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Skriptum Fechten „im Langen Schwert“ - Wiener Fecht- und ...

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Trainingsmethode der <strong>Wiener</strong> <strong>Fecht</strong>- <strong>und</strong> Ausdauersport R<strong>und</strong>e<br />

von Norbert Kotras, Peter Frank <strong>und</strong> Karin Tomschitz<br />

(www.fechtr<strong>und</strong>e.at)<br />

<strong>Skriptum</strong> <strong><strong>Fecht</strong>en</strong><br />

<strong>„im</strong> <strong>Langen</strong> <strong>Schwert“</strong><br />

2.2 Stechen <strong>und</strong> Winden<br />

Dauer: 1 Wochenende (Sa + So) oder 8 aufeinander folgende Abende (ca. 2 Monate)<br />

Inhalt: Pflug, Ochs, Unterstich, Oberstich, Konzept Nach, Versetzen, Absetzen, Gr<strong>und</strong>satz Ort sucht<br />

Blöße, Gr<strong>und</strong>satz Linie schließen, Sprechen, weich/hart/keine Bedrohung, Winden, Durchwechseln,<br />

Umsetzen des Gelernten im „edlen Krieg“.<br />

Version 2.1<br />

1


Rechteinhaber <strong>und</strong> Autoren:<br />

Trainingsmethode der <strong>Wiener</strong> <strong>Fecht</strong>- <strong>und</strong> Ausdauersport R<strong>und</strong>e<br />

von Norbert Kotras, Peter Frank <strong>und</strong> Karin Tomschitz<br />

Nutzungslizenz (CC BY-SA 3.0):<br />

Dieses Dokument ist unter der Creative Commons Lizenz "Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 /<br />

Deutschland“ veröffentlicht (CC BY-SA 3.0)<br />

http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode<br />

Zusammenfassung der Lizenz<br />

Sie dürfen:<br />

das Werk bzw. den Inhalt vervielfältigen, verbreiten <strong>und</strong> öffentlich zugänglich machen<br />

Abwandlungen <strong>und</strong> Bearbeitungen des Werkes bzw. Inhaltes anfertigen<br />

das Werk bzw. den Inhalt kommerziell nutzen<br />

unter den Bedingungen:<br />

Sie müssen die Namen der Autoren/Rechteinhaber in der oben unter „Rechteinhaber <strong>und</strong> Autoren“ festgelegten<br />

Weise nennen.<br />

Wenn Sie das lizenzierte Werk bzw. den lizenzierten Inhalt bearbeiten oder in anderer Weise erkennbar als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für eigenes Schaffen verwenden, müssen Sie die daraufhin neu entstandenen Werke bzw. Inhalte<br />

erkennbar als „basierend auf der Trainingsmethode der <strong>Wiener</strong> <strong>Fecht</strong>- <strong>und</strong> Ausdauersport R<strong>und</strong>e von Norbert Kotras,<br />

Peter Frank <strong>und</strong> Karin Tomschitz“ bezeichnen.<br />

Wenn Sie das lizenzierte Werk bzw. den lizenzierten Inhalt bearbeiten oder in anderer Weise erkennbar als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für eigenes Schaffen verwenden, dürfen Sie die daraufhin neu entstandenen Werke bzw. Inhalte nur unter<br />

Verwendung von Lizenzbedingungen weitergeben, die mit denen dieses Lizenzvertrages identisch oder vergleichbar<br />

sind.<br />

2


4.Thema, Stechen<br />

Ziel: Der Lernende soll die Huten Pflug <strong>und</strong> Ochs einnehmen können <strong>und</strong> ihren Zweck verstehen<br />

Ziel: Der Lernende soll in der Lage sein, den Gegner mit dem Schwert zu stechen <strong>und</strong> sich dabei vor<br />

Gegentreffern zu schützen.<br />

Ziel: Der Lernende soll in der Lage sein, das Prinzip des Versetzens anzuwenden <strong>und</strong> damit einen<br />

Stich abzuwehren.<br />

Ziel: Der Lernende soll in der Lage sein, das Prinzip des Absetzens anzuwenden <strong>und</strong> damit einen<br />

Stich abzuwehren.<br />

Ziel: Der Lernende soll sich an die Gr<strong>und</strong>bewegungen im Winden gewöhnen.<br />

Das Stechen wird uns in allen Kombinationen von Techniken immer wieder begegnen <strong>und</strong> ist Teil von<br />

fast allen Übungen in diesem Trainingsplan. Leider existiert vom Stich der Deutschen Schule keine<br />

ausführliche Beschreibung in den historischen <strong>Fecht</strong>büchern. Möglicherweise hat man damals den<br />

Stich als bekannt vorausgesetzt. Wie auch immer, wir sind zu einer Rekonstruktion gezwungen. Es<br />

existiert eine sehr gute Beschreibung vom Stechen im Lehrvideo von Alexander Kiermayer <strong>und</strong> Hans<br />

Heim, die allen Gr<strong>und</strong>sätzen entspricht <strong>und</strong> sich nahtlos in die anderen Techniken <strong>und</strong> Stücke aus der<br />

Deutschen Schule einfügen lässt.<br />

Zur Vorbereitung auf das Stechen lernen wir die ersten Huten: Pflug <strong>und</strong> Ochs. Die Rolle <strong>und</strong> der Zeck<br />

von Huten in der Deutschen Schule ist:<br />

Ausgangsposition für Bewegungen<br />

Durchgangsposition bei Bewegungen<br />

Endposition von Bewegungen<br />

Defensiv – Deckung einer eigenen Blöße<br />

Offensiv – Bedrohung einer Blöße des Gegners<br />

Beschreibung der Huten:<br />

Pflug – Stehe in einer tiefen Kampfstellung mit dem linken Bein vorne. Nimm Dein Schwert im<br />

Daumengriff. Halte Dein Schwert rechts seitlich des Körpers, sodass die lange Schneide (die<br />

den Fingerspitzen zugewandte Schneide) nach unten zeigt. Das Gehilz soll sich in Höhe der<br />

Hüfte nahe dem Körper befinden. Der Ort soll zum Kopf Deines Gegners zeigen. Zur anderen<br />

Seite: Stehe in einer tiefen Kampfstellung mit dem rechten Bein vorne. Halte Dein Schwert im<br />

Daumengriff links seitlich des Körpers, sodass die lange Schneide nach oben zeigt. Das<br />

Gehilz soll sich wieder in Höhe der Hüfte nahe dem Körper befinden. Der Ort soll wieder zum<br />

Kopf Deines Gegners zeigen.<br />

Ochs – Stehe in einer tiefen Kampfstellung mit dem linken Bein vorne. Nimm Dein Schwert im<br />

Daumengriff. Halte Dein Schwert rechts seitlich Deines Kopfes, sodass die Fläche nach oben<br />

Zeigt <strong>und</strong> der Daumen unten ist. Das Gehilz soll neben dem Kopf, vor dem Kopf <strong>und</strong> oberhalb<br />

des Kopfes sein. Der Ort soll zum Kopf des Gegners zeigen. Zur anderen Seite: Stehe in einer<br />

tiefen Kampfstellung mit dem rechten Bein vorne. Halte Dein Schwert im Daumengriff links<br />

seitlich des Deines Kopfes, sodass die Fläche nach oben Zeigt <strong>und</strong> der Daumen unten ist.<br />

Das Gehilz soll wieder neben dem Kopf, vor dem Kopf <strong>und</strong> oberhalb des Kopfes sein. Der Ort<br />

soll wieder zum Kopf des Gegners zeigen.<br />

Erklärung: Pflug <strong>und</strong> Ochs<br />

3


Erste Übung zum Stechen<br />

Die Schüler stellen sich in einer oder mehreren Reihen nebeneinander auf. Der Trainer sagt Pflug <strong>und</strong><br />

Ochs in zufälliger Reihenfolge an. Die Schüler bewegen zuerst die Waffen in die angesagten Huten,<br />

dann machen sie einen Schritt vorwärts oder rückwärts, je nachdem der Ansage. Der Trainer achtet<br />

hierbei ganz besonders auf das Timing <strong>und</strong> die Präzision in der Ausführung. Die Waffe muss bereits in<br />

der anderen Hut sein, bevor der Körper bewegt werden darf. Weitere, durch den Trainer zu<br />

beachtende Punkte:<br />

Die Beinarbeit (Fußstellung, tiefer Stand, aufrechter Oberkörper, Ausrichtung der Hüfte,<br />

Ausführung der Schritte) soll bei dieser Übung gefestigt werden.<br />

Bei allen Hutenwechseln zwischen Pflug <strong>und</strong> Ochs soll der Ort soll ruhig auf den Gegner<br />

ausgerichtet bleiben.<br />

Der Wechsel von Ochs zu Ochs soll in einer r<strong>und</strong>en Bewegung durchgeführt werden (wir<br />

werden diese Bewegung später beim Winden benötigen).<br />

Übung: Hutenlauf Pflug <strong>und</strong> Ochs, vor <strong>und</strong> zurück<br />

Die Huten Pflug <strong>und</strong> Ochs dienen also aus Ausgangsposition für einen Stich. Analog zu den<br />

Positionen des Gehilzes, wird der Stich von oben herab oder von unten aufwärts geführt. Wir nennen<br />

diese beiden Stiche Oberstich <strong>und</strong> Unterstich.<br />

Beschreibung der Techniken:<br />

Oberstich – Steh im Ochs. Führe das Schwert exzentrisch, oberhalb Deines Kopfes nach<br />

vorne mit dem Ort ins Ziel (Gesicht, Hals, Oberkörper, Unterkörper). Bleibe mit dem Gehilz<br />

während der gesamten Bewegung oberhalb Deines Kopfes, auch in der Endposition. Sobald<br />

das Schwert seine Endposition erreicht hat, folge dem Schwert mit einem Schritt nach. Das<br />

Schwert sticht <strong>und</strong> zieht den Körper nach.<br />

Unterstich – Steh im Pflug. Führe das Schwert exzentrisch, seitlich Deines Körpers nach<br />

vorne mit dem Ort ins Ziel (Gesicht, Hals, Oberkörper, Unterkörper). Bleibe mit dem Gehilz<br />

während der gesamten Bewegung seitlich des Körpers, auch in der Endposition. Sobald das<br />

Schwert seine Endposition erreicht hat, folge dem Schwert mit einem Schritt nach. Das<br />

Schwert sticht <strong>und</strong> zieht den Körper nach.<br />

Ein Stich muss kein Kraftakt sein. Es genügt ganz wenig Kraft, um einen ungerüsteten Gegner zu<br />

durchbohren (selbst den Kopf) <strong>und</strong> tödlich zu verletzen. Die Vorteile der Schnelligkeit bei der Aktion<br />

<strong>und</strong> der Überraschung durch einen ansatzlosen Stich überwiegen bei weitem das eigentlich unnötige<br />

Mehr an Kraft, das man erwirbt, wenn man zuerst losstürmt, damit den Gegner warnt <strong>und</strong> dann erst<br />

mit dem Schwung des Vorwärtsschrittes zusticht. Wir stechen also in einer schnellen, leichten <strong>und</strong><br />

geschmeidigen Bewegung, die fast völlig auf Kraft verzichtet, aber ansatzlos kommen muss. Dann<br />

steigen wir dem Stich hinterher um den Gegner doch noch zu erhaschen, wenn er versucht, nach<br />

rückwärts auszuweichen.<br />

Erklärung: Unterstich <strong>und</strong> Oberstich<br />

Zweite Übung zum Stechen:<br />

Die Schüler stellen sich in einer oder mehreren Reihen nebeneinander auf <strong>und</strong> nehmen den Pflug ein.<br />

Der Trainer zählt die Bewegungen ein:<br />

Trainer kommandiert:<br />

„eins“<br />

Schüler führt aus:<br />

Führt das Schwert exzentrisch, seitlich des Körpers, im Daumengriff nach<br />

vorne. Sobald der Ort seinen vordersten Punkt erreicht hat schließt er die<br />

Bewegung mit einem Vorwärtsschritt ab.<br />

„zwei“ Nimmt den Pflug als Ausgangsstellung auf der anderen Seite ein<br />

Der Trainer achtet besonders auf:<br />

saubere Beinstellung <strong>und</strong> präzise Huten<br />

die kurze Verzögerung(ein Herzschlag) zwischen Stich <strong>und</strong> Schritt. „Erst der Stich, dann der<br />

Schritt“<br />

die gleichzeitige Ausführung durch die Schüler<br />

Übung: Stichlauf Unterstich aus Pflug<br />

4


Dritte Übung zum Stechen:<br />

Die Schüler stellen sich in einer oder mehreren Reihen nebeneinander auf <strong>und</strong> nehmen den Ochs<br />

ein. Der Trainer zählt die Bewegungen ein:<br />

Trainer kommandiert:<br />

„eins“<br />

„zwei“<br />

Schüler führt aus:<br />

Führt das Schwert exzentrisch, oberhalb der eigenen Kopfhöhe, im<br />

Daumengriff nach vorne. Sobald der Ort seinen vordersten Punkt erreicht<br />

hat schließt er die Bewegung mit einem Vorwärtsschritt ab.<br />

Nimmt den Ochs als Ausgangsstellung auf der anderen Seite ein<br />

Der Trainer achtet besonders auf:<br />

saubere Beinstellung <strong>und</strong> präzise Huten<br />

die kurze Verzögerung(ein Herzschlag) zwischen Stich <strong>und</strong> Schritt. „Erst der Stich, dann der<br />

Schritt“<br />

die gleichzeitige Ausführung durch die Schüler<br />

Übung: Stichlauf Oberstich aus Ochs<br />

An dieser Stelle wollen wir das Konzept „Nach“ kennenlernen. Lesen wir uns durch, was der Codex<br />

44A8 zu Vor <strong>und</strong> Nach sagt: Hye merck, was da haist das nach:<br />

Das nach, das sind die pruch wider alle stuck <strong>und</strong> häw die man auff dich treibt. <strong>und</strong> das vernÿm also:<br />

wenn er ee kumpt mit dem haw, wenn du das du im versetzen muest, So arbait jnndes mit deiner<br />

vorsatzung behendlich mit dem swert zů der nagsten plöss. So prichstu ÿm sein vor mit deinem nach.<br />

Das Nach ist also, auf die Angriffe des Gegners reagieren <strong>und</strong> seine „Stücke brechen“. Das bedeutet:<br />

Den Versuch des Gegners zu treffen abwehren <strong>und</strong> selbst einen Gegenangriff ausführen. Später<br />

werden wir versuchen, die Gegenangriffe indes mit den Angriffen der Gegner zu fechten. (Noch später<br />

beim Thema Nachreisen werden wir sehen, dass ein Gegenangriff der erst nach erfolgter Abwehr<br />

stattfindet, auch indes mit den sicher folgenden Abwehrbewegungen des Gegners erfolgen muss.)<br />

Erklärung: Konzept Nach<br />

Wir wollen das Stechen in Partnerübungen festigen <strong>und</strong> damit auch ein wenig Gefühl für die<br />

Bewegungen eines Gegners erwerben, sowie Beinarbeit <strong>und</strong> Huten in praktischer Anwendung<br />

umsetzen. Wir nutzen auch gleich die Gelegenheit, um das Prinzip des Versetzens kennenzulernen.<br />

Das Versetzen ist ein <strong>Fecht</strong>prinzip aus dem Nach. Wenn der Gegner mit einem Hieb oder einem Stich<br />

seines Schwertes angreift, wollen wir mit einer Bewegung unseres Schwertes verhindern, er uns trifft<br />

<strong>und</strong> diesem Angriff unser Schwert „vor setzen“. Und wir wollen das so tun, dass wir durch diese<br />

Bewegung gleich in eine für uns vorteilhafte Position geraten, in der wir sofort zu einem Gegenangriff<br />

fähig sind. Das ist das Prinzip „Versetzen“: in allen Situationen, in denen wir gezwungen sind, einen<br />

Angriff des Gegners zu versetzen, wollen wir das derart tun, dass wir dadurch einen Vorteil haben.<br />

Das bedeutet in diesem Falle für uns, dass wir unser Schwert dem Angriff des Gegners so „vor<br />

setzen“, dass der Ort seine Blöße sucht <strong>und</strong> wir sofort selbst zustechen können. Dazu verwenden wir<br />

die Huten Pflug <strong>und</strong> Ochs, bzw. den Wechsel von einer dieser Huten in die andere.<br />

Beschreibung des Versetzens in Pflug <strong>und</strong> Ochs:<br />

Versetzen in Pflug – Steh in einem Pflug. Sobald Dein Gegner mit einem Stich zu Deiner<br />

unteren Blöße angreift, wechsle mit dem Pflug auf die andere Seite <strong>und</strong> drücke den Stich des<br />

Gegners zur Seite an Dir vorbei. Dann gehe einen Schritt rückwärts um weiter zur Schwäche<br />

der gegnerischen Klinge zu kommen.<br />

Versetzen in Ochs – Steh in einem Pflug. Sobald Dein Gegner mit einem Stich zu Deiner<br />

oberen Blöße angreift, wechsle aus dem Pflug in den Ochs auf die andere Seite <strong>und</strong> drücke<br />

den Stich des Gegners nach oben an Dir vorbei. Dann gehe einen Schritt rückwärts um weiter<br />

zur Schwäche der gegnerischen Klinge zu kommen.<br />

Erklärung: Versetzen<br />

Erklärung: Versetzen von Stichen<br />

5


Vierte Übung zum Stechen:<br />

Das ist eine Wiederholungsübung. Die Schüler stellen sich in einer oder mehreren Reihen<br />

nebeneinander auf. Der Trainer sagt Pflug <strong>und</strong> Ochs in zufälliger Reihenfolge an. Die Schüler nehmen<br />

die angesagten Huten ein <strong>und</strong> gehen dann einen Schritt rückwärts. Der Trainer achtet hierbei<br />

besonders auf das Timing:<br />

Der Wechsel in die Hut muss abgeschlossen sein, bevor der Schritt ausgeführt wird.<br />

Übung: Hutenlauf Pflug <strong>und</strong> Ochs zurück<br />

Die folgenden sechs Übungen sind Drillübungen. Die Schüler stellen sich partnerweise in einer oder<br />

mehreren Reihen im Pflug auf. Die Entfernung soll so gewählt werden, dass ein Stich den Gegner<br />

ohne einen zusätzlichen Schritt treffen würde. Der Trainer teilt Angreifer (A) <strong>und</strong> Verteidiger (B) ein.<br />

Beide sollen üben. Die Angreifer festigen Unterstich <strong>und</strong> Oberstich, die Verteidiger erlernen das<br />

Versetzen. Die Übungen werden gleichzeitig auf Kommando des Trainers ausgeführt. Der Trainer<br />

achtet bei allen Übungen auf:<br />

Beinarbeit <strong>und</strong> saubere Ausführung der Huten<br />

Saubere Stichführung sowohl beim Angreifer als auch beim Verteidiger: Daumengriff,<br />

exzentrische Schwertführung, treffen des Zieles<br />

Die Hände sollen beim Unterstich nicht aufwärts bzw. beim Oberstich nicht abwärts wandern<br />

(beliebter Fehler)<br />

Der Schritt soll dem Stich nachfolgen, also: zuerst Stich, dann Schritt (= “das Schwert sticht<br />

<strong>und</strong> zieht dann den Körper nach“)<br />

Der Schritt soll dem Versetzen nachfolgen<br />

Der Ort soll beim Hutenwechsel ruhig <strong>und</strong> auf den Gegner ausgerichtet bleiben<br />

Gleichzeitige Ausführung der Übung bei allen Schülern<br />

Fünfte Übung zum Stechen:<br />

Die Schüler stehen sich so gegenüber, so dass die Beinstellung (Auslage) „gegengleich“ ist. Das<br />

bedeutet, wenn bei A das linke Bein vorne <strong>und</strong> der Pflug rechts ist, dann ist bei B das rechte Bein<br />

vorne <strong>und</strong> der Pflug links<br />

Trainer kommandiert:<br />

„eins“<br />

„zwei“<br />

Partnerübung:<br />

A - Pflug, B – Pflug (gegengleich)<br />

A: Unterstich<br />

B: versetzt in Pflug<br />

Schüler führt aus:<br />

A führt einen Unterstich zur Brust von B aus <strong>und</strong> steigt vor<br />

B versetzt, indem er in den Pflug zur anderen Seite wechselt, <strong>und</strong> steigt<br />

einen Schritt zurück.<br />

Beide Schüler nehmen den Pflug wieder als Ausgangsstellung auf der<br />

anderen Seite ein<br />

Sechste Übung zum Stechen:<br />

Bei der folgenden Übung, sowie bei allen Übungen, bei denen nicht „gegengleich“ genannt wird,<br />

stehen die Schüler „normal“, also in derselben Auslage gegenüber. Das bedeutet dasselbe Bein ist<br />

vorne <strong>und</strong> die Hut ist auf derselben Seite.<br />

Trainer kommandiert:<br />

„eins“<br />

„zwei“<br />

Partnerübung:<br />

A - Pflug, B – Pflug<br />

A: Unterstich<br />

B: versetzt in Ochs<br />

Schüler führt aus:<br />

A führt einen Unterstich zur Brust von B aus <strong>und</strong> steigt vor<br />

B versetzt, indem er in den Ochs zur anderen Seite wechselt, <strong>und</strong> steigt<br />

einen Schritt zurück.<br />

Beide Schüler nehmen den Pflug wieder als Ausgangsstellung auf der<br />

anderen Seite ein<br />

6


Siebente Übung zum Stechen:<br />

Die Schüler stehen sich gegenüber. Die Seite A nimmt den Ochs ein, die Seite B den Pflug.<br />

Trainer kommandiert: Schüler führt aus:<br />

„eins“ A führt einen Oberstich zum Kopf von B aus <strong>und</strong> steigt vor<br />

B versetzt, indem er in den Ochs zur anderen Seite wechselt, <strong>und</strong> steigt<br />

einen Schritt zurück.<br />

„zwei“ Beide Schüler nehmen wieder die Ausgangsstellung auf der anderen Seite<br />

ein.<br />

Partnerübung:<br />

A –Ochs, B - Pflug<br />

A: Oberstich<br />

B: versetzt in Ochs<br />

Achte Übung zum Stechen:<br />

Beide Seiten stehen sich im Pflug gegengleich gegenüber. Diese Übung entspricht genau der ersten<br />

Übung, mit der Erweiterung, dass der Verteidiger (B) nach dem erfolgreichen Versetzen nun einen<br />

Gegenangriff mit einem Unterstich ausführt <strong>und</strong> A trifft.<br />

Trainer kommandiert:<br />

„eins“<br />

„zwei“<br />

„drei“<br />

Partnerübung:<br />

A - Pflug, B – Pflug (gegengleich)<br />

A: Unterstich<br />

B: versetzt in Pflug, Unterstich<br />

Schüler führt aus:<br />

A führt einen Unterstich zum Kopf von B aus <strong>und</strong> steigt vor<br />

B versetzt, indem er in den Pflug zur anderen Seite wechselt, <strong>und</strong> steigt<br />

einen Schritt zurück.<br />

B führt einen Unterstich zum Kopf von A aus <strong>und</strong> trifft.<br />

Beide Schüler nehmen wieder die Ausgangsstellung auf der anderen Seite<br />

ein.<br />

Neunte Übung zum Stechen:<br />

Beide Seiten stehen sich im Pflug in gleicher Auslage gegenüber. B trifft wieder mit dem Gegenangriff.<br />

Trainer kommandiert: Schüler führt aus:<br />

„eins“ A führt einen Unterstich zum Kopf von B aus <strong>und</strong> steigt vor<br />

B versetzt, indem er in den Ochs zur anderen Seite wechselt, <strong>und</strong> steigt<br />

einen Schritt zurück.<br />

„zwei“ B führt einen Oberstich zum Kopf von A aus <strong>und</strong> trifft.<br />

„drei“<br />

Beide Schüler nehmen wieder die Ausgangsstellung auf der anderen Seite<br />

ein.<br />

Partnerübung:<br />

A - Pflug, B – Pflug<br />

A: Unterstich<br />

B: versetzt in Ochs, Oberstich<br />

Zehnte Übung zum Stechen:<br />

Die Schüler stehen sich in gleicher Auslage gegenüber. A nimmt den Ochs ein, B den Pflug. B trifft<br />

wieder mit einem Gegenangriff.<br />

Trainer kommandiert:<br />

„eins“<br />

„zwei“<br />

„drei“<br />

Schüler führt aus:<br />

A führt einen Oberstich zum Kopf von B aus <strong>und</strong> steigt vor<br />

B versetzt, indem er in den Ochs zur anderen Seite wechselt, <strong>und</strong> steigt<br />

einen Schritt zurück.<br />

B führt einen Oberstich zum Kopf von A aus <strong>und</strong> trifft.<br />

Beide Schüler nehmen wieder die Ausgangsstellung auf der anderen Seite<br />

ein.<br />

Partnerübung:<br />

A - Ochs, B – Pflug<br />

A: Oberstich<br />

B: versetzt in Ochs, Oberstich<br />

7


Nun wollen wir einen Schritt weiter gehen. Wir versuchen das Vor des Gegners zu brechen, indem wir<br />

indes mit unserer Versatzung zu seiner Blöße arbeiten. Das Absetzen ist ein <strong>Fecht</strong>prinzip im Indes.<br />

Dieses Prinzip fordert: in Situationen, in denen der Gegner versucht, uns mit einem Angriff zu treffen,<br />

wollen wir diesen Angriff so abwehren, dass er gleichzeitig mit seinem Angriff von unserem<br />

Gegenangriff getroffen wird. Wir fechten also seinen Angriff in unseren Gegenangriff <strong>und</strong> wehren ihn<br />

damit ab. Da er beschäftigt ist, seinen eigenen Angriff auszuführen, kann er dem Treffer nichts mehr<br />

entgegensetzen.<br />

Im Codex 44A8 wird das Absetzen anhand von 2 Beispielen, nämlich gegen einen Unterstich <strong>und</strong><br />

gegen einen Oberhau, beschrieben. Wir betrachten zuerst nur die Variante gegen den Stich, erweitern<br />

sie hier aber auch gegen Oberstiche. In unseren Übungen „winden“ wir in Oberstich <strong>und</strong> Unterstich,<br />

um den Gegner indes zu treffen. Sie sind vom Bewegungsablauf völlig identisch mit den letzten 6<br />

Übungen (Versetzen <strong>und</strong> Gegenangriff), einzig das „Timing“ macht nun den Unterschied. Anstelle, den<br />

Angriff zu versetzen <strong>und</strong> anschließend selbst aktiv zu werden, stechen wir gleichzeitig mit dem<br />

Gegner. Dabei führen wir den Stich über die Huten Pflug oder Ochs <strong>und</strong> leiten die gegnerischen<br />

Stiche mit unserem Stich zur Seite oder nach Oben ab.<br />

Erklärung: Absetzen<br />

Beschreibung des Absetzens:<br />

Absetzen in Unterstich – Steh in einem Pflug. Sobald Dein Gegner mit einem Stich zu Deiner<br />

unteren Blöße angreift, stich gleichzeitig mit ihm einen Unterstich auf der dem Pflug<br />

gegenüberliegenden („verw<strong>und</strong>enen“) Seite, so dass Dein Stich über den „falschen“ Pflug<br />

geführt wird <strong>und</strong> damit den Angriff des Gegners zur Seite drückt. Folge dem Stich mit einem<br />

Schritt nach.<br />

Absetzen in Oberstich – Steh in einem Pflug. Sobald Dein Gegner mit einem Stich zu Deiner<br />

oberen Blöße angreift, stich gleichzeitig mit ihm einen Oberstich auf der dem Pflug<br />

gegenüberliegenden („verw<strong>und</strong>enen“) Seite, so dass Dein Stich über den „falschen“ Ochs<br />

geführt wird <strong>und</strong> damit den Angriff des Gegners nach oben drückt. Folge dem Stich mit einem<br />

Schritt nach.<br />

Erklärung: Absetzen von Stichen<br />

Die folgenden drei Übungen sind Drillübungen. Die Schüler stellen sich partnerweise in einer oder<br />

mehreren Reihen im Pflug auf. Die Entfernung soll so gewählt werden, dass ein Stich den Gegner<br />

ohne einen zusätzlichen Schritt treffen würde. Der Trainer teilt Angreifer (A) <strong>und</strong> Verteidiger (B) ein.<br />

Die Übungen werden gleichzeitig auf Kommando des Trainers ausgeführt. Der Trainer achtet bei allen<br />

Übungen auf:<br />

Der Verteidiger weicht nicht zurück, sondern bleibt mit beiden Füßen stehen. Dadurch entsteht<br />

beim Winden in den Ochs oder in den Pflug eine instabile Haltung, gleichsam eine<br />

„verw<strong>und</strong>ene Hut“ auf der falschen Seite. Diese instabile Haltung ist eine Durchgangsposition,<br />

die, einer Feder gleich, die gespannte Kraft in den folgenden Stich abgibt.<br />

Das Verwinden in die jeweilige Hut <strong>und</strong> der unmittelbar darauf folgende Stich sollen eine<br />

einzige, geschmeidige Bewegung sein. Eigentlich ist diese Bewegung nur ein Stich, der<br />

gleichzeitig mit dem Angriff des Gegners passiert <strong>und</strong> der einen „Umweg“ über die<br />

„verw<strong>und</strong>ene“ Hut der anderen Seite nimmt.<br />

8


Elfte Übung zum Stechen:<br />

Beide Seiten nehmen den Pflug ein. A <strong>und</strong> B stehen sich gegengleich gegenüber<br />

Trainer kommandiert: Schüler führt aus:<br />

„eins“ A führt einen Unterstich aus<br />

B führt gleichzeitig einen Unterstich aus, indem er dabei mit dem Schwert<br />

auf die andere Seite wechselt. Dann folgt er dem Stich mit einem Schritt<br />

nach.<br />

„zwei“ A <strong>und</strong> B nehmen die Ausgangsposition auf der anderen Seite ein<br />

Der Trainer achtet bei dieser Übung auf folgende Punkte:<br />

Die Schwerter beider Übenden sollen sich in der Ausgangsposition an der Schwäche<br />

berühren (Distanz). Der Ort des Angreifers muss innen sein.<br />

Der Verteidiger soll beim Stich des Angreifers stehen bleiben. Auch die Hüfte darf im Stand<br />

nicht zurück bewegt werden.<br />

Der Stich des Verteidigers muss in einer geschmeidigen Bewegung über den Pflug der<br />

anderen Seite geführt werden <strong>und</strong> dabei den Stich des Angreifers zur Seite ablenken.<br />

Der Verteidiger soll die instabile Position durch den Schritt auflösen, der dem Stich nachfolgt.<br />

Partnerübung<br />

A - Pflug, B – Pflug (gegengleich)<br />

A: Unterstich<br />

B: setzt ab in Unterstich<br />

Exkurs zum Zornhau (ein Hinweis für den Trainer):<br />

Diese letzte Übung ist eigentlich der „Bruch“ gegen den Stich nach dem Zornhau. Als Beispiel<br />

beschreiben wir einen denkbaren Ablauf: Der Angreifer führt einen Oberhau aus, den der Verteidiger<br />

mit einem Zornhau versetzt. Da der Angreifer in diesem Moment weich am Schwert ist, sticht der<br />

Verteidiger sofort zur Blöße des Angreifers <strong>und</strong> versucht, ihm den langen Ort einzuschießen. Der<br />

Angreifer setzt diesen Stich ab, indem er die Kurze Schneide an die Klinge des gegnerischen<br />

Schwertes windet <strong>und</strong> dabei zusticht.<br />

Zwölfte Übung zum Stechen:<br />

Beide Seiten nehmen den Pflug ein. A <strong>und</strong> B stehen sich „normal“,also in derselben Auslage<br />

gegenüber.<br />

Trainer kommandiert:<br />

„eins“<br />

Schüler führt aus:<br />

A führt einen Unterstich aus<br />

B führt gleichzeitig einen Oberstich aus, indem er dabei mit dem Schwert<br />

auf die andere Seite wechselt. Dann folgt er dem Stich mit einem Schritt<br />

nach.<br />

„zwei“ A <strong>und</strong> B nehmen die Ausgangsposition auf der anderen Seite ein<br />

Der Trainer achtet dabei auf folgende Punkte:<br />

Der Verteidiger soll beim Stich des Angreifers stehen bleiben. Auch die Hüfte darf im Stand<br />

nicht zurück bewegt werden.<br />

Der Stich des Verteidigers muss in einer geschmeidigen Bewegung über den Ochs der<br />

anderen Seite geführt werden <strong>und</strong> dabei den Stich des Angreifers zur Seite ablenken.<br />

Der Oberstich muss präzise <strong>und</strong> die Hände hoch geführt werden, da sonst der Ort des<br />

Angreifers wieder nach unten kommt <strong>und</strong> den Verteidiger verletzt.<br />

Der Verteidiger soll die instabile Position durch den Schritt auflösen, der dem Stich nachfolgt.<br />

Partnerübung<br />

A - Pflug, B - Pflug<br />

A: Unterstich<br />

B: setzt ab in Oberstich<br />

9


Dreizehnte Übung zum Stechen:<br />

A nimmt den Ochs ein, B nimmt den Pflug ein, A <strong>und</strong> B stehen sich in normaler Auslage gegenüber.<br />

Trainer kommandiert: Schüler führt aus:<br />

„eins“ A führt einen Oberstich aus<br />

B führt gleichzeitig einen Oberstich aus, indem er dabei mit dem Schwert<br />

auf die andere Seite wechselt. Dann folgt er dem Stich mit einem Schritt<br />

nach.<br />

„zwei“ A <strong>und</strong> B nehmen die Ausgangsposition auf der anderen Seite ein<br />

Der Trainer achtet dabei auf folgende Punkte:<br />

Der Verteidiger soll beim Stich des Angreifers stehen bleiben. Auch die Hüfte darf im Stand<br />

nicht zurück bewegt werden.<br />

Der Stich des Verteidigers muss in einer geschmeidigen Bewegung über den Ochs der<br />

anderen Seite geführt werden <strong>und</strong> dabei den Stich des Angreifers zur Seite ablenken.<br />

Die Hände des Verteidigers müssen hoch geführt werden, um den Stich des Angreifers<br />

überheben zu können.<br />

Partnerübung<br />

A - Ochs, B - Pflug<br />

A: Oberstich<br />

B: setzt ab in Oberstich<br />

Die letzten Übungen dieses Themas lockern den Ablauf nach den vielen Drillübungen auf <strong>und</strong> fordern<br />

von den Schülern freie Bewegung, freie Wahl der Ausgangslag <strong>und</strong> des Angriffszeitpunktes.<br />

Vierzehnte Übung zum Stechen:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise in Stichdistanz zusammen <strong>und</strong> nehmen den Pflug ein. Der<br />

Trainer teilt Angreifer (A) <strong>und</strong> Verteidiger (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Angreifer heben Ihre<br />

Waffen in den Ochsen <strong>und</strong> versuchen die Verteidiger mit einem Oberstich zu treffen. Die Verteidiger<br />

setzen den Angriff mit einem Oberstich ab. Anschließend nehmen beide die Ausgangsstellung ein <strong>und</strong><br />

setzen die Übung selbständig bis zum Kommando „Einstellen“ fort. Der Trainer achtet auf folgende<br />

Punkte:<br />

Der Verteidiger soll gelassen auf den Angriff warten <strong>und</strong> dann ruhig absetzen<br />

Der Ort soll während der gesamten Bewegung ruhig auf den Gegner ausgerichtet bleiben.<br />

Der Seitenwechsel <strong>und</strong> der Stich sollen eine flüssige Bewegung sein<br />

Erst der Stich – dann der Schritt. Das gilt für beide Schüler.<br />

Partnerübung:<br />

A - Ochs, B - Pflug<br />

A: Oberstich<br />

B: setzt ab in Oberstich<br />

Fünfzehnte Übung zum Stechen:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise in Stichdistanz zusammen <strong>und</strong> nehmen den Pflug ein. Der<br />

Trainer teilt Angreifer (A) <strong>und</strong> Verteidiger (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Angreifer versuchen<br />

die Verteidiger mit einem Unterstich zu treffen. Die Verteidiger setzen den Angriff mit einem Unterstich<br />

oder einem Oberstich ab. Anschließend nehmen beide die Ausgangsstellung ein <strong>und</strong> setzen die<br />

Übung selbständig bis zum Kommando „Einstellen“ fort. Der Trainer achtet auf folgende Punkte:<br />

Der Verteidiger soll gelassen auf den Angriff warten <strong>und</strong> dann ruhig absetzen<br />

Der Ort soll während der gesamten Bewegung ruhig auf den Gegner ausgerichtet bleiben<br />

Der Seitenwechsel <strong>und</strong> der Stich sollen eine flüssige Bewegung sein<br />

Erst der Stich – dann der Schritt. Das gilt für beide Schüler<br />

Partnerübung:<br />

A - Pflug, B - Pflug<br />

A: Unterstich<br />

B: setzt ab in Unterstich oder in Oberstich<br />

10


Zum Abschluss dieses Themas wollen wir eine Kampfübung machen.<br />

Sechzehnte Übung zum Stechen:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise in Stichdistanz zusammen <strong>und</strong> nehmen den Pflug ein. Der<br />

Trainer teilt Angreifer (A) <strong>und</strong> Verteidiger (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Angreifer versuchen<br />

die Verteidiger mit irgendeinem Stich zu treffen. Die Verteidiger setzen den Angriff mit einem Stich ab.<br />

Anschließend nehmen beide die Ausgangsstellung ein <strong>und</strong> setzen die Übung selbständig bis zum<br />

Kommando „Einstellen“ fort.<br />

Partnerübung:<br />

A - Pflug oder Ochs, B - Pflug<br />

A: Unterstich oder Oberstich<br />

B: setzt ab in Unterstich oder in Oberstich<br />

11


5.Thema, Winden<br />

Ziel: Der Lernende soll das „Sprechen“ verstehen<br />

Ziel: Der Lernende soll in der Lage sein, am Schwert zu fühlen <strong>und</strong> einen Druck zu erkennen, der<br />

keine Bedrohung darstellt.<br />

Ziel: Der Lernende soll in der Lage sein, aus der Bindung durch zu wechseln, wenn der Ort des<br />

Gegners ihn nicht bedroht<br />

Ziel: Der Lernende soll in der Lage sein, am Schwert zu fühlen <strong>und</strong> einen Druck zu erkennen, der eine<br />

Bedrohung darstellt.<br />

Ziel: Der Lernende soll die Begriffe „weich am <strong>Schwert“</strong> <strong>und</strong> „hart am <strong>Schwert“</strong> verstehen <strong>und</strong> in der<br />

Lage sein, je nach weich oder hart entweder zu stechen oder mit der Stärke nach der Schwäche des<br />

Gegners zu arbeiten um dann zu stechen.<br />

Ziel: Der Lernende soll in der Lage sein, einen Druck ohne Bedrohung auszunutzen, um vom Schwert<br />

zu gehen.<br />

Wir haben im vorigen Thema gelernt zu stechen, diese Stiche dezentral auszuführen, dabei das<br />

Schwert des Gegners zur Seite zu drücken <strong>und</strong> den Stich gleichzeitig mit der Bewegung des Gegners<br />

auszuführen. Wir wollen nun diese erworbenen Fähigkeiten noch in einen Kontext zu einem seitlichen<br />

Druck des gegnerischen Schwertes setzen. Abhängig vom Druck des Gegnerischen Schwertes zu<br />

stechen nennt man Winden (von „wenden“, abwenden). Das Winden ist das schwierigste <strong>und</strong><br />

komplexeste Thema der Deutschen Schule <strong>und</strong> man kann es durchaus als den „Kern der <strong>Fecht</strong>kunst“<br />

bezeichnen.<br />

Bevor wir uns praktisch mit dem Winden beschäftigen, besprechen wir noch 2 weitere Gr<strong>und</strong>sätze des<br />

<strong><strong>Fecht</strong>en</strong>s<br />

Du sollst immer die Linie schließen:<br />

Die Linie ist die gerade Verbindung zwischen den beiden Kontrahenten. Wer die Linie frei findet <strong>und</strong><br />

sie mit seiner Waffe erreichen kann, kann auch seinen Gegner verletzen. Die Linie schließen nennt<br />

man, sein Schwert zwischen das Schwert des Gegners <strong>und</strong> sich selbst zu bringen. Der <strong>Fecht</strong>er bringt<br />

immer <strong>und</strong> in jeder Situation sein Schwert zwischen sich <strong>und</strong> das Schwert des Gegners. Er schützt<br />

sich damit vor Gegentreffern <strong>und</strong> Verletzungen. Dies gilt nicht nur bei der Abwehr von Angriffen (hier<br />

ist es offensichtlich, das Schwert muss auch gleichzeitig sein Schild sein) sondern ganz besonders<br />

wenn der <strong>Fecht</strong>er selbst angreift <strong>und</strong> den Gegner haut oder sticht.<br />

Du sollst immer mit dem Ort die Blößen suchen:<br />

Der Ort sucht immer <strong>und</strong> in jeder Situation die Blöße des Gegners. Das bedeutet, dass der <strong>Fecht</strong>er<br />

immer danach trachtet, den Ort auf den Gegner ausgerichtet zu halten. Dies gilt für das Einnehmen<br />

der Huten Pflug <strong>und</strong> Ochs ebenso wie für jede andere Aktion in Angriff oder Verteidigung. Wenn er<br />

einen Hieb oder einen Stich versetzen muss, so soll der Ort danach auf den Gegner ausgerichtet sein.<br />

Wenn er selbst einen Hieb ausführt <strong>und</strong> verfehlt, so soll der Ort danach auf dem kürzesten Weg zum<br />

Gegner gebracht werden.<br />

Das Winden ist das Umsetzen der Gr<strong>und</strong>sätze „weich <strong>und</strong> hart fühlen“, „mit der Stärke die Schwäche<br />

suchen“, „Linie schließen“ <strong>und</strong> „mit dem Ort die Blößen suchen“. Es ist immer indes.<br />

Erklärung Gr<strong>und</strong>satz: „der Ort sucht die Blöße“<br />

Erklärung Gr<strong>und</strong>satz: „Linie schließen“<br />

Wiederholung Gr<strong>und</strong>satz: „weich <strong>und</strong> hart fühlen“<br />

Wiederholung Gr<strong>und</strong>satz: „mit der Stärke die Schwäche suchen“<br />

12


Wir haben das Sprechfenster bisher als eine Ausgangssituation für Übungen kennengelernt. Beim<br />

Winden, wo es darum geht, mit dem Druck des gegnerischen Schwertes gemeinsam <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

(=Indes) mit der Stärke nach der Schwäche zu arbeiten <strong>und</strong> zu stechen, erhält das Sprechfenster<br />

weitere Bedeutung. Wiederholen wir kurz, was wir im 4. Thema über das Sprechfenster bereits gehört<br />

haben:<br />

Die Klingen sind im Band<br />

Die <strong>Fecht</strong>er kommunizieren über ihren taktilen Sinn<br />

Der <strong>Fecht</strong>er fühlt über den Klingenkontakt Druck, Bewegung <strong>und</strong> Bewegungsrichtung des<br />

gegnerischen Schwertes.<br />

<br />

<br />

Der <strong>Fecht</strong>er nutzt die Bewegung des Gegners für seine eigene Aktion.<br />

Alle Aktionen, wie etwa den Gegner zu stechen, erfolgen indes, also gleichzeitig <strong>und</strong><br />

gemeinsam mit der Bewegung des Gegners.<br />

Lesen wir uns die Ermahnung an der wichtigsten Stelle des Codex durch:<br />

Hie soltu mercken: Das das fülen <strong>und</strong> das wort jnndes ein dinck ist <strong>und</strong> ains an daß ander nicht gesein<br />

mag <strong>und</strong> das vernÿm also: wen du jm an sein swert pindest, So müstu ze hant mit dem wort jnndes<br />

fülen ab er am swert waich oder hert ist, <strong>und</strong> wenn du hast gefült, So mustu aber jnndes arbaitten<br />

nach der waich <strong>und</strong> nach der hert am swert. Also sein sÿ paiden nicht wenn ein dinck <strong>und</strong> das wort<br />

jnndes das ist zů vor aus In allen stucken. <strong>und</strong> das vernym also: jnndes dupliert, jnndes mutirt, jnndes<br />

wechselt durch, jnndes laufft durch, jnndes nÿmpt den schnit, Indes ringet mit, jnndes nÿmpt das<br />

swert, jnndes thuet was dein hertz begert.<br />

Jnndes, das ist ein scharffes wort do mit alle maister des swertz vorschnÿten werden die das wort<br />

nicht wissen noch vernömen. Das ist der schlüssel der kunst.<br />

Fassen wir zusammen: Im Sprechfenster sprechen die Schwerter miteinander. Der <strong>Fecht</strong>er fühlt Druck<br />

<strong>und</strong> Bewegung des gegnerischen Schwertes <strong>und</strong> arbeitet indes nach diesem Druck <strong>und</strong> dieser<br />

Bewegung. Dabei kommt im idealen Falle auf der Seite des <strong>Fecht</strong>ers selbst, kein Druck an seinem<br />

Schwert zustande, da er indes vom Schwert geht, das Schwert des Gegners indes an der Stärke<br />

nimmt oder indem er augenblicklich sticht, wenn kein Druck vorhanden ist. Also:<br />

Kein Druck am Schwert – der <strong>Fecht</strong>er sticht augenblicklich zu<br />

Druck am Schwert <strong>und</strong> Gefahr durch den Ort des Gegners – der <strong>Fecht</strong>er nimmt seinen<br />

Gegner mit der Stärke <strong>und</strong> sticht<br />

Druck am Schwert aber keine Gefahr durch den Ort des Gegners– der <strong>Fecht</strong>er lässt seinen<br />

Gegner los <strong>und</strong> sticht, schlägt oder schneidet.<br />

Indes mit dem Auftreten oder Fehlen des gegnerischen Druckes agiert der <strong>Fecht</strong>er, sodass an<br />

seinem eigenen Schwert kein Druck entsteht.<br />

Erklärung: „Sprechen“ / Fühlen<br />

Erste Übung zum Winden:<br />

Wir wollen eine Vorübung machen. Die Schüler stellen sich partnerweise im Sprechfenster<br />

zusammen. Der Trainer teilt Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein. Es herrscht absolute Stille <strong>und</strong><br />

Schweigen. Niemand darf Fragen stellen oder mit seinem Übungspartner schwätzen. Die Übenden<br />

schließen die Augen <strong>und</strong> atmen bewusst ruhig durch. Die Helfer bewegen ihre Schwerter in der<br />

Bindung langsam <strong>und</strong> mit Pausen mit kleinsten Bewegungen in beliebige Richtungen. Die Übenden<br />

versuchen, die Schwerter mit der leichtest möglichen Berührung in Kontakt zu halten <strong>und</strong> zu fühlen,<br />

wie sich die Schwerter der Helfer bewegen <strong>und</strong> welche Position die Helfer <strong>und</strong> ihre Schwerter<br />

einnehmen. Der Trainer ermahnt die Schüler, dass das Element der Ruhe ein wesentlicher Bestandteil<br />

dieser Übung ist. Der Trainer achtet bei dieser Übung auf vollständige Ruhe. Alle Bewegungen<br />

müssen langsam erfolgen <strong>und</strong> es darf kein Druck an den Schwertern entstehen.<br />

Partnerübung:<br />

„Sprechen“<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster (B hält die Augen geschlossen)<br />

A bewegt sich minimal<br />

B fühlt die Bewegung<br />

13


Diese Übung führen wir so lange durch, bis alle Schüler eine gewisse Sicherheit mit dem taktilen Sinn<br />

erreicht haben. Hierbei verlassen wir uns auf das individuelle Empfinden der einzelnen Schüler.<br />

Betrachten wir nun den oben erwähnten Druck, den wir im Band möglicherweise fühlen können. Wenn<br />

der Druck den Ort des gegnerischen Schwertes dieses in unsere Richtung führt, gefährdet er uns.<br />

Diesen gefährlichen Druck nennt man „hart am <strong>Schwert“</strong>. Dies ist dann der Fall, wenn der Gegner<br />

nach dem Anbinden den Ort nicht auf uns ausgerichtet hat, dies aber tun möchte um zu stechen oder,<br />

wenn er versucht, direkt mit dem Ort an die Blöße zu schneiden. In beiden Fällen drückt er den Ort in<br />

unsere Richtung <strong>und</strong> wir müssen sein Schwert in der Bindung fest halten, um nicht getroffen zu<br />

werden. Außerdem können wir selbst nicht stechen, auch wenn wir den Ort ausgerichtet haben, da<br />

der seitliche Druck den Stich versetzen würde. Wir müssen den Gegner im Stich mit unserer Stärke an<br />

seiner Schwäche packen um trotz des Druckes unseren Ort ins Ziel zu bringen. Die Techniken dazu<br />

sind die Winden.<br />

Drückt der Gegner nicht, etwa, weil er seinen Ort bereits ausgerichtet hat <strong>und</strong> stechen will, oder weil<br />

er es einfach verschläft, oder weil er aus der Bindung zu einem Hieb ausholen möchte<br />

(Anfängerfehler), so ist kein Druck an unserem Schwert. Dieses Fehlen eines Druckes nennt man<br />

„weich am <strong>Schwert“</strong>. Wir stechen augenblicklich zu, wenn wir empf<strong>und</strong>en haben, dass kein Druck am<br />

Schwert ist.<br />

Wenn der Gegner aber drückt, <strong>und</strong> der Ort des Gegners uns nicht mehr bedroht, also wenn der Weg<br />

des Ortes ihn nicht mehr in unsere Richtung führen kann, so ist es nicht mehr sinnvoll, das Schwert<br />

des Gegners in der Bindung festzuhalten. Wenn der Gegner also unser Schwert zur Seite, nach oben<br />

oder nach unten drücken will, etwa um einen Stich abzuwehren, so erlauben wir dem Gegner diese<br />

Bewegung, indem wir es ohne den Druck zu erwidern aus der Bindung entlassen <strong>und</strong> unsererseits mit<br />

einem Stich, einem Hieb oder einem Schnitt treffen. Wir nennen diesen für uns ungefährlichen Druck<br />

„dumm am <strong>Schwert“</strong>.<br />

Erklärung: weich am Schwert, hart am Schwert<br />

Erklärung: Druck ohne Bedrohung - aus der Bindung<br />

Zweite Übung zum Winden<br />

Wir fahren mit einer zweiten Vorübung fort. Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong><br />

nehmen das Sprechfenster ein. Der Trainer teilt Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong><br />

kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richten den Ort ihrer Waffen auf die Köpfe der Helfer aus. Die<br />

Helfer drücken in der Bindung langsam <strong>und</strong> sehr leicht in Richtung der Übenden, halten den Druck<br />

kurz aufrecht <strong>und</strong> lassen ihn dann langsam abklingen, bis die Klingen sich wieder ohne Kraft<br />

berühren. Die Übenden erwidert den Druck <strong>und</strong> halten den Ort auf die Köpfe der Helfer ausgerichtet.<br />

Dabei versuchen sie das „Klicken“ zu spüren, wenn sie wahrnehmen, dass auf sie gerichteter Druck<br />

vorhanden ist oder wenn dieser Druck nicht mehr da ist. Sie versuchen also den Wechsel zwischen<br />

hart <strong>und</strong> weich zu identifizieren <strong>und</strong> den Zeitpunkt so genau wie möglich wahrzunehmen. Der Trainer<br />

achtet bei dieser Übung auf die notwendige Ruhe. Jeder Wechsel soll langsam erfolgen. Es ist<br />

wichtig, dass schweigend geübt wird, da die Ruhe ein wesentliches Element dieser Übung ist.<br />

Partnerübung:<br />

„Fühlen“<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster, B hat den Ort auf A ausgerichtet<br />

A drückt oder drückt nicht (hart oder weich am Schwert)<br />

B fühlt den Druck <strong>und</strong> hält den Ort auf A ausgerichtet<br />

14


Dritte Übung zum Winden:<br />

Wir erweitern die vorige Übung um die Komponente, dass die Helfer zusätzlich die Druckrichtung<br />

vergeigen <strong>und</strong> mit dem Ort zur Seite auswandern. Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen<br />

<strong>und</strong> nehmen das Sprechfenster ein. Der Trainer teilt Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong><br />

kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richten den Ort ihrer Waffen auf die Köpfe der Helfer aus. Die<br />

Helfer drücken in der Bindung langsam <strong>und</strong> sehr leicht in Richtung der Übenden, halten den Druck<br />

kurz aufrecht <strong>und</strong> lassen ihn dann langsam abklingen, bis die Klingen sich wieder ohne Kraft<br />

berühren. Oder sie führen den Druck so aus, dass der Ort an den Übenden vorbei strebt <strong>und</strong> sie nicht<br />

mehr bedroht. Die Übenden erwidert den Druck <strong>und</strong> halten den Ort auf die Köpfe der Helfer<br />

ausgerichtet. Dabei versuchen sie das „Klicken“ zu spüren, wenn sie wahrnehmen, dass Druck<br />

vorhanden ist oder wenn dieser Druck nicht mehr da ist. Sie versuchen auch den Unterschied<br />

zwischen gefährlichem <strong>und</strong> ungefährlichem Druck zu spüren. Der Trainer achtet bei dieser Übung auf<br />

die notwendige Ruhe. Jeder Wechsel soll langsam erfolgen.<br />

Partnerübung:<br />

„Fühlen“<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster, B hat den Ort auf A ausgerichtet<br />

A drückt mit oder ohne Bedrohung oder drückt nicht<br />

B fühlt den Druck <strong>und</strong> hält den Ort auf A ausgerichtet<br />

Jedes Mal, wenn wir so ein „Klick“ wahrnehmen, also sowohl beim Fehlen eines Druckes wie auch<br />

beim Vorhandensein eines Druckes, müssen wir unverzüglich stechen. Der „Klick“ löst also einen<br />

Stich aus.<br />

Beim Fehlen eines Druckes (weich am Schwert) stechen wir unverzüglich geradeaus zu oder<br />

nehmen das Schwert des Gegners im Stich mit, indem wir die kurze Schneide an seine Klinge<br />

winden.<br />

Beim Vorhandensein eines Druckes (hart am Schwert) müssen wir den Gegner während des<br />

Stiches mit der Stärke an der Schwäche packen, um mit dem Stich zu treffen.<br />

Wenn der Gegner sein Schwert ungefährlich zur Seite nimmt, so lassen wir es los <strong>und</strong><br />

stechen unverzüglich zu<br />

Unverzüglich zustechen – Wir müssen im Stich die Linie schließen. Fehlt der Druck des gegnerischen<br />

Schwertes <strong>und</strong> wir stechen zu, führen wir das Schwert dabei so, dass es beim Stich der Klinge des<br />

Gegners folgt oder sie zur Seite schiebt. Wir führen also einen Unterstich aus. Wir haben das schon<br />

beim Absetzen eines gegnerischen Stiches in den Unterstich so kennengelernt. Wenn der Ort des<br />

Gegners uns nicht bedroht oder wenn er sein Schwert zur Seite nimmt, so stechen wir gerade aus zu<br />

(siehe: „den <strong>Langen</strong> Ort einschießen“).<br />

„Während des Stiches mit der Stärke packen“ – Sobald wir den Druck wahrnehmen, „winden“ wir<br />

unser Schwert, ganz wie beim Absetzen, in den Oberstich. Dieses Winden ist indes. Das bedeutet, in<br />

demselben Augenblick, in dem der Druck beginnt, führen wir unsere Stärke an seine Schwäche, so<br />

dass wir eigentlich keinen Druck zu erwidern brauchen, <strong>und</strong> treffen mit dem Oberstich. Die Bewegung<br />

in der wir unsere Stärke an seine Schwäche führen ist identisch mit dem Einnehmen der Hut Ochs.<br />

Das Schwert des Gegners los lassen – Sobald wir empfinden, dass das Schwert des Gegner von uns<br />

weg strebt, führen wir den Ort des eigenen Schwertes in einer kleinen Bewegung unten um das Gehilz<br />

des gegnerischen Schwertes herum <strong>und</strong> lassen ihn los, ohne dass er einen Druck an seiner Waffe<br />

spürt. Dadurch erlauben wir dem gegnerischen Schwert, sich weiter in eine für uns ungefährlich<br />

Richtung zu bewegen <strong>und</strong> haben freie Bahn, auf der anderen Seite seiner Klinge zuzustechen.<br />

Während wir den Ort um das Gehilz des Gegners herumführen, bringen wir unser Gehilz in einen<br />

sauberen Ochs. Das nennt man Durchwechseln. Es ist ein Teil des Windens. Das Durchwechseln ist<br />

in 2 Situationen denkbar:<br />

Der Gegner drückt das Schwert des <strong>Fecht</strong>ers in der<br />

Bindung so zur Seite oder nach unten, dass sein Ort<br />

vom <strong>Fecht</strong>er weg führt.<br />

Der Gegner versetzt einen Stich des <strong>Fecht</strong>ers, indem<br />

er in die Kron wechselt <strong>und</strong> den Ort des <strong>Fecht</strong>ers nach<br />

oben drückt<br />

Der <strong>Fecht</strong>er wechselt durch <strong>und</strong> setzt den<br />

Ort an die Blöße<br />

Der <strong>Fecht</strong>er wechselt durch <strong>und</strong> setzt den<br />

Ort an die Blöße<br />

15


Beschreibung der Techniken:<br />

Winden in den Unterstich (4. Winden) – Stehe mit deinem Gegner im Sprechfenster, so dass<br />

Dein rechtes Bein vorne ist. Wenn Du empfindest, dass kein Druck am Schwert ist, drehe<br />

Deine kurze Schneide an die Klinge des Gegners. Führe Dein Schwert über einen Pflug in der<br />

linken Seite in einen sauberen Unterstich. Schließe diesen Stich mit einem Schritt ab. Führe<br />

diese Bewegung seitenverkehrt zur anderen Seite durch, drehe dabei die lange Schneide an<br />

die Klinge des Gegners.<br />

Winden in den Oberstich (1. Winden) – Stehe mit deinem Gegner im Sprechfenster, so dass<br />

Dein rechtes Bein vorne ist. Wenn Du empfindest, dass Druck am Schwert ist, der in Deine<br />

Richtung zeigt, führe Dein Schwert über einen Ochs an der linken Seite in einen sauberen<br />

Oberstich, sodass Du beim Stich mit der Stärke an seine Schwäche gerätst. Schließe diesen<br />

Stich mit einem Schritt ab. Führe diese Bewegung seitenverkehrt zur anderen Seite durch.<br />

Durchwechseln – Stehe mit deinem Gegner im Sprechfenster, so dass Dein rechtes Bein<br />

vorne ist. Wenn Du empfindest, dass Druck am Schwert ist, der nicht in Deine Richtung zeigt,<br />

hebe das Schwert in einen sauberen Ochsen zu Deiner linken Seite <strong>und</strong> senke den Ort<br />

gleichzeitig unter dem Gehilz Deines Gegners durch indem Du mit der Linken den Knauf<br />

hebst. An Deinem Schwert soll kein Druck entsteht. Stich einen sauberen Oberstich zur<br />

unteren oder zur oberen Blöße des Gegners <strong>und</strong> schreite mit dem linken Bein nach links <strong>und</strong><br />

vorwärts, sodass Du aus der Linie kommst. Führe diese Bewegung seitenverkehrt zur<br />

anderen Seite durch.<br />

Erklärung: Winden in den Unterstich<br />

Erklärung: Winden in den Oberstich<br />

Erklärung: Durchwechseln<br />

Vierte Übung zum Winden:<br />

Wir bereiten uns auf die Übungen zum Winden vor, indem wir einen Hutenlauf wiederholen. Die<br />

Schüler stellen sich in einer oder mehreren Reihen nebeneinander auf. Der Trainer sagt Huten an. Die<br />

Schüler nehmen diese Huten im Vorwärtsgehen ein. Der Trainer achtet auf das Timing: der<br />

Hutenwechsel soll abgeschlossen sein, bevor der Vorwärtsschritt ausgeführt wird.<br />

Übung: Hutenlauf Pflug <strong>und</strong> Ochs vorwärts<br />

Die folgenden 3 Übungen sind ebenfalls Vorübungen zum Winden. Wir wollen dabei jenes „Klick“, das<br />

wir bei den Änderungen des Druckes am Schwert empf<strong>und</strong>en haben, in eine unmittelbare Bewegung<br />

überführen, die das Schwert in die jeweils richtige Richtung zu den entsprechenden Winden führt.<br />

Fünfte Übung zum Winden:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong> begeben sich ins Sprechfenster. Der Trainer teilt<br />

Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richteten den Ort auf<br />

die Helfer aus. Die Helfer drücken langsam in Richtung der Übenden <strong>und</strong> lassen ebenso langsam<br />

wieder los. Die Übenden versuchen wieder das „Klick“ des richtigen Zeitpunktes zu spüren, wenn der<br />

Druck weg fällt. Diesmal folgen sie bei jedem zweiten oder dritten Mal dem Schwert des Gegners<br />

locker in den Pflug. Dann nehmen beide die Ausgangsstellung wieder ein. Diese Übung wird wieder<br />

schweigend ausgeführt, da Ruhe auch hier ein wesentliches Element der Übung ist. Die Schüler<br />

setzen die Übung selbständig bis zum Kommando „Einstellen“ fort. Der Trainer achtet darauf, dass der<br />

Ort beim Positionswechsel ganz ruhig auf die Helfer ausgerichtet bleibt.<br />

Partnerübung:<br />

A <strong>und</strong> B in Bindung im Sprechfenster, A hat den Ort auf B ausgerichtet<br />

A drückt oder drückt nicht (hart oder weich am Schwert)<br />

B fühlt den Druck, wenn der Druck nach lässt, folgt er dem Gegner in den Pflug<br />

16


Sechste Übung zum Winden:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong> begeben sich ins Sprechfenster. Der Trainer teilt<br />

Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richteten den Ort auf<br />

die Helfer aus. Die Helfer drücken langsam in Richtung der Übenden <strong>und</strong> lassen ebenso langsam<br />

wieder los. Die Übenden versuchen wieder das „Klick“ des richtigen Zeitpunktes zu spüren, wenn der<br />

Druck entsteht. Diesmal führen sie bei jedem zweiten oder dritten Mal ihr Schwert in den Ochs <strong>und</strong><br />

packen den Gegner mit der Stärke an der Schwäche. Dann nehmen beide die Ausgangsstellung<br />

wieder ein. Diese Übung wird wieder schweigend ausgeführt, da Ruhe auch hier ein wesentliches<br />

Element der Übung ist. Die Schüler setzen die Übung selbständig bis zum Kommando „Einstellen“<br />

fort. Der Trainer achtet darauf, dass der Ort beim Positionswechsel ganz ruhig auf die Helfer<br />

ausgerichtet bleibt.<br />

Partnerübung:<br />

A <strong>und</strong> B in Bindung im Sprechfenster, B hat den Ort auf A ausgerichtet<br />

A drückt oder drückt nicht (hart oder weich am Schwert)<br />

B fühlt den Druck, bei Druck nimmt er den Ochs ein.<br />

Siebente Übung zum Winden:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong> begeben sich ins Sprechfenster. Der Trainer teilt<br />

Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richteten den Ort auf<br />

die Helfer aus. Die Helfer drücken langsam in Richtung der Übenden <strong>und</strong> lassen ebenso langsam<br />

wieder los. Zuweilen führen sie den Druck zur Seite weiter. Die Übenden halten den Ort auf die Helfer<br />

ausgerichtet. Wenn sie empfinden, dass der Druck sie nicht mehr bedroht, wechseln sie durch <strong>und</strong><br />

steigen zur Seite weg. Dann nehmen beide die Ausgangsstellung wieder ein. Die Schüler setzen die<br />

Übung selbständig bis zum Kommando „Einstellen“ fort. Der Trainer achtet auf folgende Punkte:<br />

Die Bewegung des Schwertes beim Durchwechseln soll abgeschlossen sein, bevor der<br />

Übende den Schritt zur Seite durchführt<br />

Der Übende soll beim Durchwechseln sein Gehilz in einen sauberen Ochsen heben <strong>und</strong> den<br />

Ort in einer knappen Bewegung unter dem Gehilz des Übungshelfers vorbeiführen<br />

Partnerübung:<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster<br />

A drückt zur Seite<br />

B: wechselt durch<br />

Nun wollen wir einen Blick auf die restlichen Winden werfen. Alle Bewegungen, die dazu geeignet<br />

sind, den Gegner mit der Stärke an der Schwäche zu packe <strong>und</strong> zu treffen während gleichzeitig sein<br />

Schwert blockiert <strong>und</strong> der eigene Ort ausgerichtet bleibt, heißen die Winden. Wir wollen sie hier<br />

aufzählen <strong>und</strong> auch mit anderen Techniken vergleichen, die einen fast identischen Bewegungsablauf<br />

haben.<br />

Bewegung Unsere Bezeichnung Vergleichbare Techniken<br />

Der <strong>Fecht</strong>er windet gegen den Druck<br />

des Gegners über den Ochsen in<br />

1. Winden Absetzen eines Stiches oder eines<br />

Hiebes in den Oberstich<br />

den Oberstich<br />

Der <strong>Fecht</strong>er windet mit dem Druck<br />

des Gegners über den Ochsen auf<br />

2. Winden Duplieren<br />

der anderen Seite in den Oberstich<br />

Der <strong>Fecht</strong>er senkt den Ort des<br />

Schwertes zur unteren Blöße <strong>und</strong><br />

sticht zu<br />

Der <strong>Fecht</strong>er drückt das Schwert des<br />

Gegners zur Seite, indem er über<br />

den Pflug in den Unterstich windet<br />

3. Winden Mutieren<br />

Durchwechseln<br />

4. Winden Absetzen eines Stiches oder eines<br />

Hiebes in den Unterstich<br />

Zur Namensgebung: wir haben die 4 Winden in der Folge nummeriert, wie sie in der Übung „ewiges<br />

winden“ vorkommen. Diese Namensgebung ist nicht historisch, jedoch hilfreich.<br />

17


Beschreibung der Techniken:<br />

Seitenwechsel (2. Winden) – Stehe mit deinem Gegner im Sprechfenster, so dass Dein<br />

rechtes Bein vorne ist. Wenn Du empfindest, dass Druck am Schwert ist, der in Deine<br />

Richtung zeigt, führe Dein Schwert über einen Ochs an der linken Seite in einen sauberen<br />

Oberstich. Wenn Du empfindest, dass der Gegner den Oberstich seitlich versetzt, setze den<br />

Stich fort, indem Du ihn über den Ochs auf der anderen Seite führst ohne die Bindung zum<br />

Schwert des Gegners zu verlieren. Schließe den Stich mit einem Schritt ab. Führe diese<br />

Bewegung seitenverkehrt zur anderen Seite durch<br />

Ort einhängen (3. Winden) – Stehe mit deinem Gegner im Sprechfenster, so dass Dein<br />

rechtes Bein vorne ist. Stich zum Gesicht des Gegners. Empfinde, wenn der Gegner den Stich<br />

in den Ochsen versetzt oder in den Oberstich absetzen will. Hebe indes das Gehilz Deiner<br />

Waffe in der Bindung in den Ochsen <strong>und</strong> Stich ihm zur unteren Blöße. Schließe diesen Stich<br />

mit einem Schritt ab. Führe diese Bewegung seitenverkehrt zur anderen Seite durch.<br />

An dieser Stelle möchten wir nahelegen, sich in die Textpassagen des Codex 44A8 (von dem<br />

zorenhäw mit seinen stucken), die sich mit den Winden beschäftigen einzulesen<br />

Noch ein Wort zur Reichweite:<br />

Es ist wichtig, dass die Arme beim Winden nicht gestreckt sind. Sie sollen abgewinkelt geführt werden,<br />

damit der <strong>Fecht</strong>er stechen, hauen oder schneiden kann. Das ist nicht mehr möglich, wenn der <strong>Fecht</strong>er<br />

die Arme streckt, um ein klein wenig größere Reichweite zu erzielen. Es wird schon im GNM3227a/<br />

(die Nürnberger Handschrift, ein 600 Jahre altes Buch zur <strong>Fecht</strong>kunst) auf Blatt 40r davor gewarnt.<br />

Glosa: Hie merke, das dy winden sint dy rechte kunst <strong>und</strong> gruntfeste alles fechten des swertes aus<br />

den alle ander gefechte <strong>und</strong> stoecke komen <strong>und</strong> is mag muelich eyn guter fechter syn ane dy<br />

winden. Wy wol etzliche leychmeistere dy vornichten <strong>und</strong> sprechen is sy gar swach, was aus den<br />

winden kumpt. Und nennen is aus dem korczen swerte dorumbe, das sy slechte <strong>und</strong> eynveldik dar<br />

gen. Und meynen, das sy aus dem langen swerte gefochte, was dar get mit gestracken armen <strong>und</strong><br />

mit gestrakten swerte. <strong>und</strong> was gar veyntlich <strong>und</strong> starck von allen kreften des leybes dar get nur duch<br />

wol stehens wille. <strong>und</strong> das is grawsam an czu sehen ist, wen sich eyner alzo streckt recht, zam her<br />

eynen hazen wolle irlawfen. <strong>und</strong> daz ist alles nicht weder dy winden <strong>und</strong> wedes lichtnawers kunst, wen<br />

do ist keyne sterke weder denne worumbe wer anders kunst solde allemal dy sterke voerczihen.<br />

Erklärung: 4 Winden<br />

Achte Übung zum Winden:<br />

Wir wollen die Bewegungsabläufe, die beim Fühlen ausgelöst werden, weiter vertiefen. Wir nennen<br />

diese Übung „ewiges Winden“ nach der Bezeichnung, die sie im Lehrvideo der Gruppe „Ochs“ hat.<br />

Diese Übung ist eine Drillübung. Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong> begeben sich<br />

ins Sprechfenster. Der Trainer teilt Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein. Die Übenden richten den Ort<br />

auf die Köpfe der Helfer aus. Der Trainer zählt die einzelnen Bewegungen ein <strong>und</strong> achtet auf<br />

gleichzeitige Ausführung:<br />

Kommando: Der Übungshelfer führt aus: Der Übende führt aus:<br />

„eins“ Drückt leicht in Richtung des<br />

Übenden <strong>und</strong> bedroht ihn dabei<br />

mit dem Ort<br />

„zwei“<br />

Drückt kraftvoll seitlich an die<br />

Stärke des Übenden<br />

Sobald er den Druck fühlt („klick“) führt er<br />

sein Schwert in den Ochsen <strong>und</strong> lässt das<br />

Schwert des Helfers an die Stärke gleiten<br />

Wechselt in den Ochs zur anderen Seite,<br />

lässt den Druck ins Kreuz gehen <strong>und</strong><br />

verlängert so die Bedrohung zum Gegner.<br />

„Schritt“ Macht einen Schritt rückwärts Macht einen Schritt vorwärts<br />

„drei“ Hebt sein Schwert in den Ochsen<br />

<strong>und</strong> hebt den Ort des Übenden<br />

mit der Stärke über sich<br />

„vier“<br />

Drückt das Schwert des Übenden<br />

zur Seite<br />

Sobald er den Aufwärtsdruck fühlt, senkt er<br />

den Ort zur unteren Blöße ab <strong>und</strong> lässt die<br />

Bindung wieder an seine Stärke gleiten<br />

Sobald er den Druck fühlt, legt er das Gehilz<br />

über das Schwert des Helfers, führt sein<br />

Schwert in den Pflug zur anderen Seite <strong>und</strong><br />

drückt den Ort des Helfers wieder nach<br />

außen<br />

„Schritt“ Macht einen Schritt rückwärts Macht einen Schritt vorwärts<br />

18


Bei dieser Übung ist es besonders wichtig, dass die Helfer die Übenden sauber führt, da alle<br />

Bewegungen des Übenden die Folgen des Druckes sind (vergleiche das „Führen“ beim Tanzen).<br />

Drückt der Helfer unsauber zur Seite, nach oben oder nach unten <strong>und</strong> führt er seinen Ort weg vom<br />

Übenden, so kann dieser nicht an der Klinge bleiben. Er geht vom Schwert <strong>und</strong> wechselt durch. Wir<br />

üben beidseitig <strong>und</strong> so lange, bis die Bewegungsabläufe von allen Schülern verinnerlicht wurden.<br />

Später wird diese Übung vertieft, indem sie frei <strong>und</strong> ohne zu zählen im Fluss ausgeführt wird. Der<br />

Trainer achtet darauf, dass bei allen Winden der Ort des Übenden ruhig <strong>und</strong> präzise auf die Blöße des<br />

Helfers ausgerichtet bleibt.<br />

Partnerübung:<br />

„Ewiges Winden“<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster, B hat den Ort auf A ausgerichtet<br />

A: drückt<br />

B: folgt mit der Stärke oder wechselt durch<br />

Genau wie beim Absetzen in Ochs oder Pflug das Schwert des Gegners zwar im Stechen<br />

mitgenommen wird, aber die Bewegung selbst eigentlich ein Stich ist, ist das Winden ebenfalls der<br />

Stich selbst <strong>und</strong> nicht die Bewegung mit dem Gehilz davor. Das bedeutet, indes, also wenn wir den<br />

Druck fühlen („klick“), stechen wir den Gegner. Wir nehmen im Stich sein Schwert mit, indem wir es an<br />

die Stärke binden.<br />

Neunte Übung zum Winden:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong> begeben sich ins Sprechfenster. Der Trainer teilt<br />

Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richteten den Ort auf<br />

die Helfer aus. Die Helfer drücken langsam in Richtung der Übenden <strong>und</strong> lassen ebenso langsam<br />

wieder los. Die Übenden fühlen das „Klick“ des richtigen Zeitpunktes, wenn der Druck weg fällt. Bei<br />

jedem zweiten oder dritten Mal winden sie in den Unterstich <strong>und</strong> treffen. Dann nehmen beide die<br />

Ausgangsstellung wieder ein. Die Schüler setzen die Übung selbständig bis zum Kommando<br />

„Einstellen“ fort.<br />

Partnerübung:<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster, A hat den Ort auf B ausgerichtet<br />

A drückt oder drückt nicht (hart oder weich am Schwert)<br />

B fühlt den Druck, wenn der Druck nach lässt, windet er in den Unterstich<br />

Zehnte Übung zum Winden:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong> begeben sich ins Sprechfenster. Der Trainer teilt<br />

Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richteten den Ort auf<br />

die Helfer aus. Die Helfer drücken langsam in Richtung der Übenden <strong>und</strong> lassen ebenso langsam<br />

wieder los. Die Übenden fühlen das „Klick“ des richtigen Zeitpunktes, wenn Druck in ihre Richtung<br />

entsteht. Bei jedem zweiten oder dritten Mal winden sie in den Oberstich <strong>und</strong> treffen. Dann nehmen<br />

beide die Ausgangsstellung wieder ein. Die Schüler setzen die Übung selbständig bis zum Kommando<br />

„Einstellen“ fort.<br />

Partnerübung:<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster, B hat den Ort auf A ausgerichtet<br />

A drückt oder drückt nicht (hart oder weich am Schwert)<br />

B fühlt den Druck, bei Druck windet er in den Oberstich<br />

19


Elfte Übung zum Winden:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong> begeben sich ins Sprechfenster. Der Trainer teilt<br />

Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richteten den Ort auf<br />

die Helfer aus. Die Helfer drücken langsam in Richtung der Übenden <strong>und</strong> lassen ebenso langsam<br />

wieder los. Zuweilen führen sie den Druck zur Seite weiter. Die Übenden halten den Ort auf die Helfer<br />

ausgerichtet. Wenn sie empfinden, dass der Druck sie nicht mehr bedroht, wechseln sie durch,<br />

stechen zur unteren Blöße <strong>und</strong> steigen zur Seite weg. Dann nehmen beide die Ausgangsstellung<br />

wieder ein. Die Schüler setzen die Übung selbständig bis zum Kommando „Einstellen“ fort.<br />

Partnerübung:<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster<br />

A drückt zur Seite<br />

B: wechselt durch <strong>und</strong> sticht<br />

Zwölfte Übung zum Winden:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong> begeben sich ins Sprechfenster. Der Trainer teilt<br />

Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richten den Ort auf<br />

die Helfer aus. Zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl drücken die Helfer in der Bindung entweder mit oder<br />

ohne Bedrohung. Die Übenden stechen gleich, winden oder wechseln durch <strong>und</strong> stechen dabei, je<br />

nach Druck <strong>und</strong> Bedrohung durch das Schwert der Helfer. Anschließend nehmen beide Seiten wieder<br />

die Ausgangsstellung ein <strong>und</strong> setzen die Übung selbständig bis zum Kommando „Einstellen“ fort.<br />

Partnerübung:<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster, B hat den Ort auf A ausgerichtet<br />

A ist weich oder ist hart, oder versetzt den Ort (seitlich, aufwärts oder abwärts)<br />

B sticht, windet <strong>und</strong> sticht oder wechselt durch<br />

Dreizehnte Übung zum Winden:<br />

Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen <strong>und</strong> begeben sich ins Sprechfenster. Der Trainer teilt<br />

Übungshelfer (A) <strong>und</strong> Übende (B) ein <strong>und</strong> kommandiert „Beginnt“. Die Übenden richteten den Ort auf<br />

die Helfer aus. Zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl drücken die Helfer in der Bindung entweder mit oder<br />

ohne Bedrohung oder hebt sein Schwert in den Ochsen, um den Übenden mit dem Ort zu drohen.<br />

Die Übenden stechen gleich, winden oder wechseln durch <strong>und</strong> stechen dabei, je nach Druck <strong>und</strong><br />

Bedrohung durch das Schwert der Helfer. Die Helfer versuchen nun, die Stiche der Übenden<br />

abzuwehren, indem sie den Ort der Helfer zur Seite oder nach oben versetzen. Die Übenden fühlen<br />

weiterhin am Schwert <strong>und</strong> verlängern den Stich im Winden oder wechseln durch. Anschließend<br />

nehmen beide Seiten wieder die Ausgangsstellung ein <strong>und</strong> setzen die Übung selbständig bis zum<br />

Kommando „Einstellen“ fort.<br />

Partnerübung:<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster, B hat den Ort auf A ausgerichtet<br />

A ist weich oder ist hart, oder hebt das Gehilz in den Ochsen<br />

B windet <strong>und</strong> sticht<br />

A versetzt den Stich<br />

B verlängert den Stich oder wechselt durch<br />

20


Vierzehnte Übung zum Winden:<br />

An dieser Stelle ist es nun an der Zeit, die Schüler mit einem ersten richtigen Kampf zu konfrontieren.<br />

Diese Übung ist nur durch die Ausgangssituation im Sprechfenster eingeschränkt. Wir nennen sie den<br />

„Edlen Krieg“, weil der hier behandelte Abschnitt eines Zweikampfes den Kern der <strong>Fecht</strong>kunst selbst<br />

berührt. In der Bindung wird das <strong><strong>Fecht</strong>en</strong> zu Kunst. Die Schüler stellen sich partnerweise zusammen<br />

<strong>und</strong> begeben sich ins Sprechfenster. Wie beim bisherigen Sparring gilt, dass nur 2 Schüler pro Trainer<br />

gleichzeitig kämpfen. Der Trainer stellt sicher, dass alle Übenden aufgewärmt sind. Auf das<br />

Kommando „Beginnt“ versuchen sich die Schüler gegenseitig zu treffen, zu hebeln oder zu werfen. Sie<br />

setzten dazu alle bisher erworbenen Fähigkeiten <strong>und</strong> Techniken ein. Sobald einer der Schüler seinen<br />

Übungspartner getroffen hat, setzt er nach <strong>und</strong> zieht ab. Dann nehmen beide Seiten die<br />

Ausgangsstellung wieder ein <strong>und</strong> üben selbständig bis zum Kommando „Einstellen“ weiter. Vor dieser<br />

Übung schärft der Trainer den Schülern noch einmal folgende Punkte ein:<br />

Wenn sie „weich“ fühlen sollen sie augenblicklich zustechen.<br />

Wenn sie „hart“ fühlen, so sollen sie ebenfalls augenblicklich zustechen, diesen Stich jedoch<br />

über das Winden führen.<br />

Wenn der Ort des Gegners keine Bedrohung darstellt, so sollen sie augenblicklich vom<br />

Schwert gehen, <strong>und</strong> zwar in einer Weise, dass sie selbst keinen Druck verspüren („das fülen<br />

<strong>und</strong> das wort jnndes ist ein dinck“).<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sie sollen den Ort immer auf den Gegner ausgerichtet halten<br />

Und den allerwichtigsten Punkt: Die Bewegungen des Windens sollen Stich / Hieb / Schnitt<br />

möglich machen. Das bedeutet, dass diese Bewegungen immer mit abgewinkelten Armen zu<br />

erfolgen haben.<br />

Wenn die Entfernung zum Stechen oder zum Durchwechseln zu gering ist, so sollen sie<br />

Hebeln oder den Knopf des Schwertes verwenden<br />

Wenn der Gegner einläuft, sollen sie durchlaufen<br />

Partnerübung:<br />

„Edler Krieg“<br />

A <strong>und</strong> B im Sprechfenster<br />

A <strong>und</strong> B versuchen den Partner mit den bisher erlernten Möglichkeiten zu besiegen<br />

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Wir setzen die Übungen <strong>und</strong> den Übungskampf (der „Edle Krieg“) so lange fort, bis die Lernenden<br />

eine gewisse Sicherheit in der Arbeit in der Bindung haben. Merk, das ist wenn du im mit dem<br />

zorenhaw ein haust, So soltu mit den winden am swert gar wol geübt ung gantz fertig sein<br />

Sobald die Lernenden mit der Materie zurechtkommen, gehen wir im Soff weiter.<br />

Der nächste Abschnitt widmet sich dem, was zur Arbeit in der Bindung führt: dem Hieb mit dem<br />

Schwert. Wir setzen den Beginn des „angenommenen Kampfes“ also wieder ein Stück weiter nach<br />

vorne. Wir nehmen hier an, dass einer der beiden Kontrahenten mit dem Schwert zuschlägt. Die<br />

kommenden Themen beschäftigen sich mit dem Hieb, dem Versetzen dieses Hiebes <strong>und</strong> den<br />

Stücken, die daraus folgen: Absetzen in einen Stich, Zornhau, abnehmen, zucken, duplieren,<br />

mutieren.<br />

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