Die Partei der Freiheit
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Kapitel 3: Eugen Richter: Seine Laufbahn, seine Gedanken und seine Kritiker 125<br />
hohere Zolle und staatliche Subventionen niemals aus, urn die ostelbischen Landbesitzer<br />
wirtschaftlich gesunden zu lassen. Doch ihr Parasitentum hielt bis zum<br />
bitteren Ende an und spielte sogar eine Rolle in <strong>der</strong> Krise, die im Januar 1933<br />
Hitler an die Macht brachte.<br />
a) Riehters lebenslanger Feldzug<br />
VIII. Gegen die Sozialdemokratie<br />
Richters Zweifrontenstrategie umfaBte neben seinem unelIDtidlichen Angriff<br />
auf den Scheinkonstitutionalismus und Neo-Merkantilismus <strong>der</strong> Rechten gleichzeitig<br />
auch seine Gegnerschaft gegen den wachsenden EinfluB des Sozialismus.<br />
Ais Liberaler hielt Richter am Grundsatz <strong>der</strong> Harmonie rechtverstandener Interessen<br />
in einer Marktwirtschaft fest, d.h. an <strong>der</strong> HalIDonie <strong>der</strong> langfristigen Interessen<br />
aller Klassen, die dort besteht, wo von Gewalt und Beuug kein Gebrauch<br />
gemacht wird. Bereits 1858 schrieb er in einem Zeitungsal1ikel: "Je<strong>der</strong> Unbefangene<br />
aber muB einsehen, wie ohne das Kapital, das <strong>der</strong> Sparsame aufhauft, tiberhaupt<br />
keine Produktion denkbar ist." (Seeber, 1986, S. 305) <strong>Die</strong> Interessen von<br />
Kapitalisten und Arbeitem befinden sich letzten Endes im Einklang. <strong>Die</strong> Arbeiter<br />
als ganzes haben von <strong>der</strong> Kapitalakkumulation mehr zu gewinnen als von <strong>der</strong><br />
Tatigkeit von Gewerkschaften, geschweige denn von <strong>der</strong> revolutionaren Umwandlung<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft hin zum Sozialismus.<br />
Angesichts dieser klar abgegrenzten Position ist es einHiltig, Behauptungen <strong>der</strong><br />
Art aufzustellen, wie sie ktirzlich von A.J. Nicholls zu lesen waren, daB namlich<br />
Richters Feldzug gegen den Sozialismus motiviert gewesen sei von seiner Sorge,<br />
"das Eigentum <strong>der</strong> Mittelklasse vor sozialistischen Obergriffen zu schtitzen."<br />
(Nicholls, 1994, S. 19) Ob er in <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Mittel eine gltickliche Hand hatte<br />
o<strong>der</strong> nicht - Richters Ziel war es, das Gemeinwohl <strong>der</strong> Deutschen zu for<strong>der</strong>n.<br />
Richters Streit mit dem Sozialismus geht auf die fruhen l860er Jahre zuruck,<br />
als er begann, sich mit Ferdinand Lassalle auseinan<strong>der</strong>zusetzen. In seinen Erinnerungen<br />
schrieb er: "Den damals gegen die Sozialdemokratie begonnenen Kampf<br />
habe ich, von denselben Anschauungen ausgehend, nunmehr bald 30 Jahre hindurch<br />
fortgesetzt." (Richter, 1893, S. 96) In <strong>der</strong> Tat hatte die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit dem Sozialismus rur Richter, zumindest zeitweilig, sogar noch Vorrang vor<br />
dem Streit mit den Konservativen. In einem 1877 gehaltenen Vortrag ging er so<br />
weit, zu behaupten:<br />
"Lassen Sie uns den Kampf <strong>der</strong> Fortschrittspartei mit den an<strong>der</strong>en politischen <strong>Partei</strong>en<br />
nach rechts hin immer als Nebensache betrachten und verweisen wir unsere<br />
Freunde, wie an<strong>der</strong>e politische <strong>Partei</strong>en, darauf, daB es unsere Hauptaufgabe ist,<br />
den uns allen gemeinsamen Gegner, die Sozialdemokratie, zu besiegen". (Seeber,<br />
1986, S. 3 15)