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Die Partei der Freiheit

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106 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Auch ein an<strong>der</strong>er Gesichtspunkt von Richters parlamentarischer Tatigkeit hat<br />

fur Kritik gesorgt, diesmal von seiten Hans-Peter Goldbergs. 1m Verlauf einer Erortelung,<br />

<strong>der</strong> es keineswegs an erhellenden Einsichten gebricht, betont Goldberg<br />

nichtsdestoweniger die Tatsache, daB "mem- als die Halfte seiner Redeschlusse<br />

[...] von patriotischen und monarchischen Bekenntnissen getragen" waren;<br />

Goldberg meint: das "verrat Kalkul." (C;oldberg, 1993, S. 67) DaB solch ein<br />

"Kalkul" bei einer politischen Personlichkeit, die standig des mangelnden Pau-iotismus,<br />

del' Reichsfeindlichkeit und selbst del' Verwandtschaft mit den lussischen<br />

Nihilisten beschuldigt wird, ohne weiteres verstandlich ist - daB es sogar als<br />

Oberlebensstrategie angesehen werden kann - scheint Goldberg entgangen zu<br />

sein. 31<br />

In diesem Zusammenhang soUte vieUeicht erwahnt werden, daB Richter auch<br />

die Monarchie mit einer Scharfe, die auBerhalb <strong>der</strong> sozialistischen Reihen im<br />

Reichstag nicht ihresgleichen fand, anzugreifen in del' Lage war, wenn er glaubte,<br />

daB sie die Nation gefahrde. 1m Mai 1897 erklarte er, daB die Monarchie infolge<br />

<strong>der</strong> Handlungen Wilhelms II. dabei sei, ihr moralisches Kapital "in einer Weise<br />

[zu verspielen], wie ich es VOl' 10 Jahren nicht fur moglich gehalten hatte."<br />

Richter behauptet: "Deutschland ist ein monarchisch konstitutionelles Land; abel'<br />

nach dem Programm: sic yolo, sic jubeo - regis voluntas suprema lex mag man<br />

vielleicht in RuBland noch eine Zeit regieren k6nnen, das deutsche Yolk laBt sich<br />

auf die Dauer nicht danach regieren." Er ging soweit, eine verschleie11e Drohung<br />

auszusprechen:<br />

"Daran wollen wir uns doch erinnern, daB das Deutsche Reich als solches keine angestammte<br />

Dynastie hat, und daB das Kaisertum in Deutschland nicht alter ist als<br />

<strong>der</strong>Reichstag". (SBR, 1897, S. 5911f.;Fehrenbach, 1969, S. 131)<br />

Es scheint auf <strong>der</strong> Hand zu liegen, daB, vergleicht man Richter mit an<strong>der</strong>en Liberalen<br />

jener Zeit, nicht er es war, del' "Kalkul" im Umgang mit den Launen<br />

Wilhelms II. vetTiet.<br />

d) Journalist und Parte~riihrer<br />

Obwohl er ein sehr aktiver Politiker war, war Richter sein Leben lang immer<br />

auch Joumalist. Er fumte eine endlose Broschuren-Agitation, grundete mit seinem<br />

engen Verbundeten Ludolf Parisius (dessen Witwe er heiratete) die Zeitschrift<br />

Der Reichsfreund, und veroffentlichte die Parlamentarische Korrespondenz;<br />

jede dieser letzten beiden Publikationen hatte etwa 20.000 Abonnenten<br />

"Mit dem Rechenstift des gewissenhaften Buchhalters suchte Richter das dynastische Machtstreben<br />

des Militarismus zu bekampfen."<br />

31 Nach dem Ersten Weltkrieg bemerkte ein linksliberaler Verbiindeter Richters, <strong>der</strong> die Angriffe<br />

auf Richter von seiten <strong>der</strong> Inlperialisten und Flottisten beobachtet hatte: "SclUllutz und Kot<br />

musste auch dieser ,Martyrer <strong>der</strong> politischen Wahrheit' in Massen gegen sich schleudem lassen,<br />

weil er die Dinge so nannte, wie sie sich spater auch den blindesten Anbetem dieses falschen<br />

Systems [des kaiserlichen Deutschlands] wirklich darstellten." (Milller-Meiningen,<br />

1926, S. 188)

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