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Die Partei der Freiheit

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80 Ralph Raico: <strong>Die</strong> <strong>Partei</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

los, da sich souverane Staaten solchen Schiedsspruchen nicht unterwerfen konnten,<br />

wenn ihre lebenswichtigen Interessen auf dem Spiel stUnden (Prince-Smith,<br />

1877, S. 166f.).<br />

Liberale, die immerfort gegen den Krieg predigten, seien blind ftir die Wirklichkeit.<br />

In ihrer einseitigen Konzentration auf den Volkshaushalt lehnten sie es<br />

ab, das Vorhandensein und den Einflufi "des Staatssinnes des \1olkes" zu sehen.<br />

Prince-Smith versucht, diesen "Staatsinn" mit eigenartigen psychologischen<br />

Ntitzlichkeitserwagungen zu rechtfertigen:<br />

"Durch diesen Staatssinn nun fiihlt sich <strong>der</strong> schwache Einzelmensch.eins mit einer<br />

starken Gemeinschaft, einem Staatswesen, welches eine gebieterische Macht entfaltet<br />

und sich vor <strong>der</strong> Welt Achtung erzwingt. Er reUet sich dadurch vor dem erdrtickenden<br />

Gefilhl seiner Ohnmacht in <strong>der</strong> Vereinzelung, gegenuber dem wogenden<br />

Gedrange des Lebens. In dem BewuI3tsein <strong>der</strong> Staatsangehorigkeit gewinnen<br />

die Schwachen Selbstgefiihl; die Niedrigen sehen sich von Glanz umstrahlt. Denn<br />

ein auffallen<strong>der</strong> Zug bei allen Menschen ist die Fahigkeit, sich durch die Einbildungskraft<br />

die Leistungen an<strong>der</strong>er anzueignen." (Prince-Smith, 1877, S. 162)<br />

. In einer Passage, die sich liest, als ob sie zur Bestatigung <strong>der</strong> marxistischen<br />

Lehre von <strong>der</strong> ideologischen Mystifikation des Kapitalismus verfaBt worden<br />

ware, stellt Prince-Smith fest, daB <strong>der</strong> Trieb, sich mit einer Gemeinschaft eins zu<br />

fiihlen, auch deshalb wertvoll ist, weil er uns "tiber manche Entbehrung" hinweghilft<br />

und "uns befahigt, manches Ungemach leichter zu tragen." (Prince-Smith,<br />

1877, S. 163)<br />

Prince-Smiths Essay legt gleich das Verstandnis fiir Realpolitik, so wie es im<br />

vorangegangenen Jahrzehnt bei den Freihandlem vorherrschte, offen. Wir mtiBten<br />

die Wirklichkeit sehen, wie sie sei: Der Staat "existiert als ,Macht', und das Wesen<br />

<strong>der</strong> Macht ist es iiberhaupt unter ihren Willen den Willen An<strong>der</strong>er zu beugen."<br />

Wenngleich es zwei Spharen des sozialen Lebens gabe, namlich den Staat<br />

und die Gesellschaft bzw. den "Volkshaushalt", habe "die Rticksicht auf den<br />

Volkshaushalt [dort] kein Gewicht, wo sie staatlichen For<strong>der</strong>ungen gegeniibersteht,"<br />

da letztere "Existenzfragen" seien. Wir seien bereit - und mtiBten bereit<br />

sein -, unser Vermogen und selbst unser Leben ftir die Erhaltung <strong>der</strong> Souveranitat<br />

unseres Staates zu opfem. (Prince-Smith, 1877, S. 163f.)<br />

Das sind verbltiffende Zugestandnisse yom einstigen Erzvater des methodologischen<br />

Individualismus und des Minimalstaates. In <strong>der</strong> Wirtschaft sei das Einzelinteresse<br />

maBgebend, "aber wir haben auch das Bediirfniss, uns bisweilen frei<br />

zu ftihlen von <strong>der</strong> Herrschaft unseres Einzelinteresses," das Bediirfnis, "fur die<br />

Gemeinschaft zu wirken." Okonomen hatten das nicht durchgangig verstanden.<br />

Vielmehr blickten sie auf den Staat bloB als ein Obel, "wenn auch ein notwendiges,"<br />

dessen einzige Aufgabe darin bestehe, "die unerHissliche Sicherheit" fur<br />

Arbeit und Eigentum mit geringster Belastung" zu garantieren. Das ist genau die<br />

Raltung, die Prince-Smith tiber lahrzehnte hinweg verteidigte. Der Okonom, so<br />

gibt er zu verstehen, solIe von den Fachpolitikem lemen, fur die das Staatsleben

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