K Nicht demotivieren - SAQ
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BUSINESS EXCELLENCE<br />
Goldstandard der Führungskunst<br />
<strong>Nicht</strong> <strong>demotivieren</strong><br />
was das Wichtigste ist – zu erfolgslabil.<br />
Brüllen stumpft ab.<br />
Erheblich ökonomischer ist<br />
es, die Mitarbeiter dazu zu bringen,<br />
selber zu laufen. Nun denken<br />
Sie vermutlich an Motivation.<br />
Von Hartmut Volk<br />
Mit Bedacht<br />
führen!<br />
Vergessen Sie das ganze Motivationsgerede, viel<br />
wichtiger ist, nicht zu <strong>demotivieren</strong>. Zwölf Tipps<br />
zur Vermeidung der ganz alltäglichen Dosis<br />
Demotivation!<br />
Kennen Sie das ökonomische<br />
Prinzip? Nein? Sie sollten es<br />
kennen! Es könnte Sie in<br />
mancher Hinsicht auf andere,<br />
bessere Gedanken bringen – und<br />
Sie dadurch erheblich entlasten.<br />
Es lautet: Mit dem geringstmöglichen<br />
Aufwand den grösstmöglichen<br />
Ertrag erzielen. Nun mögen<br />
Sie einwenden: Aha, Lob der<br />
Faulheit. Irrtum: Lob kluger Bedachtsamkeit!<br />
Erst denken, eine<br />
Sache durchdenken und dann<br />
handeln. Das spart Kräfte, Zeit,<br />
Geld, schont die Nerven. Kurz,<br />
schützt vor der aufwendigen Vergeblichkeit<br />
so manchen eiligen<br />
Tuns. Unbedacht zu handeln,<br />
ist einer der wirkungsvollsten<br />
Stolpersteine auf dem Weg zum<br />
Ziel.<br />
Mitarbeiter sollten selber<br />
laufen<br />
Warum also dieses wunderbare<br />
Prinzip nicht auch auf die Menschenführung<br />
anwenden? Menschen<br />
sind in ihrer Mehrzahl Sensibelchen,<br />
insbesondere wenn es<br />
um sie selbst geht. Ein falscher<br />
Ton und «schnapp», schon sind<br />
sie eingeschnappt, sitzen beleidigt,<br />
verbiestert, tief getroffen<br />
in der Schmollecke. Als Chef und<br />
Vorgesetzter könnten Sie ihnen<br />
nun natürlich den Marsch blasen<br />
und Beine machen. Manchmal<br />
kann das durchaus der Weisheit<br />
letzter Schluss sein. Im Sinne des<br />
ökonomischen Prinzips aber ist<br />
das nicht der Goldstandard der<br />
Führungskunst. Viel zu anstrengend,<br />
nervenaufreibend und –<br />
<strong>Nicht</strong>s da, vergessen Sie das ganze<br />
Motivationsgerede. Wirklich motivieren<br />
kann sich ein Mensch nur<br />
selber. Echtes Engagement auf<br />
Dauer ist weder zu kaufen noch<br />
mit allem möglichen teuren<br />
Trainingsschnickschnack zum Erblühen<br />
zu bringen. Das hat die<br />
psychologische Forschung längst<br />
erkannt. Wenn nicht motivieren,<br />
Archivbild<br />
Hartmut Volk, Diplom-Betriebswirt,<br />
freier Wirtschaftspublizist, Am Silberborn 14,<br />
D-38667 Bad Harzburg, Tel. +49 (0)5322<br />
2460, hartmut.volk@t-online.de<br />
Erst denken und dann handeln<br />
MQ Management und Qualität Spezialausgabe ESPRIX 2009<br />
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BUSINESS EXCELLENCE<br />
was dann? <strong>Nicht</strong> <strong>demotivieren</strong>!<br />
Tatsächlich mit Bedacht führen.<br />
Das ist die gekonnte Umsetzung<br />
des ökonomischen Prinzips in Sachen<br />
Menschenführung.<br />
Grundwohlwollen sichern<br />
Natürlich lässt es sich nie gänzlich<br />
vermeiden, diesem oder jenem<br />
immer mal wieder auf die Füsse<br />
zu treten. Dafür sind Menschen<br />
trotz genereller Empfindlichkeit<br />
einfach zu verschieden. Aber das<br />
ist auch gar nicht so schlimm und<br />
renkt sich meist von selber wieder<br />
Niemand<br />
kann wirklich aus<br />
seiner Haut<br />
ein. Vorausgesetzt, Sie als Führender<br />
haben es geschafft, so etwas<br />
wie ein Grundwohlwollen Ihnen<br />
gegenüber zu etablieren. Womit<br />
wir wieder bei der bereits erwähnten<br />
Bedachtsamkeit wären. Und<br />
natürlich dem ökonomischen<br />
Prinzip.<br />
Ihr Rennen im Hamsterrad<br />
der Anstrengung, Ihre Jungs und<br />
Mädchen aus sich heraus zu eifrigem<br />
Tun und entlastendem Mitdenken<br />
zu bewegen und in Sternstunden<br />
der Leistungslust immer<br />
wieder auch mal über sich selbst<br />
hinauszuwachsen, verringert sich<br />
in dem Masse, wie es Ihnen gelingt,<br />
wenigstens nicht in Serie in<br />
einige der ärgsten Fettnäpfchen<br />
zu treten. In Fettnäpfchen, die<br />
auch Sie selber auf der Stelle in<br />
Rage bringen und postwendend<br />
zu gebremstem Einsatz veranlassen<br />
würden.<br />
Die Kunst, die Bremsen<br />
zu lockern<br />
Also, führen Sie nach dem ökonomischen<br />
Prinzip. Lassen Sie sich<br />
von dem ganzen Motivationsgerede<br />
nicht irre machen. Klappern<br />
gehört nun mal zum Handwerk,<br />
zumal bei der Überbesetzung<br />
im einschlägigen Beraterund<br />
Trainermarkt. Auch die Zunft<br />
der Besserwisser will leben, natürlich.<br />
Doch Ihr Geld können Sie<br />
meistens nützlicher verwenden.<br />
Wirklich fett macht nur Selberdenken.<br />
Kaum etwas anderes<br />
spart mehr und bringt so viel ein<br />
wie die Vermeidung der ganz<br />
alltäglichen Dosis Demotivation!<br />
Deshalb:<br />
■ 1. Schieben Sie bei Problemen,<br />
Schwierigkeiten und sonstigen<br />
alltäglichen Misshelligkeiten nicht<br />
automatisch Ihren Leuten den<br />
Schwarzen Peter zu.<br />
■ 2. Übernehmen Sie nie ungeprüft<br />
die Sichtweise, die Behauptungen,<br />
Vorwürfe oder Anschuldigungen<br />
Dritter.<br />
Kritik ja,<br />
aber versöhnlich<br />
■ 3. Betrachten Sie die Dinge und<br />
die Umstände immer auch aus<br />
der Perspektive Ihrer Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Es sind<br />
nicht nur Ihre Erfüllungsgehilfen,<br />
sondern auch Ihre Schutzbefohlenen.<br />
■ 4. Respektieren Sie im Rahmen<br />
des Vertretbaren deren Persönlichkeitszuschnitte.<br />
Und setzen<br />
Sie Ihre Leute entsprechend ein.<br />
Niemand kann wirklich aus seiner<br />
Haut. Auch noch so viele Trainings<br />
und Coachings krempeln<br />
einen Menschen nicht um. Das<br />
hat gerade wieder der Hirnforscher<br />
Gerhard Roth in seinem<br />
Buch «Persönlichkeit, Entscheidung,<br />
Verhalten – Warum es so<br />
schwierig ist, sich und andere zu<br />
ändern» beschrieben.<br />
■ 5. Kritik muss sein. Kritisieren<br />
Sie aber möglichst unter vier<br />
Augen. Tun Sie es ruhig, massvoll,<br />
auf keinen Fall pauschal, stets<br />
fallorientiert. Und immer mit der<br />
Tendenz «versöhnlich», ohne die<br />
so verletzende Ironie.<br />
■ 6. Machen Sie niemanden<br />
«klein». Stellen Sie niemanden<br />
bloss. Unterlassen Sie Scherze auf<br />
Kosten anderer. Und, reden Sie<br />
auf keinen Fall abfällig über<br />
Abwesende.<br />
■ 7. Taktieren Sie nicht. Messen<br />
Sie nicht mit zweierlei Mass.<br />
Spielen Sie Ihre Leute nie gegeneinander<br />
aus.<br />
■ 8. Preisen Sie niemanden lauthals<br />
als hehres Vorbild. Das<br />
kommt in Ihrer Truppe nicht gut<br />
an.<br />
■ 9. Loben Sie nicht mit der Floskelgiesskanne<br />
oder sonstwie inflationär-undifferenziert.<br />
Damit<br />
erreichen Sie nichts, ausser dass<br />
Sie rasch die Mitarbeiter verprellen,<br />
die aus sich heraus die überdurchschnittliche<br />
Leistung als<br />
selbstverständliche persönliche<br />
Norm ansehen. Lob kann auch<br />
beleidigen und <strong>demotivieren</strong>!<br />
■ 10. Machen Sie parallel nichts<br />
anderes, während Sie im Gespräch<br />
mit Mitarbeitern sind.<br />
Vermitteln Sie jedem stets das Gefühl,<br />
im Mittelpunkt Ihrer Aufmerksamkeit<br />
zu stehen. Nehmen<br />
Sie sich entsprechend Zeit für Ihre<br />
Leute.<br />
<strong>Nicht</strong> in<br />
Fettnäpfchen treten<br />
■ 11. Beweisen Sie sich als berechenbar,<br />
zuverlässig, vertrauenswürdig.<br />
Gehen Sie ruhig auch mal<br />
augenzwinkernd mit Ihren Leuten<br />
um. Machen Sie sich aber nie<br />
mit ihnen gemein. Und schliesslich:<br />
■ 12. Nutzen Sie die Macht der<br />
Höflichkeit, die Wirkung symbolischer<br />
Gesten und den Charme der<br />
Contenance. Mit dem sprichwörtlichen<br />
Hut in der Hand kommen<br />
auch Sie als Chef und Vorgesetzter<br />
besser an und weiter als ein grussund<br />
blicklos Vorübereilender. Sagen<br />
Sie «Bitte» und «Danke». Ergibt<br />
sich die Situation, halten Sie<br />
die Tür auf oder für die Ihnen Folgenden<br />
offen. Seien Sie sich im<br />
Sinne beispielgebenden Handelns<br />
auch nicht zu schade, ein<br />
herumliegendes Stück Papier aufzuheben.<br />
Und – trennen Sie sich<br />
von einem Stück Schokolade,<br />
wenn Sie sich just daran laben,<br />
während jemand zu Ihnen<br />
kommt.<br />
■<br />
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30 MQ Management und Qualität Spezialausgabe ESPRIX 2009