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Dionysius Eickel – Ein interessanter Buchfund im ... - BGV-Wuppertal

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der Aufklärung nicht vorstellbar, mit dem der<br />

Mensch in den Mittelpunkt rückte, stand der<br />

Pietismus doch <strong>im</strong> Gegensatz zu einem rationalistischen<br />

Glaubensbegriff, der den Glauben<br />

als etwas Abgeschlossenes betrachtete. Es war<br />

auch der Beginn der Erweckungsbewegung,<br />

die ihren Höhepunkt <strong>im</strong> 19. Jahrhundert erreichte.<br />

Herminghaus erinnerte in seiner Gedächtnispredigt<br />

an die persönliche Erweckung<br />

<strong>Eickel</strong>s, die er 1764 anlässlich einer schweren<br />

Erkrankung erlebt hatte. Die erste Predigt nach<br />

seiner langen Erkrankung hielt er über Matt.<br />

4,17: „Von der Zeit an fing Jesus an, zu predigen<br />

und zu sagen: Tut Buße, das H<strong>im</strong>melreich<br />

ist nahe herbeigekommen!“ <strong>Eickel</strong> gehörte<br />

nicht zu den engeren pietistischer Kreisen von<br />

z. B. Tersteegen, Hasenkamp und Collenbusch,<br />

die ihn dennoch sehr schätzten. Obwohl<br />

Freund des Tersteegianers Herminghaus, kam<br />

es doch auch zu Differenzen mit dem geistlichen<br />

Nachfolger Tersteegens, Engelbert Evertsen.<br />

Friedrich Wilhelm Krummacher bezeichnet<br />

ihn als einen Freund der erweckten Kreise<br />

und Strauß sieht unter <strong>Eickel</strong> einen ersten<br />

Höhepunkt der Erweckungsbewegung <strong>im</strong><br />

<strong>Wuppertal</strong>e.<br />

In seinen Predigten sprach er die Zuhörer<br />

direkt an, nannte sie „Meine lieben Zuhörer“<br />

oder „Meine lieben Freunde“ und ging besonders<br />

in der Zueignung <strong>im</strong>mer beispielhaft auf<br />

das Leben der Gemeinde ein. Dies auch besonders<br />

in seiner berühmtesten Predigt vom<br />

22. Mai 1787, einer Buß- und Dankpredigt<br />

zum 100 Jahrestages des großen Brandes in Elberfeld.<br />

Nach einem längeren einleitenden Text<br />

über den Ablauf des schrecklichen Brandes,<br />

der ja vielfältig in den Schriften über die Geschichte<br />

Elberfelds zitiert wurde, geht er in seinem<br />

Predigttext auf Amos 4, V.11 ein: „Ich<br />

kehrte unter euch um, wie Gott Sodom und<br />

Gomorra umkehrte, daß ihr waret wie ein<br />

Brand, der aus dem Feuer gerissen wird; doch<br />

bekehrtet ihr euch nicht zu mir, spricht der<br />

HERR.“ Auch in der Zueignung geht er in dramatischen<br />

Worten auf den Brand ein. <strong>Eickel</strong><br />

schreitet in Gedanken mit seinen Freunden<br />

noch einmal durch die brennende Stadt, ruft<br />

die einzelnen Orte des wütenden Feuers in Erinnerung,<br />

um dann den Zuhörern ins Gewissen<br />

zu reden. Er ermahnt sie, von Hochmut, Eigennutz,<br />

Verschwendung, Hass, Neid, Zwietracht<br />

und Wollust zu lassen, damit sie einem solchen<br />

verheerenden Schicksal zukünftig entrinnen<br />

möchten. Hier zeigt sich denn doch noch einmal<br />

der Gott des Alten Testamentes. Diese letzte<br />

Predigt scheint nicht in allen Auflagen des<br />

Buches vorhanden zu sein, denn die meisten<br />

Hinweise auf dieses Buch sprechen nur von 10<br />

Predigten. Er war ein Mann der Worte mit<br />

einer ausgesprochenen rhetorischen Begabung.<br />

Noch aus der weiteren Umgebung kamen die<br />

Menschen, um ihn zu hören. <strong>Ein</strong> ehemaliger<br />

„Catechisant“ schrieb: „Wie erschreckend<br />

wusstest Du Hölle und den Weg zur Höllen<br />

und wie schön die H<strong>im</strong>melsbahn und den H<strong>im</strong>mel<br />

vorzustellen; der in Luft verlorne Sünder,<br />

so sich in der Sünd verwirrt, und sich von dem<br />

Pfad des Lebens und von Gott und sich verirrt.“<br />

Auch <strong>im</strong> persönlichen Gespräch wußte er<br />

mit Gleichnissen zu überzeugen. <strong>Ein</strong>ige sind<br />

wiedergegeben in „<strong>Ein</strong>ige Züge zur Charakterschilderung<br />

des seligen Predigers Herrn<br />

<strong>Dionysius</strong> <strong>Eickel</strong>“, welche, von einem unbekannten<br />

Autor, 1791 bei Chr. Wil. Giesen erschienen.<br />

Er war ein Prediger, der die „praxis<br />

pietatis“ wirklich lebte.<br />

Literaturverzeichnis:<br />

<strong>Dionysius</strong> <strong>Eickel</strong>: in Reformiertes Wochenblatt<br />

Nr. 31. 1857.<br />

Eberlein, Hermann-Peter (Hg.): 444 Evangelische<br />

Kirche in Elberfeld. Köln 1998.<br />

<strong>Ein</strong>ige Züge zur Charakterschilderung des seligen<br />

Predigers Herrn <strong>Dionysius</strong> <strong>Eickel</strong>. Elberfeld<br />

1791.<br />

Goebel, Klaus: In allem Betracht ein angenehmer<br />

Aufenthalt, Ronsdorfer Vorträge und Aufsätze.<br />

Köln 1994.<br />

Krummacher, Friedrich-Wilhelm: Gottfried Damiel<br />

Krummacher und die niederrheinische Erweckungsbewegung.<br />

Berlin 1935.<br />

Langewiesche, Wilhelm (Hg.): Elberfeld und<br />

Barmen, Beschreibung und Geschichte dieser Doppelstadt<br />

des Wupperthals. Barmen 1863.<br />

Neeb, Horst: Geistliches Blumenfeld, Briefe der<br />

Tersteegen-Freunde 1737<strong>–</strong>1789. Düsseldorf 2000.<br />

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