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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 3: Eugen Richter: Seine Laufbahn, seine Gedanken und seine Kritiker 105<br />

litischen Entscheidungen, zum Beispiel del' AuBen-, Kolonial- odeI' Wehrpolitik,<br />

allzusehr aus del' Perspektive des Haushalts- und Fiskalpolitikers."29<br />

Seebers Bemerkung, Richter sei ein "kleinbiirgerlicher Pfennigfuchser", konnte<br />

kaum einfaltiger sein. SchlieBlich waren es ja nicht seine eigenen Mittel, die<br />

Richter so eifersiichtig kontrollierte; wo es urn dieses ging, for<strong>der</strong>te Richter vielmehr<br />

groBziigig jene Ideen, die das voranbrachten, was er als das offentliche<br />

Wohl ansah. So subventionierte er etwa personlich seine Freisinnige Zeitung.<br />

Falls er ein Pfennigfuchser war, so gilt das in Bezug auf die Steuergel<strong>der</strong> des<br />

Volkes, und Richter bekampfte die Regieluugsausgaben aus den gleichen Grunden<br />

wie hohere Steuem. Seine ErkHirung lautete: "Del' Staat hat abel' wie<strong>der</strong><br />

nicht, was er nicht an<strong>der</strong>weitig den Steuerzahlem wie<strong>der</strong> fortnimmt." (SBR,<br />

1881d, S. 1533)<br />

Was Fleck angeht, so miBversteht er, was Hans-Peter Goldberg treffend als<br />

Richters "Formulierung politischer Kritik als Etatkritik" bezeichnet. Goldberg<br />

stellt heraus: "Wie kein an<strong>der</strong>er Parlamentarier machte sich Richter das wirkungsvollste<br />

Instrument des Reichstags, das Budgetrecht, zunutze, iibte er politische<br />

Kritik unter dem Gesichtspunkt haushaltspolitischer SolidiHit und Effienz."<br />

So in Debatten mit Marineexperten, die Tirpitzens Flottengesetze durchdriicken<br />

wollten. Hier bestand er darauf, daB seine Argumente auf del' Grundlage von<br />

"einfachen finanziell-politisch-technischen, nicht marine-technischen Riicksichten"<br />

(Cloldberg, 1993, S. 59) basierten. Man mag bedauem, daB Richter diese<br />

Argumente gewohnlich nicht mit allgemeineren, grundsatzlichen Erwagungen<br />

verband. Doch ist es unangemessen, ihn dafiir zu tadeln, daB er del' von einer<br />

ganzen Regierung ausgehenden Herausfor<strong>der</strong>ung lieber auf einem Gebiet entgegentrat,<br />

auf dem er iiber Vorteile verfiigte.<br />

An Richters grundlicher und kritischer Priifung des Staatshaushaltes kann ein<br />

wichtiger Aspekt des parlamentarischen Liberalismus verdeutlicht werden. Ihm<br />

gab Fre<strong>der</strong>ic Bastiat Ausdruck, als er von Frieden und <strong>Freiheit</strong> und ihrer Verbindung<br />

mit den "eisigen Zahlen" eines "vulgaren Staatsetats" schrieb:<br />

"<strong>Die</strong> Verbindung ist so eng ais wie nur moglich. Ein Krieg, eine Kriegsdrohung,<br />

eine Verhandiung, die den Krieg zur Foige haben konnte - nichts davon vermag zustande<br />

zu kommen ohne eine kieine KiauseI, geschrieben in diesem groBen Band<br />

[dem Etat], dem Schrecken des Steuerzahiers [...] Suchen wir zuerst Sparsamkeit<br />

beim Regieren - Frieden und <strong>Freiheit</strong> werden wir dann ais Zusatz bekommen".30<br />

29 Goldberg (1993, S. 61£); Seeber (1986, S. 312)~ sowie Fleck (1988, S. 73f.). Goldberg bemerkt<br />

jedoch, daB man ebensogut behaupten konnte, "daB hier einer namlich prinzipielle Negation<br />

nur haushaltstechnisch bemantele."<br />

30 Bastiat (1854, S. 410f.). Sogar in Lorenz' hochst kritischem Werk tiber Richter (Lorenz,<br />

1980, S. 235) wird angedeutet, daB man, bei aHem Feilschen Richters urn die militarischen<br />

Ausgaben, an vielen Stellen "den Geist unbedingter Opposition'" versptire, "<strong>der</strong> tiber das Sparen<br />

am Militaretat dem Volke den Militarismus ersparen will." Vgl. auch Sell (1953, S. 241):

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