Die Partei der Freiheit
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126 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
Ein Gtund fur diese Haltung ist Richters Oberzeugung, daB nur die Linksliberalen,<br />
die sich von <strong>der</strong> sozialistischen Ideologie nicht hatten infizieren lassen, den<br />
Sozialismus wirkungsvoll bekampfen konnten. Auf die eher gedankenlose Bemerkung<br />
eines rechten Reichstagsabgeordneten "was wir am Sozialismus bekampfen,<br />
ist die Methode," antwortete Richter: "Nun, meine Hen'en, wir bekampfen<br />
nicht bloB die Methode <strong>der</strong> Sozialisten, sondetTI wir bekampfen ihre<br />
wirtschaftlichen Gtundsatze."50<br />
Richter ist haufig dafur kritisiert worden, daB er sich auf die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit <strong>der</strong> deutschen Sozialdemokratie konzentriet1e. Hans-Georg Fleck, einer<br />
seiner neueren Kritiker, gibt sogar eine recht erstaunliche Erklarung:<br />
"Gerade Richter war es, <strong>der</strong> den zu einem Gutteil verbalradikalen Lassalleanismus<br />
und Vulgarmarxismus <strong>der</strong> deutschen Sozialdemokratie durch seine anti-sozialdemokratischen<br />
Streitschriften zu einem Popanz aufbaute und dem auf sozialdemokratischer<br />
Seite gehegten Vorurteil von <strong>der</strong> einheitlichen "reaktionaren Masse" aller<br />
ubrigen Klassen Vorschub leistete". (Fleck, 1988, S. 76)<br />
1m Riickblick ist es einfach, Richters Ansicht zu den yom deutschen Sozialismus<br />
ausgehenden Gefahren zu bekritteln und zum bloBen "Verbalradikalismus"<br />
herabzustufen und vom "Vulgarmarxismus" und yom Sozialismus als einem "Popanz"<br />
zu sprechen. Heutzutage ist je<strong>der</strong> mit clem stetigen, sich uber Generationen<br />
erstreckenden Riickzug <strong>der</strong> deutschen Sozialdemokraten von ihren einst verktindeten<br />
Grundsatzen und Zielen vertraut, - ein Rtickzug, del' sein vorlaufiges Ende<br />
im Godesberger Programm und <strong>der</strong> Reduzietung del' sozialistischen Idee auf<br />
bloBe Umverteilung des von privaten Untemehmen geschaffenen Reichtums gefunden<br />
hat.<br />
Doch die Sache lag an<strong>der</strong>s zur Zeit Richters, als das, was Fleck als "Vulgarmarxismus"<br />
verharmlost, <strong>der</strong> offizielle deutsche Sozialismus war, namlich die<br />
geltende und allenthalben verbreitete Position <strong>der</strong> Sozialdemokratie, die sie in<br />
ihrem <strong>Partei</strong>programm kundtat, die ihre anerkannten Ftihrer von Bebel tiber<br />
Liebknecht bis Kautsky ausbauten und auf <strong>der</strong> ihre Agitatoren und gewahlten<br />
Vertreter ein urns an<strong>der</strong>e Mal mit Nachdruck bestanden. <strong>Die</strong>ser "Popanz," <strong>der</strong> mit<br />
jedem Jahr an politischem und gesellschaftlichem EinfluB gewann, machte keinen<br />
Rehl daraus, was ibm vorschwebte. Zwar stellte er verschiedene demokratische<br />
For<strong>der</strong>ungen auf, die "zunachst" zu verwirklichen seien. Doch die Sozialdemokraten<br />
betrachteten den Klassenkampf zwischen "Bourgeoisie" und "Proletariat"<br />
als "Angelpunkt allen revolutionaren Sozialismus." (Engelberg, 1983, S. 26) Ihr<br />
Endziel war die Abschaffung von Privateigentum, freiem Markttausch und "Warenproduktion"<br />
und die Ersetzung <strong>der</strong> Kapitalisten, Untemehmer und Handler<br />
durch politische Funktionare. In heiterer Gelassenheit vertrauten die Fuhrer des<br />
50 SBR (l879a, S. 983). Vgl. auch Richters Erklarung, SBR (1 884c, S. 473): "mag das Sozialistengesetz<br />
angenommen werden, mag es abgelehnt werden - dieses Regierungssystem und die<br />
konservativen <strong>Partei</strong>en, sie sind nach ihrer ganzen Art und Weise nicht im Stande, <strong>der</strong> Ausbreitung<br />
<strong>der</strong> sozialistischen Bewegung in Deutschland einen wirksamen Danun entgegen zu<br />
setzen.'"