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Die Partei der Freiheit

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Kapitel 2: <strong>Die</strong> deutsche Freihandelspartei und <strong>der</strong> deutsche Liberalismus 83<br />

schaustellung von Reichtum (Prince-Smith, 1877, S. 159). Der tiefere Sinn dieses<br />

Lobs liegt darin, daB ein ahnliches "Opiat" fur die Massen durchaus auch rur<br />

die Zeit des Ubergangs zu einer reicheren kapitalistischen Gesellschaft erfor<strong>der</strong>lich<br />

sein konnte.<br />

Doch wenn die Gesellschaft durch "das schrankenlose Walten des Volkshaufens"<br />

bedroht wird, kann die Antwort nicht in <strong>der</strong> Herrschaft <strong>der</strong> Oberklassen<br />

liegen. <strong>Die</strong> Erinnemng sei allzu frisch, wie diese ihre Macht dazu benutzt hatten,<br />

urn mit Hilfe des- Staates sich Privilegien zu verschaffen. In einer prophetischen<br />

Passage bemerkt Prince-Smith, daB die Idee des Freihandels von geringem Gewicht<br />

ware, wenn es wie<strong>der</strong> Aussicht auf die Wie<strong>der</strong>einfuhrung <strong>der</strong> Privilegien<br />

gabe:<br />

"Jetzt freilich ist die Erkenntniss schon allgemeiner verbreitet, daB das eine Interesse<br />

nicht auf Kosten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en, son<strong>der</strong>n nur im Verein mit den an<strong>der</strong>en gefor<strong>der</strong>t<br />

werden kann. Aber darauf ware nur schwacher Verlal3, wenn erst die Son<strong>der</strong>interessen<br />

wie<strong>der</strong> in die Lage, mithin in die Versuchung kamen, ihren alten Monopolsgehisten<br />

zu frohnen". (Prince-Smith, 1877, S. 191)<br />

Was also ist zu tun? Das unerbittliche Fortschreiten des kritisch-rationalen<br />

Geistes, <strong>der</strong> alles in Frage stellt, fuhre, so wertvoll das auch in vielerHinsicht sei,<br />

mit Sicherheit auch zur Infragestellung <strong>der</strong> privaten Eigentumsordnung. Prince­<br />

Smith raumt ein: "<strong>Die</strong> Sache ist eine sehr heikle."<br />

Vielleicht sollten wir das Wahlrecht nur fur mehr als dreiBig Jahre alte Personen<br />

einraumen o<strong>der</strong> besser noch auf die uber vierzig Jahre alten? Was den<br />

Volksunterricht anbelangt, so habe er bislang nicht son<strong>der</strong>lich gut funktionie11,<br />

doch vielleicht waren groBere Anstrengungen in dieser Richtung hilfreich?<br />

Prince-Smiths Zuflucht zum offentlichen Erziehungswesen, urn die Marktwirtschaft<br />

zu retten, ven'at seine Mutlosigkeit; in einem friiheren Essay behauptet er,<br />

es sei fur Beamte namrlich, dem Sozialismus zuzuneigen, da ihre eigene Stellung<br />

in <strong>der</strong> Gesellschaft eine sozialistische sei (Prince-Smith, 1877, S. 363). Aber er<br />

fuhrt kein Argument an, wamm es sich bei den mit dem offentlichen Erziehungswesen<br />

betrauten Beamten auch nur einen Deut an<strong>der</strong>s verhalten sollte.<br />

Auf jeden Fall fuhrten polizeiliche MaBnahmen gegen die Verbreitung<br />

sozialistischer Ideen zu Nichts, da letztere lediglich populare Ansichten zum<br />

Ausdluck bringen. Vielmehr sollten aIle Anstrengungen untemommen werden,<br />

"urn allgemein einen Grad von Kenntnissen und Verstandesbildung zu verbreiten,<br />

<strong>der</strong> die, seitens <strong>der</strong> Einsichtslosen, stets drohende Gefahr zu beseitigen o<strong>der</strong> wenigstens<br />

zu mindem vermochte." Jahre zuvor harte Prince-Smith geschrieben:<br />

"Unsaglich schwierig ist es, das Verstandnis gesun<strong>der</strong> Volkswi11schaft zu verbreiten"<br />

- nicht wegen <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen geistigen Fahigkeiten, sondem weil<br />

menschliche Schwache sich <strong>der</strong> Annahme okonomischer Wahrheiten wi<strong>der</strong>setze<br />

(Prince-Smith, 1877, S. 26). Es kann daher nicht iibelTaschen, wenn er in zutiefst<br />

pessimistischem Ton zu dem SchluB kommt: "ob man das Yolk werde zur Ein-

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