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Die Partei der Freiheit

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92 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

hat Hans-Georg Fleck "sein[en] tiberragende[n] ArbeitsfleiB, eine groBe<br />

rhetorische Begabung, ausgepragtes Organisationstalent und eine flinke, nie<br />

enniidende Fe<strong>der</strong>" (Fleck, 1988, S. 73) eingeraumt. Das ist geschichtlich bedeutsam,<br />

weil es gerade diese Eigenschaften waren, die Richters Ftihrungsrolle<br />

im deutschen Linksliberalismus tiber so viele Jahrzehnte hinweg begrtindeten.<br />

Vielleicht ist noch ein Wort zu Richters Personlichkeit von Interesse. Hans­<br />

Peter Goldberg beschreibt Richter mit den Augen seiner zeitgenossischen Kritiker<br />

als einen Mann mit "einem Auftreten, das auch im personlichen Umgang nie<br />

einfach und rtickhaltlos gewesen sei [...] rechthaberisch, Unterordnung fordelnd,<br />

unwirsch - ein Mann mit wenig Freunden. StalTsinnig und unbeugsam [...]"<br />

(Goldberg, 1993, S. 57). 1m groBen und ganzen trifft das wahrscheinlich zu. 12<br />

Doch bevor zuviel Aufhebens urn die Frage del' Personlichkeit Richters gemacht<br />

wird, sollten wir uns das Urteil Friedrich Naumanns tiber seinen alten Wi<strong>der</strong>sacher<br />

in Erinnerung rufen: Richter war, so Naumann, "ein Mann aus einem<br />

GuB." (Naumann, 1919, S. 46) Er war schlieBlich del' linksliberale Ftihrer im<br />

Reichstag und im preuBischen Abgeordnetenhaus, Ftihrer del' im ganzen Reich<br />

vertretenen linksliberalen <strong>Partei</strong> und Herausgeber einer Tageszeitung~ nach <strong>der</strong><br />

Beschreibung eines Zeitgenossen war er "del' fleiBjgste Mann des deutschen<br />

Reichstags, del' Tag und Nacht am Schreibtisch saB" und del' seiner Arbeit<br />

schlieBlich auch seine Gesundheit opferte (Miiller-Meiningen, 1926, S. 184). Berticksichtigt<br />

man all das und auch die Tatsache, daB er fur an<strong>der</strong>thalb Jahrzehnte<br />

in <strong>der</strong> deutschen Politik <strong>der</strong> groBe Gegenspieler des bertihmtesten und machtigsten<br />

Mannes in Europa war, so wird es moglich, seine "unattraktiven" Ztige richtig<br />

einzuordnen. Obwohl sich, Heuss zufolge, Theodor Barth und Richter "wechselseitig<br />

haBten," ist es Barth, <strong>der</strong> vielleicht am knappsten all das ausdriickte, was<br />

zur Personlichkeit seines Gegners gesagt werden muB: "Es lag GroBe in <strong>der</strong><br />

Herbheit seines Charakters, in <strong>der</strong> Geschlossenheit seines Wesens. Ein machtiger<br />

Wille beherrschte dieses Leben [...]" 13<br />

12 Ais Richard Eickhoff, ein Freund und Anhanger Richters, einige Erinnerungen an den liberalen<br />

Fuhrer veroffentlichte, fand er es angemessen, einige Worte tiber "den Menschen Eugen<br />

Richter'" anzufugen. Das tat er in Form eines Berichts tiber eine Soiree, die Richter fur eine<br />

Anzahl seiner engsten Freunde am Abend des 7. Februar 1902 gab. Wenngleich ein groBzugiger<br />

und beispielhaft aufulerksamer Gastgeber, war Richter selbst "wie immer in <strong>der</strong> Gesellschaft,<br />

schweigsam.'" Eickho..ff(1927, S. 31ff.) Obwohl das Fest offenbar hannonisch war, ist<br />

es dennoch bemerkenswert, daB Eickhoff, <strong>der</strong> ibn seit 1869 kannte, nichts AufschluBreicheres<br />

uber "den Menschen Eugen Richter" zu berichten wuBte, als diese Episode.<br />

13 Barth (1923, S. 86). Heuss' Kommentar findet sich in Heuss (1949, S. 180). Vielleicht 1000t<br />

es sich, Maximilian Hardens Bemerkung aus Harden (1906, S. 432) zu beachten: "<strong>Die</strong>ser<br />

<strong>der</strong>be deutsche Kerl wollte lieber einsam sein als in einer Gesellschaft, die ibm nicht behagte.<br />

Das trug ibm HaB ein~ schuf ibm aber auch Bewun<strong>der</strong>ung, dem Rauhen sogar zartliche<br />

Liebe.'"

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