Die Partei der Freiheit
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84 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
sicht erheben konnen, ehe seine· Einsichtslosigkeit allzu groBen Schaden anrichtet,<br />
ist lei<strong>der</strong> sehr ungewiB." (Prince-Smith, 1877, S. 191ff.)<br />
Prince-Smith sah sich mit einem Problem konfrontiert, das: viele liberale Denker<br />
vor und nach ibm beschaftigen soUte: Wenn das auf Privateigentum beruhende<br />
Gesellschaftsmodell tatsachlich das einzige ist, das mit den Interessen <strong>der</strong><br />
groBen Mehrheit in Einklang steht, wie kann man dann sein Fortbestehen sichem,<br />
wenn die Mehrheit unfahig o<strong>der</strong> nicht Willens ist, diese Tatsache zu erfassen?<br />
In dem vier Jahre zuvor veroffentlichten Artikel "<strong>Die</strong> Sozialdemokratie al1l<br />
dem Reichstag" hatte Prince-Smith bereits den Gebrauch von Gewalt gegen die<br />
Verbreitung sozialistischer Ansichten verworfen. 34 In ahnlicher Weise wies er<br />
die Suche nach einem "Retter <strong>der</strong> Gesellschaft," urn "durch Errichtung einer<br />
staatlichen Willkiirherrschaft den Volkshaushalt schiitzen zu konnen,"(Prince<br />
Smith, 1877, S. 398) als toricht zuriick. Es ist nicht klar, ob er so noch am Ende<br />
seines Lebens dachte. Jedenfalls zeigt "Der Staat und <strong>der</strong> Volkshaushalt", wie<br />
weit er angesichts <strong>der</strong> sozialistischen· Bedrohung von fmher vertretenen, eher<br />
typisch liberalen Positionen abwich. <strong>Die</strong> unbestrittene Herrschaft des Monarchen,<br />
<strong>der</strong> Staat und seine Macht als hochstes Gut, die bereitwillige Hinnahme des Krieges<br />
und die For<strong>der</strong>ung irrationaler Werte als Ersatz fiir subjektive Oberlegungen,<br />
die sich auf kurze Sicht gegen die Marktordnung richten konnten - all' dies wird<br />
als Mittel hingenommen, urn die Gesellschaft vor selbstzerstorerischen Massen<br />
zu bewahren.<br />
Interessanterweise gelangte zu etwa <strong>der</strong> gleichen Zeit Boris Tschitscherin, <strong>der</strong><br />
groBte liberale Denker RuBlands im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, zu ahnlichen SchluBfolgerungen:<br />
"Beim Anblick dieser kommunistischen Bewegung bleibt dem aufrichtigen<br />
Liberalen nichts an<strong>der</strong>s ubrig, als den Absolutismus zu unterstiitzen [...]"<br />
(Leontovitsch, 1957, S. 142). Zumindest erlaube die absolute Monarchie weitreichende<br />
burgerliche <strong>Freiheit</strong>en, vor aHem hinsichtlich des Privateigentums, wohingegen<br />
die Errichtung eines sozialistischen Systems mit Abschaffung des Privateigentums<br />
die Grundlage aller an<strong>der</strong>en burgerIichen <strong>Freiheit</strong>en zerst6ren<br />
wiirde.<br />
Prince-Smith mag gut und gem das erste Beispiel dafiir sein, was man das "Pareto<br />
Syndrom" nennen k6nnte. Zu Vilfredo Paretos Zeit war das Parlament zum<br />
Hort <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>interessen geworden, welche Steuerzahler und Verbraucher nach<br />
Belieben auspliin<strong>der</strong>ten, wahrend gleichzeitig eine radikal-sozialistische Arbeiterbewegung<br />
privaten Eigenromem genau wie Arbeitem Gewalt antat, ohne von<br />
den apathischen Staatsorganen daran gehin<strong>der</strong>t zu werden. <strong>Die</strong>se Umstande veranlaBten<br />
Pareto sich solchen Lehren zuzuwenden, die Irrationalismus und Gewalt<br />
als Faktoren des sozialen Lebens betonten. Politisch, aber nicht okonomisch, gab<br />
34 Prince-Smith (1877, S. 363): "Den Sozialdemokraten das freie Herausreden beschranken,<br />
hief~e eingestehen, daB man ihnen nicht Griinde, son<strong>der</strong>n nur Gewalt entgegenzustellen hatte."