Dionysius Eickel – Ein interessanter Buchfund im ... - BGV-Wuppertal
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gen standen die Rationalisten. Beides waren<br />
religiöse Strömungen, auf der Aufklärung aufbauend<br />
und sowohl bei Reformierten wie Lutheranern<br />
vorhanden. J. Böddinghaus, ein Lutheraner,<br />
war Rationalist und <strong>Eickel</strong> stand nach<br />
Aussage von F. Strauß in einem schweren Bußkampf<br />
mit ihm 8 . Hausbesuche durch die Prediger<br />
war ein wichtiger Bestandteil reformierten<br />
Gemeindelebens und so wechselten sich die<br />
Pfarrer wöchentlich ab zwischen der reinen<br />
Amtstätigkeit mit Trauergottesdiensten, Taufen<br />
und Eheschließungen und der seelsorgerischen<br />
Tätigkeit mit Besuchen von Kranken und Sterbenden.<br />
Alle Gemeindemitglieder wurden<br />
jährlich einmal besucht und so entstand ein enger<br />
Kontakt in der Gemeinde und ein großes<br />
Wissen der Prediger um Leid und Nöte der<br />
Gläubigen. Hier lernte <strong>Eickel</strong> auch den Arzt<br />
und Dichter Jung-Stilling kennen. Dieser<br />
schätzte ihn sehr. „Ich war in dieser blühenden<br />
Handelsstadt sieben Jahre ausübender Arzt,<br />
und <strong>Eickel</strong> war mein wahrer Freund; wir trafen<br />
uns gar oft am Krankenbette“ schreibt Johann<br />
Heinrich Jung <strong>im</strong> 2. Teil seines Buches „Szenen<br />
aus dem Geisterreiche“ 9 .<br />
So wird die große Erschütterung der Gemeinde<br />
über <strong>Dionysius</strong> <strong>Eickel</strong>s plötzlichen Tod<br />
verständlich.<br />
<strong>Dionysius</strong> <strong>Eickel</strong> starb am 30. Mai 1788<br />
morgens um 1 Uhr nach einer kurzen Krankheit<br />
<strong>im</strong> Alter von 64 Jahren, 5 Monaten und 5<br />
Tagen. „Denn Dir war vergönnt zu sterben, ohne<br />
die gewöhnte Not.“ Er stand in seinem Amt<br />
in Elberfeld 31 Jahre, 5 Monate und 10 Tage.<br />
Die Beerdigung fand am 2. Juni 1788 statt und<br />
sein Freund, der Prediger Joh. Herminghaus,<br />
hielt die Gedächtnisrede. Sein Nachfolger <strong>im</strong><br />
Amte war Daniel Kamp 10 . Seine Frau Anna Sophia<br />
Henrietta geb. Kürten überlebte ihn um 22<br />
Jahre und starb <strong>im</strong> Alter von 77 Jahren 1810 in<br />
Ronsdorf.<br />
Nun zum Buch: Sammlung einiger Predigten<br />
wegen ihrer Gründlichkeit und geistlichen<br />
Erfahrungen aufgeschrieben und zum Drucke<br />
befördert von ungenannten Freunden; Zweite<br />
verbesserte Auflage. Elberfeld bei Christian<br />
Wilhelm Giesen, Buchhändler, 1788.<br />
Giesen war Verleger in Wülfrath und Elberfeld<br />
und sympathisierte mit der Christentumsgesellschaft<br />
11 . Das Buch ist <strong>im</strong> Oktav-Format<br />
mit Pappeinband seiner Zeit und Lederrücken<br />
erschienen. Es enthält ein Frontispiz mit einer<br />
Silhouette des <strong>Dionysius</strong> <strong>Eickel</strong> von D. Engstfeld,<br />
die möglicherweise später eingeklebt<br />
wurde. Auf dem Vorsatzpapier befindet sich<br />
ein ganzseitiger <strong>Ein</strong>trag von Gottlieb Keydel<br />
vom 8. Mai 1794, wahrscheinlich einer der ersten<br />
Besitzer. Das Buch selbst besteht aus<br />
mehreren Abschnitten. Auf den Vorbericht des<br />
unbekannten Herausgebers von 20 Seiten, geschrieben<br />
am Todestag des <strong>Dionysius</strong> <strong>Eickel</strong>,<br />
folgen 28 Seiten mit Trauergedichten, Oden<br />
und Elegien auf den verstorbenen Prediger.<br />
Der Predigtteil mit Inhaltsverzeichnis umfasst<br />
450 Seiten, verteilt auf 11. Predigten, welche<br />
zwischen dem 11. September 1785 und dem<br />
22. Mai 1787 datiert sind. Im Anhang finden<br />
sich noch zwei Briefe <strong>Dionysius</strong> <strong>Eickel</strong>s an eine<br />
Freundin (10 Seiten), eine aus dem Jahre<br />
1740 stammende Grabinschrift (4 Seiten) und<br />
schließlich die Gedächtnisrede (45 Seiten) des<br />
damaligen Inspektors der Elberfelder Klasse<br />
und Predigers zu Gemarke Joh. Herminghaus,<br />
gehalten am 2. Juni 1788, dem Begräbnistage<br />
<strong>Dionysius</strong> <strong>Eickel</strong>s. Der Titel lautet: „Die Freudigkeit<br />
des Apostel Paulus bei dem Anblick<br />
seines nahen Todes“. Der Predigttext „Ich habe<br />
einen guten Kampf gekämpfet, ich habe den<br />
Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten.<br />
Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit“<br />
wird dabei auf den verstorbenen Prediger<br />
bezogen, seine Glaubensstärke, seine<br />
Kämpfe, die ihn schließlich zur Erweckung geführt<br />
hatten.<br />
Kehren wir noch einmal an den Anfang des<br />
Buches zurück, zu den Trauergedichten, die in<br />
ihrer Art zu der damaligen Zeit nicht unüblich<br />
waren. Bemerkenswert ist jedoch, dass neben<br />
Angehörigen der eigenen Gemeinde und dem<br />
Kollegen Wever auch Mitglieder der lutherischen<br />
Gemeinde sich mit einem Trauergedicht<br />
verabschiedet haben. Man sieht, wie viel Ansehen<br />
er sich in den 31 Jahren seines Wirkens<br />
verschafft hatte durch seine <strong>im</strong>mer wieder in<br />
den Gedichten erwähnte milde freundliche Art,<br />
so dass er dem Jünger Johannes gleichgesetzt<br />
wurde.<br />
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