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2. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr C - Katholisches Bibelwerk

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<strong>Katholisches</strong> <strong>Bibelwerk</strong><br />

Lektorenhilfe<br />

<strong>2.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> C<br />

Evangelium<br />

<strong>2.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong><br />

<strong>Lesejahr</strong> C<br />

Evangelium: Johannes 2,1-11<br />

1. Einführung (kann auch vor dem Evangelium vorgetragen werden)<br />

Es fängt gut an! Ein Wunder steht für den Evangelisten Johannes am Beginn des öffentlichen<br />

Auftretens Jesu. Er setzt ein Zeichen für das anbrechende Gottesreich und zeigt sich in Kana<br />

als Retter einer Hochzeit, der das Wichtigste auszugehen droht: der Wein der Freude und des<br />

Festes.<br />

<strong>2.</strong> Praktische Tipps zum Vorlesen<br />

a. Der Text <strong>im</strong> Zusammenhang: Einordnung, Textumfang<br />

Das erste öffentliche Auftreten Jesu <strong>im</strong> Johannesevangelium findet auf einer Hochzeit statt.<br />

Der Evangelientext <strong>im</strong> Lektionar ersetzt die genaue Zeitangabe „Am dritten Tag“ durch das<br />

unbest<strong>im</strong>mte „in jener Zeit“. Die Tage vorher war Jesus in Betanien am Jordan, wo er von<br />

Johannes getauft wird und seine ersten Jünger beruft, Männer aus Galiläa. Mit ihnen macht er<br />

sich auf den Weg dorthin. Dort trifft er auf seine Mutter, deren Namen wir nicht erfahren. Die<br />

Erzählung vom Weinwunder ist in der Leseordnung um den letzten Vers 12 gekürzt, der seine<br />

Mutter, seine Brüder und seine Jünger auf dem Weg der Nachfolge Jesu zeigt. Um die<br />

Rollenveränderung in der Beziehung Jesus-Mutter zu erfassen, ist es hilfreich, V 12<br />

mitvorzutragen (unten in eckigen Klammern angefügt, s. dazu auch die Auslegung unten).<br />

b. Betonen<br />

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes<br />

In jener Zeit<br />

1 fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt,<br />

und die Mutter Jesu war dabei.<br />

2 Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.<br />

3 Als der Wein ausging,<br />

sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.<br />

4 Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau?<br />

Meine Stunde ist noch nicht gekommen.<br />

5 Seine Mutter sagte zu den Dienern:<br />

Was er euch sagt, das tut!<br />

6 Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge,<br />

wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach;<br />

jeder fasste ungefähr hundert Liter.<br />

7 Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser!<br />

Und sie füllten sie bis zum Rand.<br />

Kath. <strong>Bibelwerk</strong> e.V. www.bibelwerk.de<br />

Die Lektorenhilfe ist kostenlos, Spenden sind willkommen: Konto 645 1551, Liga Stuttgart, BLZ 75090 300<br />

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<strong>Katholisches</strong> <strong>Bibelwerk</strong><br />

Lektorenhilfe<br />

<strong>2.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> C<br />

Evangelium<br />

8 Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt,<br />

und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist.<br />

Sie brachten es ihm.<br />

9 Er kostete das Wasser,<br />

das zu Wein geworden war.<br />

Er wusste nicht, woher der Wein kam;<br />

die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es.<br />

Da ließ er den Bräutigam rufen<br />

10 und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor<br />

und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben,<br />

den weniger guten.<br />

Du jedoch<br />

hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.<br />

11 So tat Jesus sein erstes Zeichen,<br />

in Kana in Galiläa,<br />

und offenbarte seine Herrlichkeit,<br />

und seine Jünger glaubten an ihn.<br />

[12 Danach zog er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern<br />

nach Kafarnaum hinab.<br />

Dort blieben sie einige Zeit.]<br />

c. St<strong>im</strong>mung, Modulation<br />

Der Text ist – wie so oft <strong>im</strong> Johannesevangelium - geprägt durch Gesprächsgänge, in denen<br />

die Partner aneinander vorbeizureden scheinen. Da ist zunächst die scheinbare Spannung<br />

zwischen der Mutter Jesu und ihrem Sohn. Ihren Hinweis auf den Wein, der auszugehen<br />

droht, beantwortet er mit einer schroffen Frage und dem Versuch, der Notlage auszuweichen.<br />

Seine Mutter lässt sich dadurch aber nicht irritieren und gibt selbstbewusst die Anweisung an<br />

die Diener, ihrerseits die Anweisungen Jesu zu befolgen. Unerwartet ergreift Jesus doch die<br />

Initiative und sorgt bei dem für das Festmahl Verantwortlichen für große Überraschung, die<br />

dieser deren vermeintlichem Urheber, dem Bräutigam, mitteilt. Die stumm bleibenden Diener<br />

sind die einzigen, die den Hergang des Wunders verfolgen können.<br />

Im Schlusswort beschreibt der Evangelist die eigentliche Wirkung des Wunders: Es öffnet<br />

seine Jünger für den Glauben an ihn und macht sie zu NachfolgerInnen.<br />

Be<strong>im</strong> Vortrag kann nach den beiden ersten wörtlichen Aussagen (Meine Stunde ist noch nicht<br />

gekommen - Was er euch sagt, das tut!) eine kleine Pause gehalten werden. Die Worte der<br />

Mutter Jesu an Jesus wie an die Diener mit Selbstbewusstsein betonen, die Antwort ihres<br />

Sohnes kann bewusst schroff klingen. Die Anweisung Jesu an die Diener sollte in ihrer<br />

Betonung etwas von der Autorität anklingen lassen, die darin liegen muss - schließlich ist es<br />

keine Kleinigkeit, 600 l Wasser heranzuschaffen! In der Rede des Verantwortlichen an den<br />

Bräutigam verärgerte Überraschung (oder umgekehrt?) hörbar machen.<br />

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<strong>2.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> C<br />

Evangelium<br />

d. Besondere Vorleseform<br />

Der Text wird mit verteilten Rollen gelesen: Lektor bzw. Evangelist; Mutter Jesu; Jesus;<br />

Verantwortlicher. Dabei ist die jeweilige charakteristische Betonung zu beachten (siehe oben,<br />

St<strong>im</strong>mung / Modulation).<br />

In einem Familiengottesdienst eignet sich auch ein szenisches Spiel. Dadurch wird sichtbar,<br />

wie sich die Rollen verändern: die Mutter Jesu geht entsprechend dem Text vor Jesus und<br />

seinen Jüngern hinein, am Ende folgt sie ihm; am Anfang gehen die Handlungs<strong>im</strong>pulse von<br />

der Mutter Jesu aus, dann gehen sie von Jesus aus. Und die Jünger richten sich zum Schluss<br />

auf ihn hin aus.<br />

3. Textauslegung<br />

Um Jesu Schritt aus dem Mitleben ins verantwortliche Verkünden und Handeln geht es bei<br />

der Erzählung von der Hochzeit zu Kana. Der Ausgangspunkt: Jesu Mutter ist eingeladen –<br />

als Verwandte, als Freundin (?) einer Familie, die eine Hochzeit ausrichtet. Jesus ist „nur“<br />

miteingeladen (ebenso seine Jünger); deshalb wird er nach seiner Mutter als Gast genannt.<br />

Nach dem Geschehen in Kana dagegen geht er an erster Stelle weg von dort, die Mutter, die<br />

Brüder und die Jünger folgen ihm. Die Rolle hat sich gewandelt: aus dem Sohn der Mutter ist<br />

der Wirkende der Herrlichkeit Gottes geworden, aus der Mutter seine Nachfolgerin. Das<br />

Gespräch zwischen der Mutter Jesu (die <strong>im</strong> Johannesevangelium nicht mit Namen genannt<br />

wird und allein in ihrer Beziehung zu Jesus Christus vorkommt) und Jesus zeigt diesen<br />

Prozess: Die Mutter spürt die Not der Hochzeitsleute und will, dass der Sohn Anteil n<strong>im</strong>mt.<br />

Er aber grenzt sich ab: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Wenn Jesus später <strong>im</strong><br />

Evangelium so spricht, macht er <strong>im</strong>mer wieder deutlich, dass nur der Vater <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel sein<br />

Handeln best<strong>im</strong>mt. Auf menschlicher Ebene aber bedeutet das auch einen ersten Schritt aus<br />

der leiblichen Elternbeziehung heraus. Sie spürt dennoch - wie Frauen so oft - durch ihre<br />

Intuition, dass sein Handeln dran ist und stellt die Beziehung zu den Dienern her. Dann lässt<br />

sie Jesus den ganzen (Handlungs)raum. Und ihre Beziehung wandelt sich komplett in das<br />

Gegenteil der Mutter-Sohn-Beziehung- eine erste Wandlung.<br />

Die zweite Wandlung ist die von Wasser in Wein. Sie ist wesentlich für das „Zeichen“, das<br />

Jesus uns in seinem Tun gibt. Zeichen sind Dinge, die für etwas anderes stehen oder auf etwas<br />

anderes hinweisen. Das kennen wir von Verkehrszeichen, von Abzeichen, von Anzeichen für<br />

... Als „Zeichen“ dafür, wer Jesus ist und <strong>im</strong> letzten wer Gott der Vater ist, der ihn gesandt<br />

hat, versteht das Johannesevangelium seine 7 Wundertaten Jesu. Wir können sie nicht<br />

verstehen, wenn wir fragen, wie es möglich ist, dass Jesus 480-720 Liter Wasser in Wein<br />

wandelt. Wir sollen sie verstehen als Erzählungen, wie Gott durch Jesus Christus an uns<br />

handelt, als Aufscheinen seiner „Herrlichkeit“ (V 11). Die Zahl Sieben ist die Zahl der Fülle;<br />

die sieben Wunder-Zeichen und besonders das erste als Schlüsselzeichen stehen für die Fülle<br />

des neuen Lebens, das durch Jesus entsteht. Ihr Ziel ist, dass wir „glauben, dass Jesus der<br />

Messias, der Sohn Gottes ist, und damit wir durch den Glauben das Leben haben in seinem<br />

Namen (20,31).“<br />

Die Wandlung vom Wasser – dem Lebensnotwendigen, das unseren Durst stillt – in Wein<br />

(die Festgabe) ist ein Zeichen dafür, dass unser Leben wertvoller und kostbarer wird durch<br />

den Glauben, durch Jesus.<br />

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<strong>2.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> C<br />

Evangelium<br />

Die dritte Wandlung geschieht, indem der Alltag zur Hoch-Zeit wird, zum Fest. Am „dritten<br />

Tag“ ist das Fest. Am dritten Tag (der Woche), also am Dienstag, feiert man bis heute <strong>im</strong><br />

Judentum gern Hochzeiten, weil am 3. Schöpfungstag zwe<strong>im</strong>al gesagt wird „und Gott sah,<br />

dass es gut war“. So liegt das doppelte Wohlwollen Gottes über dem Leben des heiratenden<br />

Paares. Dass das Bild in unserer Erzählung für Jesus steht, erkennt man daran, dass die Braut<br />

nicht einmal vorkommt und dass die Erzählung nicht daran interessiert ist zu erzählen, wie es<br />

den Heiratenden geht.<br />

Die vierte Wandlung ist die Wende von Mangel (an Kostbarem und Freude - Wein) in Fülle<br />

und absoluten Überfluss. Als Festmahl wird bei den Propheten oft die messianische Zeit ins<br />

Bild gebracht (vgl. Am 9,13; Jes 25,6).<br />

Die fünfte Wandlung geschieht in den Dienern. Sie „wissen“, wie das Wasser zu Wein wird.<br />

Bei einem Rollenspiel zur „Hochzeit zu Kana“ vor etlichen Jahren wollte niemand „Diener“<br />

sein. Ich ließ sie dennoch die Szene spielen. Wen wundert es, dass es keine Wandlung gab.<br />

Das Gespräch danach verdeutlichte den Spielenden, dass Jesu Tun Dienst ist und dass nur<br />

Dienenden etwas von seinem Wunderbaren be-wusst ist.<br />

Die sechste Wandlung ist, dass mitten in dieser Welt Gottes Herrlichkeit aufstrahlt. Manchmal<br />

gibt es die Momente <strong>im</strong> Leben, in denen wir das, was vor unseren Augen abläuft, in anderem<br />

Licht sehen können, es als Gottes Wirken erfahren. Oft sogar, wenn andere um uns nichts<br />

davon wahrnehmen. Manchmal spüren wir auch die Ausstrahlung eines Menschen, der lebt,<br />

wie Gott ihn gewollt hat. Die Jünger/innen nehmen es wahr und wollen noch mehr davon.<br />

Und schließlich geschieht die siebte Wandlung in der Erzählung: die Jünger/innen, die Jesus<br />

folgen, fangen an zu glauben. „Glauben“ kommt <strong>im</strong> Johannesevangelium nur als<br />

Tätigkeitswort vor, als Tun, als Prozess, nicht als „Besitz“, als Hauptwort. „Glauben“<br />

bedeutet, sich <strong>im</strong>mer neu öffnen und riskieren, sich festmachen in einem anderen, ihm trauen,<br />

vertrauen.<br />

Vertrauen wir wie die Jünger/innen der Geschichte, dass Gott durch Jesus in eine Zeit des<br />

Mangels die Fülle, in eine Zeit des Durstes kostbaren Wein, in eine Zeit des Dunkels<br />

Aufstrahlen gibt und durch den Menschen hindurch sein Göttliches aufstrahlen lässt? Welches<br />

sind oder waren unsere Schritte in einen erwachsenen, handelnden Glauben hinein, so wie die<br />

Erzählung Jesu Tun als Schritt in ein eigenverantwortliches Tun von Gott her deutet?<br />

(Anneliese Hecht, ähnlich in: <strong>Sonntag</strong>sblatt der Diözese Rottenburg-Stuttgart Nr.2/2007)<br />

Dr. Martina Eschenweck<br />

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