bebel (0.1., S. 599), kommentierte:<br />
"Sein HaB gegen uns machte ibn gegen die selbstverstandlichsten Regeln <strong>der</strong> Wahltaktik<br />
blind, denn <strong>der</strong> Sozialdemokrat war so gut wie die Liberalen Gegner <strong>der</strong> Bismarckschen<br />
Wirtschaftspolitik, und <strong>der</strong> Zukunftsstaat stand nicht in Frage."