Die Partei der Freiheit
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82 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
Prince-Smith furchtet die Folgen des allgemeinen Wahlrechts, das in die neue<br />
Reichsverfassung eingefuhrt worden war. Er mag sich dessen bewuBt gewesen<br />
sein, daB Sozial-Konservative wie Hermann Wagener gerade deswegen daftir<br />
stritten, weil sie hofften, es bedeute das Ende des Laissez-faire. 33 In jedem Fall<br />
sei es die einfache Wahrheit, daB das Yolk nicht weiB, "was seine wahren Interessen<br />
sind," und leicht von Demagogen verfuhrt werde. Auf sich alleine gestellt,<br />
wiirde es die Konfisziemng von Eigentumsrechten gutheiBen odeI', wie er bereits<br />
im Zusammenhang mit del' Frankfurter Nationalversammlung glaubte beobachten<br />
zu konnen, den Wettbewerb beschranken, urn die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Produzentengmppe<br />
zu privilegieren. Es k6nne daher nicht gestattet werden, daB die Existenz<br />
del' Gesellschaft den Randen des Volkes anvertraut wird:<br />
"Es handelt sich urn die Grundlagen unserer staatlichen und wirtschaftlichen Kultur;<br />
diese durfen nicht erschuttert werden; denn es sind keine beliebig erfundenen<br />
und willkurlich bestimmten Grundlagen, son<strong>der</strong>n solche, die sich bewahrt haben,<br />
nachdem viele sich als nicht haltbar erwiesen und darum schwanden". (Prince<br />
Smith, 1877, S. 184f)<br />
In Prince-Smiths Sicht ist die kapitalistische Gesellschaft zu einem Rennen gegen<br />
die Zeit vemrteilt. Jahre zuvor war er sich sichel', daB die Einftihmng eines<br />
freien Marktes schnell zu Wohlstand fuhren wiirde: Es "laBt sich zur vollen Beschaftigung<br />
aller das gentigende Kapital unschwer und sogar rasch sehaffen bei<br />
voller <strong>Freiheit</strong> del' wirtschaftlichen Bewegung, - wenn nul' nicht del' Staat zu viel<br />
yom Geschafften versehlingt." (Prince-Smith, 1877, S. 21f.) Nun ist sein fruher<br />
Optimismus - genau wie seine ktitische Raltung gegentiber den Staatsausgaben,<br />
VOl' allem fur das Militar - verschwunden. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong>er, die bislang eine komfortable<br />
wirtschaftliche Lage erreicht hatten, ist seinem EingesHindnis nach klein.<br />
Solange das <strong>der</strong> Fall sei, sei die Gesellschaft "immer del' Gefahr des Umsturzes<br />
ausgesetzt." <strong>Die</strong> einzige Roffnung liege darin, die Massen einstweilen in Schach<br />
zu halten, damit <strong>der</strong> Fortgang del' wirtschaftlichen Entwicklung die gesellschaftliche<br />
Basis jener ausweitet, die ihr Interesse an <strong>der</strong> gegenwartigen Gesellsehaftsordnung<br />
klar erkennen konnen. Del' Volksbildung uberantwoltet er es, die Wahrheiten<br />
del' politischen Okonomie zu vermitteln und das "Zutrauen zu den Hiitem<br />
des Gemeinwohls" zu starken, damit "politischer Friede und staatliche Ordnung<br />
ihren vollen Segen spenden konnen."<br />
Indessen musse jenen entgegengetreten werden, "welche, aus Ungeduld vollig<br />
rucksichtslos geworden, in ihrem Unmute die Sttitzsaule des Tempels umreissen<br />
mochten." (Prince-Smith, 1877, S. 186, 191) Prince-Smiths Verzweiflung aUBelt<br />
sich in seinem Lob fur monarchischen Pomp zu Zeiten des Absolutismus: <strong>Die</strong><br />
Epoche sei unvermeidlicherweise aIm gewesen, doch hatten die almeren Klassen<br />
zumindest eine gewisse Befriedigung nachempfunden in del' koniglichen Zur-<br />
33 Wagener begrii13te das allgemeine Wahlrecht hauptsachlich, weil "die breiten Schichten [...]<br />
die Regierenden nun zu durchgreifenden sozialpolitischen MaBnahmen und zur Absage zu<br />
Manchester zwingen [wtirden]." Saile (1958, S. 96).