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Skriptum Fechten „im Langen Schwert“ - Wiener Fecht- und ...

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Wir haben das Sprechfenster bisher als eine Ausgangssituation für Übungen kennengelernt. Beim<br />

Winden, wo es darum geht, mit dem Druck des gegnerischen Schwertes gemeinsam <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

(=Indes) mit der Stärke nach der Schwäche zu arbeiten <strong>und</strong> zu stechen, erhält das Sprechfenster<br />

weitere Bedeutung. Wiederholen wir kurz, was wir im 4. Thema über das Sprechfenster bereits gehört<br />

haben:<br />

Die Klingen sind im Band<br />

Die <strong>Fecht</strong>er kommunizieren über ihren taktilen Sinn<br />

Der <strong>Fecht</strong>er fühlt über den Klingenkontakt Druck, Bewegung <strong>und</strong> Bewegungsrichtung des<br />

gegnerischen Schwertes.<br />

<br />

<br />

Der <strong>Fecht</strong>er nutzt die Bewegung des Gegners für seine eigene Aktion.<br />

Alle Aktionen, wie etwa den Gegner zu stechen, erfolgen indes, also gleichzeitig <strong>und</strong><br />

gemeinsam mit der Bewegung des Gegners.<br />

Lesen wir uns die Ermahnung an der wichtigsten Stelle des Codex durch:<br />

Hie soltu mercken: Das das fülen <strong>und</strong> das wort jnndes ein dinck ist <strong>und</strong> ains an daß ander nicht gesein<br />

mag <strong>und</strong> das vernÿm also: wen du jm an sein swert pindest, So müstu ze hant mit dem wort jnndes<br />

fülen ab er am swert waich oder hert ist, <strong>und</strong> wenn du hast gefült, So mustu aber jnndes arbaitten<br />

nach der waich <strong>und</strong> nach der hert am swert. Also sein sÿ paiden nicht wenn ein dinck <strong>und</strong> das wort<br />

jnndes das ist zů vor aus In allen stucken. <strong>und</strong> das vernym also: jnndes dupliert, jnndes mutirt, jnndes<br />

wechselt durch, jnndes laufft durch, jnndes nÿmpt den schnit, Indes ringet mit, jnndes nÿmpt das<br />

swert, jnndes thuet was dein hertz begert.<br />

Jnndes, das ist ein scharffes wort do mit alle maister des swertz vorschnÿten werden die das wort<br />

nicht wissen noch vernömen. Das ist der schlüssel der kunst.<br />

Fassen wir zusammen: Im Sprechfenster sprechen die Schwerter miteinander. Der <strong>Fecht</strong>er fühlt Druck<br />

<strong>und</strong> Bewegung des gegnerischen Schwertes <strong>und</strong> arbeitet indes nach diesem Druck <strong>und</strong> dieser<br />

Bewegung. Dabei kommt im idealen Falle auf der Seite des <strong>Fecht</strong>ers selbst, kein Druck an seinem<br />

Schwert zustande, da er indes vom Schwert geht, das Schwert des Gegners indes an der Stärke<br />

nimmt oder indem er augenblicklich sticht, wenn kein Druck vorhanden ist. Also:<br />

Kein Druck am Schwert – der <strong>Fecht</strong>er sticht augenblicklich zu<br />

Druck am Schwert <strong>und</strong> Gefahr durch den Ort des Gegners – der <strong>Fecht</strong>er nimmt seinen<br />

Gegner mit der Stärke <strong>und</strong> sticht<br />

Druck am Schwert aber keine Gefahr durch den Ort des Gegners– der <strong>Fecht</strong>er lässt seinen<br />

Gegner los <strong>und</strong> sticht, schlägt oder schneidet.<br />

Indes mit dem Auftreten oder Fehlen des gegnerischen Druckes agiert der <strong>Fecht</strong>er, sodass an<br />

seinem eigenen Schwert kein Druck entsteht.<br />

Erklärung: „Sprechen“ / Fühlen<br />

Erste Übung zum Winden:<br />

Wir wollen eine Vorübung machen. Die Schüler stellen sich partnerweise im Sprechfenster<br />

zusammen. Der Trainer teilt Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein. Es herrscht absolute Stille <strong>und</strong><br />

Schweigen. Niemand darf Fragen stellen oder mit seinem Übungspartner schwätzen. Die Übenden<br />

schließen die Augen <strong>und</strong> atmen bewusst ruhig durch. Die Helfer bewegen ihre Schwerter in der<br />

Bindung langsam <strong>und</strong> mit Pausen mit kleinsten Bewegungen in beliebige Richtungen. Die Übenden<br />

versuchen, die Schwerter mit der leichtest möglichen Berührung in Kontakt zu halten <strong>und</strong> zu fühlen,<br />

wie sich die Schwerter der Helfer bewegen <strong>und</strong> welche Position die Helfer <strong>und</strong> ihre Schwerter<br />

einnehmen. Der Trainer ermahnt die Schüler, dass das Element der Ruhe ein wesentlicher Bestandteil<br />

dieser Übung ist. Der Trainer achtet bei dieser Übung auf vollständige Ruhe. Alle Bewegungen<br />

müssen langsam erfolgen <strong>und</strong> es darf kein Druck an den Schwertern entstehen.<br />

Partnerübung:<br />

„Sprechen“<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster (B hält die Augen geschlossen)<br />

A bewegt sich minimal<br />

B fühlt die Bewegung<br />

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