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Chamäleon mit acht Beinen<br />

von Ingolf Rödel<br />

Nach wie vor stoßen Spinnen bei den meisten Menschen auf wenig<br />

Sympathie. Die Zahl der Hobby-Arachnologen ist, verglichen etwa mit den<br />

Liebhabern anderer Tiergruppen wie z.B. den Vögeln, ja selbst den Insekten,<br />

verschwindend gering. Dabei bieten gerade die Spinnen ein einzigartiges<br />

Repertuar an Überlebensstrategien, die uns skurril und faszinierend zugleich<br />

erscheinen. Ihre verborgene Schönheit offenbaren viele Arten erst beim<br />

Betrachten durch eine Lupe oder das Makroobjektiv und nicht zuletzt<br />

erweisen sich viele Spinnen aufgrund ihrer engen Habitatbindung als<br />

ausgesprochen empfindliche Bioindikatoren.<br />

Vielfältig und raffiniert sind die Methoden des Beuteerwerbes. Neben Arten,<br />

die ihrer Beute mit Fangnetzen nachstellen, hierzu gehören z.B. die weithin<br />

bekannten Kreuzspinnen der Gattung Araneus, ebenso wie die Kugel- und<br />

Baldachinspinnen, jagen viele Arten ohne Fangnetz. Das gilt z.B. für die<br />

Wolfspinnen (Familie Lycosidae), die in vielen Lebensräumen häufige<br />

Listspinne (Pisaura mirabilis), sowie die Spring- und Krabbenspinnen<br />

(Salticidae und Thomisidae).<br />

Namensgebend für die Krabbenspinnen ist ihre charakteristische Gestalt. Die<br />

im Vergleich zu den beiden hinteren Beinpaare deutlich längeren und<br />

kräftigeren Vorderbeine sorgen tatsächlich für eine gewisse Ähnlichkeit mit<br />

den im Meer lebenden Krabben. Durch ihren Körperbau, sowie die Anordnung<br />

der acht Augen lassen sie sich leicht von Vertretern anderer Spinnenfamilien<br />

unterscheiden. Krabbenspinnen sind geduldige Ansitzjäger. Regungslos<br />

warten sie, bis sich ihnen ein geeignetes Beutetier hinreichend genähert hat,<br />

um dann blitzschnell unter Einsatz ihrer kräftigen Vorderbeine zuzuschlagen.<br />

Viele Arten lauern auf Blüten und haben sich so auf den Fang<br />

blütenbesuchender Insekten spezialisiert. Schmetterlinge, Schwebfliegen<br />

aber auch wehrhafte Bienen gehören zu ihrem Beutespektrum. Die<br />

Blütenbesucher werden meistens durch einen Biss in den Nacken überwältigt<br />

und solange fest zwischen den Kiefernklauen gehalten, bis das hochwirksame<br />

Gift seine lähmende Wirkung entfaltet.<br />

Im Zuge der Evolution haben mehrere Krabbenspinnen die Fähigkeit<br />

erworben, ihre Körperfarbe an die der Blüten anzupassen, um eine perfekte<br />

Tarnung zu erreichen. Bei der Veränderlichen Krabbenspinne (Misumena<br />

vatia) sind die erwachsenen Weibchen in der Lage, sich von weiß über<br />

grüngelb bis hin zu satt zitronengelb zu verfärben. Die auch in Brandenburg<br />

heimische Art wurde durch ein Kuratorium anerkannter Arachnologen zur<br />

Spinne des Jahres 2006 gekürt. Die Gelbfärbung entsteht bei ihr durch<br />

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