Geschriebener Text - Thomasfleiner.ch
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Verhältnis von Handelsbilanz und Steuerbilanz“, „Re<strong>ch</strong>t auf<br />
demokratis<strong>ch</strong>en Ungehorsam“, „Die Kantone und die Europapolitik des<br />
Bundes“ oder „Die vorpositiven Grundlagen des Bundesstaates“.<br />
Weder die Lehre no<strong>ch</strong> die Fors<strong>ch</strong>ung sind bei Dir Selbstzweck. Der<br />
Antrieb war immer ein tieferer – so ma<strong>ch</strong>t es zumindest den Ans<strong>ch</strong>ein.<br />
Es zeigt si<strong>ch</strong> immer au<strong>ch</strong> ein engagierter Mens<strong>ch</strong>, für den die Welt<br />
ni<strong>ch</strong>t nur aus der Universität besteht, sondern der si<strong>ch</strong> von der Vielfalt<br />
und Viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tigkeit der Welt begeistern lässt. Immer wieder hast Du<br />
unkonventionelle Fragen gestellt, Di<strong>ch</strong> damit au<strong>ch</strong> teilweise unbeliebt<br />
gema<strong>ch</strong>t, und die Themen neu von Grund auf dur<strong>ch</strong>da<strong>ch</strong>t. Immer<br />
wieder hast Du Worte gefunden, die Deine Themen und Deine Thesen<br />
einem breiten Publikum näher gebra<strong>ch</strong>t haben. Und immer bist Du<br />
offen für die Worte anderer, bist ni<strong>ch</strong>t nur Lehrender und Fors<strong>ch</strong>ender<br />
sondern au<strong>ch</strong> Lernender, mit einem unstillbaren Wissensdurst. Du hast<br />
den Ruf der Universität Fribourg im In-und Ausland ents<strong>ch</strong>eidend<br />
geprägt.<br />
Mehr als 80 Dissertationen hast Du betreut. I<strong>ch</strong> erinnere mi<strong>ch</strong> gut an<br />
meine Zeit als Doktorandin. Fast nie hast Du etwas korrigiert. Immer<br />
hast Du Fragen gestellt und damit neue Welten eröffnet. Du hast es<br />
verstanden zu motivieren und herauszufordern. Ein Rat ist mir<br />
geblieben: Kritisiere erst, wenn Du das Gute an der Argumentation des<br />
anderen verstanden hast.<br />
Au<strong>ch</strong> als Chef habe i<strong>ch</strong> Di<strong>ch</strong> als den grossen Motivator erlebt. Deine<br />
Mitarbeitenden sollten die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, alles auszuprobieren. Zu<br />
den Anfängen des Internet Zeitalters konnte das au<strong>ch</strong> einmal darin<br />
bestehen, eine Wo<strong>ch</strong>e lang zu surfen und das Internet zu erkunden,<br />
damit Deine Assistierenden up to date waren. Du hattest au<strong>ch</strong> in der<br />
Informatik immer einen Vorsprung auf das Gros der „Jungen“. Ob<br />
Fors<strong>ch</strong>ung, Lehre oder Beratung, Deine Assistierenden und Deine<br />
Mitarbeitenden sollten ihre Erfahrungen in allen Berei<strong>ch</strong>en ma<strong>ch</strong>en<br />
können. Au<strong>ch</strong> Du warst für vieles zu begeistern, zum Beispiel warst Du<br />
sofort Feuer und Flamme als Du angefragt wurdest, für die 150 Jahr<br />
Feier Bundesstaat S<strong>ch</strong>weiz ein Computerspiel über Föderalismus zu<br />
entwickeln. Deine Mitarbeitenden, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> meiner Wenigkeit,<br />
waren da viel skeptis<strong>ch</strong>er. Do<strong>ch</strong> Deine Begeisterung hat uns<br />
mitgerissen.<br />
Eine Erzählung aus der alten Konfuzianis<strong>ch</strong>en Philosophie durfte in<br />
Deinen Vorlesungen ni<strong>ch</strong>t fehlen und Du hast sie au<strong>ch</strong> an das Ende<br />
Deines Bu<strong>ch</strong>es „Was sind Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te?“ gesetzt: „Der S<strong>ch</strong>üler<br />
fragte seinen Meister: ‚Worüber muss ein Staat notwendiger Weise<br />
verfügen, wenn er den Mens<strong>ch</strong>en Frieden und Gere<strong>ch</strong>tigkeit bringen<br />
will?’ Der Meister antwortete: ‚Er brau<strong>ch</strong>t eine gute Armee, genügend<br />
Nahrung und Vertrauen.’ Dem S<strong>ch</strong>üler genügte die Antwort ni<strong>ch</strong>t:<br />
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