Skriptum Fechten „im Langen Schwert“ - Wiener Fecht- und ...

Dritte Übung zum Stechen:
Die Schüler stellen sich in einer oder mehreren Reihen nebeneinander auf und nehmen den Ochs
ein. Der Trainer zählt die Bewegungen ein:
Trainer kommandiert:
„eins“
„zwei“
Schüler führt aus:
Führt das Schwert exzentrisch, oberhalb der eigenen Kopfhöhe, im
Daumengriff nach vorne. Sobald der Ort seinen vordersten Punkt erreicht
hat schließt er die Bewegung mit einem Vorwärtsschritt ab.
Nimmt den Ochs als Ausgangsstellung auf der anderen Seite ein
Der Trainer achtet besonders auf:
saubere Beinstellung und präzise Huten
die kurze Verzögerung(ein Herzschlag) zwischen Stich und Schritt. „Erst der Stich, dann der
Schritt“
die gleichzeitige Ausführung durch die Schüler
Übung: Stichlauf Oberstich aus Ochs
An dieser Stelle wollen wir das Konzept „Nach“ kennenlernen. Lesen wir uns durch, was der Codex
44A8 zu Vor und Nach sagt: Hye merck, was da haist das nach:
Das nach, das sind die pruch wider alle stuck und häw die man auff dich treibt. und das vernÿm also:
wenn er ee kumpt mit dem haw, wenn du das du im versetzen muest, So arbait jnndes mit deiner
vorsatzung behendlich mit dem swert zů der nagsten plöss. So prichstu ÿm sein vor mit deinem nach.
Das Nach ist also, auf die Angriffe des Gegners reagieren und seine „Stücke brechen“. Das bedeutet:
Den Versuch des Gegners zu treffen abwehren und selbst einen Gegenangriff ausführen. Später
werden wir versuchen, die Gegenangriffe indes mit den Angriffen der Gegner zu fechten. (Noch später
beim Thema Nachreisen werden wir sehen, dass ein Gegenangriff der erst nach erfolgter Abwehr
stattfindet, auch indes mit den sicher folgenden Abwehrbewegungen des Gegners erfolgen muss.)
Erklärung: Konzept Nach
Wir wollen das Stechen in Partnerübungen festigen und damit auch ein wenig Gefühl für die
Bewegungen eines Gegners erwerben, sowie Beinarbeit und Huten in praktischer Anwendung
umsetzen. Wir nutzen auch gleich die Gelegenheit, um das Prinzip des Versetzens kennenzulernen.
Das Versetzen ist ein Fechtprinzip aus dem Nach. Wenn der Gegner mit einem Hieb oder einem Stich
seines Schwertes angreift, wollen wir mit einer Bewegung unseres Schwertes verhindern, er uns trifft
und diesem Angriff unser Schwert „vor setzen“. Und wir wollen das so tun, dass wir durch diese
Bewegung gleich in eine für uns vorteilhafte Position geraten, in der wir sofort zu einem Gegenangriff
fähig sind. Das ist das Prinzip „Versetzen“: in allen Situationen, in denen wir gezwungen sind, einen
Angriff des Gegners zu versetzen, wollen wir das derart tun, dass wir dadurch einen Vorteil haben.
Das bedeutet in diesem Falle für uns, dass wir unser Schwert dem Angriff des Gegners so „vor
setzen“, dass der Ort seine Blöße sucht und wir sofort selbst zustechen können. Dazu verwenden wir
die Huten Pflug und Ochs, bzw. den Wechsel von einer dieser Huten in die andere.
Beschreibung des Versetzens in Pflug und Ochs:
Versetzen in Pflug – Steh in einem Pflug. Sobald Dein Gegner mit einem Stich zu Deiner
unteren Blöße angreift, wechsle mit dem Pflug auf die andere Seite und drücke den Stich des
Gegners zur Seite an Dir vorbei. Dann gehe einen Schritt rückwärts um weiter zur Schwäche
der gegnerischen Klinge zu kommen.
Versetzen in Ochs – Steh in einem Pflug. Sobald Dein Gegner mit einem Stich zu Deiner
oberen Blöße angreift, wechsle aus dem Pflug in den Ochs auf die andere Seite und drücke
den Stich des Gegners nach oben an Dir vorbei. Dann gehe einen Schritt rückwärts um weiter
zur Schwäche der gegnerischen Klinge zu kommen.
Erklärung: Versetzen
Erklärung: Versetzen von Stichen
5