F. O. Roth, Das Grazer Jesuitenarchiv - Landesarchiv - Steiermark
F. O. Roth, Das Grazer Jesuitenarchiv - Landesarchiv - Steiermark
F. O. Roth, Das Grazer Jesuitenarchiv - Landesarchiv - Steiermark
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die „Archiv- und Urkundenverzeichnisse", vierzehn erhaltengebliebene<br />
Hefte, wurden als besonders prägnant ausgearbeitete Gruppe<br />
vom Typus „brieflicher Urkunden" im Zuge eines Gesamtinventars<br />
im Stile von Verlassenschafts- oder übergabsinventaren angelegt.<br />
Sie finden in geradezu schematisch ähnlichen Verzeichnissen anderer<br />
unter Kaiser Joseph IL aufgehobener Klöster und Stifte zahlreiche<br />
Parallelen. 25 ). Fällt die durch Rom verfügte Aufhebung der Societas<br />
Jesu auch noch in das letzte Regierungsjahrzehnt Maria Theresias, so<br />
gleichen die vierzehn Hefte so sehr den josephinischen Verzeichnissen<br />
des ersten Jahrfünfts der Achtziger jähre des aufgeklärten Säkulums,<br />
daß sie — da unvollständig erhalten einer Originaldatierung<br />
entbehrend — mit Fug als „circa 1780" entstanden, festgelegt wurden.<br />
Völlig unhistorisch den Motiven ihrer Entstehung nach, doch<br />
sehr sachlich und korrekt, mit nüchternem Sinn für eine eventuelle<br />
weitere Verwendbarkeit des Aufgezeichneten, notieren sie Urkunde<br />
für Urkunde, Archivale für Archivale, so wie diese bei einer rein<br />
mechanischen Bestandaufnahme unterkamen. Bemüht um knappe,<br />
klare Inhaltsangaben unterläuft ihnen — unbelastet von historischem<br />
Einfühlungsvermögen in geschichtlich Mögliches oder Undenkbares,<br />
oft sichtlich auf bloße Dorsualvermerke der Urkunden gestützt, gegebenenfalls<br />
vielleicht (in unserem Falle nicht nachweisbar) mit Hilfe<br />
der „Eselsbrücke" älterer Verzeichnisse — gelegentlich aus paläographischen<br />
Schwierigkeiten ein arger Schnitzer: Friedrich II. aus dem<br />
Hause der auf Cilli (Celje, Slovenija) gegraften, schließlich von<br />
Sigismund gefürsteten einstigen Freien von Sannegg — im slowenischen<br />
Volksbewußtsein bis zum alles überdeckenden Erleben des nationalen<br />
Existenzkampfes im Partisanenkrieg des zweiten Weltkrieges<br />
lebendig durch die todtraurige Romanze mit Veronika von Desenice,<br />
der „steirischen Agnes Bernauer" —, war natürlich Graf zu<br />
Cilli, Ortenburg (und Sternberg, in Ober- bzw. Mittelkärnten) und in<br />
der historischen, nordwestkroatischen Landschaft Zagorje, Zagorien,<br />
etwa im Norden von Zagreb (Agram) um die Hauptfeste Krapina, im<br />
späten Mittelalter durchgehend verdeutscht zu „im Seger", und nicht<br />
— wie laut Regest Nr. 1071 des elften Heftes — „zu Cilli, Ortenburg<br />
und in S t e y e r"! — Doch abgesehen von solchen leicht erkennbaren<br />
und erklärbaren Mißverständnissen, erweist sich die Aussage der<br />
Regesten als zuverlässig und brauchbar; nur wenn Reihen urkundlicher<br />
Bücher, etwa Urbare, Stiftregister, vermerkt werden, muß der<br />
auf den Bauern, die Landnahme und Binenkolonisation ausgerichtete<br />
gegenwärtige, der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte verbundene Lan-<br />
25) Einschlägige ähnliche Verzeichnisse des 1785 liquidierten blühenden Augustinerchorherrenstiftes<br />
Stainz, des einzigen klösterlichen Brennpunktes alten Stiles in dem „Weststeiermark"<br />
genannten mittelsteirischen Siedlungsraum zwischen Mur und steirisch-kärntnerischern<br />
Almenkamm, werden vom Verfasser im Zuge unerläßlicher Vorarbeiten zur Neuen<br />
steirischen Landestopographie unter Heranziehung verwandter Quellen zur Edition der beinhalteten<br />
Regesten vorbereitet.<br />
62