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Die Partei der Freiheit

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98 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

stem autoriHirer Hen'schaft zu, das das neue Reich bis an sein Ende kennzeichnen<br />

sollte. 21<br />

Richter wurde nicht in den ersten reguHiren Reichstag des Norddeutschen Bundes<br />

gewahlt. Doch er gelangte zu dem SchluB, daB eine wirksame Tatigkeit im<br />

Parlament davon abhing, sich Anerkennung als Fachmann in dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Gebiet zu verschaffen; von einer gewissen, von Jugend an erkennbaren<br />

"Zahlenwut" angetrieben, nutzte Richter seine Ruhepause, urn sich in finanzstatistische<br />

Untersuchungen libel' den preuBischen Haushalt zu smrzen. 1869 gelangte<br />

er ins PreuBische Abgeordnetenhaus und 1871 wurde er in den ersten kaiserlichen<br />

Reichstag gewahlt. Dort war er von del' ersten Sitzung an Mitglied del' Budgetkommission.<br />

Er diente in beiden HaUSelTI bis kurz VOl' seinem Tod im Jahre<br />

1906.<br />

Namrlich stimmt es nicht, daB Richter wahrend dieses sehr langen Zeitraums<br />

dm'chweg "negativ" eingestellt war: Viele Punkte in del' von Bismarck und den<br />

Nationalliberalen vorangetriebenen liberalen Gesetzgebung fanden seine Zustimmung.<br />

Interessanterweise wi<strong>der</strong>setzte er sichjedoch 1874 sowohl aus politischen,<br />

als auch aus okonomischen Grunden del' Errichtung del' Reichsbank. Gegen ihn<br />

trat del' Liberale und Bankier Ludwig Bamberger fur das Projekt mit del' Begrundung<br />

an, alle zivilisielten Nationen besaBen Zentralbanken (Rohjleisch, 1946, S.<br />

75f.).<br />

Zutreffend ist, daB Richter sich durch Opposition gegen alle Regielungsinitiativen<br />

hervortat, die er als unvereinbar mit seinen Prinzipien ansah. Seiner Meinung<br />

nach war dies in sehr vielen Fallen angezeigt. Trotz allem harte er guten<br />

Glund zu <strong>der</strong> Annahme, daB er mit del' Verwerfung del' staatssozialistischen<br />

Wirtschaftspolitik del' Regierung im Interesse del' groBen Mehrheit - del' Konsumenten<br />

und del' Steuerzahler - handelte. Und indem er sowohl Ausnahmegesetze<br />

als auch die Militar- und Kolonialpolitik bekampfte, diente sein "Negativismus"<br />

del' <strong>Freiheit</strong> und dem Frieden seines Landes.<br />

a) Richter und Bismarck<br />

III. Parlamentarische nnd politische Lanfbahn<br />

Es war von weltgeschichtlicher Bedeutung, daB es del' deutsche Liberalismus<br />

im spateren 19. Jahrhundel1 mit einem Gegner wie Bismarck zu tun bekam. Neben<br />

politischem Genie besaB Bismarck sowohl Geist als auch Charakter, die in<br />

vieleI' Hinsicht groBe Bewun<strong>der</strong>ung abverlangten, VOl' aHem im Vergleich mit den<br />

meisten seiner politischen Gegner. Del' SchriftsteHer Theodor Fontane, selbst ein<br />

21 Richter zufolge (Richter, 1893, S. 189£.) gestand Bismarck ironischerweise spater ein, daB er<br />

bereit war, den Liberalen bedeutende ZugesUindnisse hinsichtlich <strong>der</strong> Verfassung zu machen,<br />

wenn sich das als notwendig erwiesen hatte.

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