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Die Partei der Freiheit

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114 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Bismarcks Rucktritt spurt, daB sich das System moglicherweise offnen werde,<br />

schreibt er:<br />

"Vor aHem hoffen wir, daB nunmehr in Deutschland iiberall wie<strong>der</strong> ein kraftiges,<br />

selbstbewujJtes, politisches Leben erwacht. Statt in stumpfer PassiviHit hinzuhorchen,<br />

was von oben kommen wird, muB man sich wie<strong>der</strong> iiberaH mit detn Gedanken<br />

durchdringen, daB das Yolk selbst berufen ist, an seinem Geschicke tnitzuarbeiten.<br />

Auf die Dauer wird kein Yolk an<strong>der</strong>s regiert, wie es regiert zu werden verdient".<br />

(Rattger, 1932, S. 98; Hervorhebung im Original)<br />

c) Politische Weltanschauung<br />

Bemerkungswert an Richters politischer Tatigkeit ist, daB er schon als junger<br />

Mann, und dann sein ganzes Leben lang, nicht nur die wirtschaftlichen Nachteile<br />

des veralteten burokratisch-merkantilistischen Systems hervorhebt, son<strong>der</strong>n zugleich<br />

die Beeintrachtigungen <strong>der</strong> burgerlichen und politischen <strong>Freiheit</strong> betont,<br />

die mit diesem System verbunden sind. In einer fruhen Flugschrift "Ober die<br />

<strong>Freiheit</strong> des Schankgewerbes" verteidigt er die Gewerbefreiheit und greift zugleich<br />

das Konzessionswesen an, da es den Behorden mit weitreichenden Regulierungsbefugnissen<br />

fur aIle Gewerbe ubertragt:<br />

"Solange in unserm Staate die Polizeiverwaltung eine solche gesetzgebende, richterliche<br />

und vollziehende Gewalt in sich vereinigt, verdient PreuBen noch nicht den<br />

Namen eines Rechtsstaates". (Richter, 1893, S. 66)<br />

Grundstein von Richters politischer Weltanschauung ist <strong>der</strong> enge Zusammenhang<br />

zwischen wirtschaftlicher und politischer <strong>Freiheit</strong>, wobei letztere seinem<br />

VersHindnis nach beson<strong>der</strong>s die Verantwortlichkeit <strong>der</strong> Minister gegenuber dem<br />

Parlament und ein demokratisches Wahlrecht einschlieBt. Seine Sorge gilt stets<br />

den politischen wie auch den wirtschaftlichen Folgen <strong>der</strong> jeweiligen Gesetzesvorlage.<br />

So lehnt er indirekte SteuelTI nicht nul' deshalb ab, weil sie die anneren<br />

Klassen unverhaltnismaBig belasten, SOndelTI auch, weil sie die Macht <strong>der</strong> Exekutive<br />

erhohen: Waren sie erst einmal eingefuhrt, hatle <strong>der</strong> Reichstag keine weitere<br />

Kontrolle uber sie. Richter wi<strong>der</strong>setzt sich Bismarcks Plan fur ein staatliches<br />

Tabakmonopol nicht nul' aus dem wirtschaftlichen Glund del' allgemeinen Ineffizienz<br />

staatlicher Industrien, son<strong>der</strong>n auch, wei! er, wie in Frankreich, eine groBe<br />

Zahl von BiirgelTI wirtschaftlich von <strong>der</strong> Regierung abhangig machen wu.rde<br />

(Rottger, 1932, S. 6, 23).<br />

Zwei Jahrzehnte nach seiner Flugschrift tiber das Schankgewerbe schlieBt<br />

Richter seine groBe Rede gegen Bismarcks Schutzzollpolitik mit den Worten:<br />

"Keine <strong>Freiheit</strong> ist einem Volke jelnals geschenkt worden. Jede <strong>Freiheit</strong>, die von<br />

oben gegeben wurde, muBte entwe<strong>der</strong> im Kampfe behauptet o<strong>der</strong> im Kampfe wie<strong>der</strong><br />

errungen werden. <strong>Die</strong> wirtschaftliche <strong>Freiheit</strong> hat keine Sicherheit ohne politische<br />

<strong>Freiheit</strong>, das erfahren wir jetzt, und die politische findet ihre Sicherheit nur in<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen <strong>Freiheit</strong>". (SBR, 1879a, S. 987)<br />

<strong>Die</strong>se Passage kann als Rechtfertigung <strong>der</strong> unerschrockenen Folischrittler gelesen<br />

werden und als Vorwurf gegen die Nationalliberalen, beson<strong>der</strong>s gegen die

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