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Medizinischer Nutzen des FES Cycling bei kompletter ...

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<strong>Medizinischer</strong> <strong>Nutzen</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>FES</strong> <strong>Cycling</strong> <strong>bei</strong> <strong>kompletter</strong><br />

Querschnittlähmung<br />

- ein wissenschaftlicher Überblick -


2 RehaMove ®


Eine Querschnittlähmung ist ein Ereignis, welches<br />

in kürzester Zeit starke Veränderungen <strong>bei</strong>m Patienten<br />

bewirkt: Diese finden u.a. auf physiologischer,<br />

histologischer und morphologischer Ebene statt.<br />

Eine Atrophie der betroffenen Muskeln, ein verminderter<br />

Muskelquerschnitt, verminderte Kontraktionskraft<br />

und Transformationen von Typ I- Muskelfasern<br />

zu Typ II-Muskelfasern gehören zu diesen<br />

Veränderungen. Eine Tonuserhöhung im Sinne<br />

einer Spastik tritt <strong>bei</strong> einer Querschnittlähmung<br />

wegen der Beschädigung <strong>des</strong> 1. Motoneurons sehr<br />

häufig auf.<br />

Sekundärprobleme wie Erkrankungen <strong>des</strong> cardiovaskulären<br />

Systems, sowie eine verminderte cardiopulmonale<br />

Ausdauer und Fitness treten außerdem<br />

vermehrt auf (Bauman WA, 1992).<br />

Die funktionelle Elektrostimulation stellt z. Zt. die<br />

einzige Möglichkeit zu einem angemessenen nichtkompensatorischen<br />

Training der betroffenen Extremitäten<br />

dar. Die übliche passive Bewegungstherapie<br />

der unteren Extremität, welche zur Prophylaxe<br />

v.a. vor Kontrakturen u. Thrombosen durchgeführt<br />

wird, hat für Veränderungen im Bereich <strong>des</strong> Muskels<br />

nur einen geringen Stellenwert.<br />

Als ursprüngliches Ziel der Elektrostimulation<br />

<strong>bei</strong> Paraplegikern beschreibt Newham (2007) die<br />

Wiederherstellung der Gehfähigkeit. Aus technischer<br />

Sicht sei dies jedoch aufgrund der vielfältigen<br />

Freiheitsgrade <strong>des</strong> Gehens und der Balance<br />

schwierig durchzuführen, weshalb die HASOMED<br />

GmbH durch das RehaBike und RehaMove das<br />

Radfahren mit Elektrostimulation ermöglicht.<br />

Das heutige Ziel der Stimulation ist es, weiterführende<br />

Schäden nach einer Querschnittlähmung zu<br />

minimieren, d.h. die genannten Veränderungen<br />

(z.B. Atrophien) aufzuhalten oder sogar rückgängig<br />

zu machen. Außerdem spielt eine gesteigerte Effizienz<br />

der Rehabilitation eine entscheidende Rolle.<br />

Die funktionelle Elektrostimulation kann helfen,<br />

schnellere Therapieerfolge zu erzielen und damit<br />

Folgekosten zu minimieren.<br />

RehaMove ®<br />

3


Wirkprinzipien <strong>des</strong> RehaStim-Gerätes:<br />

Die Methode der Elektrostimulation verwendet auf die Haut geklebte<br />

Elektroden, um Nervenendigungen mit Strom zu reizen und so die<br />

von ihnen versorgten Muskeln zur Kontraktion zu bringen.<br />

Die Elektroden sind über Kabel mit einem tragbaren Stimulator<br />

verbunden, welcher elektrische Impulse generiert.<br />

Diese Impulse erregen den Nerv <strong>des</strong> gelähmten Muskels, so dass<br />

dieser kontrahiert. Durch die Kontraktion kommt es zu einem Bewegungsausschlag,<br />

welcher positive Wirkungen auf Stoffwechsel und<br />

Kreislauf zeigt.<br />

Durch die kombinierte bzw. synchronisierte Stimulation mehrerer<br />

Muskeln können die mit der Muskelaktivität verbundenen physiologischen<br />

Effekte potenziert und funktionelle Bewegungen<br />

(= Funktionelle Elektrostimulation) erzeugt werden.<br />

Weiterhin können in Verbindung mit einem Bewegungstrainer Bewegungsabläufe<br />

trainiert und automatisiert werden.<br />

4 RehaMove ®


Ziele der funktionellen Elektrostimulation mit RehaMove:<br />

• Muskelaufbau, -kräftigung,-ausdauer an den betroffenen Extremitäten<br />

• Verhindern von Atrophien an betroffenen Extremitäten<br />

• Unterstützung metabolischer Prozesse (Blutdruckstabilisierung, Förderung<br />

der Durchblutung und <strong>des</strong> Stoffwechsels, Verbesserung der cardiopulmonalen<br />

Belastbarkeit)<br />

• Spastikreduzierung<br />

Alle im Folgenden aufgeführten Studien beschreiben<br />

die funktionelle Elektrostimulation in Verbindung mit<br />

Fahrradfahren, in der gängigen Literatur <strong>FES</strong>-cycling<br />

oder <strong>FES</strong>-leg cycle ergometer (<strong>FES</strong>–CE) genannt. Nach<br />

Zielen sortiert geben sie einen Überblick über die Wirksamkeit<br />

der funktionellen Elektrostimulation mit Reha-<br />

Move. Genaue Angaben zu Effekten und Signifikanzniveau<br />

entnehmen Sie bitte den Volltexten, die wir Ihnen<br />

auf Anfrage gern zur Verfügung stellen.<br />

RehaMove ®<br />

5


Ziele der funktionellen Elektrostimulation mit RehaMove<br />

1. Muskelaufbau, -kräftigung,-ausdauer an den betroffenen Extremitäten<br />

Janssen, Glaser und Shuster bestätigen in einer<br />

1998 veröffentlichten Studienübersicht die Annahme,<br />

dass <strong>FES</strong>-gestütztes Training <strong>bei</strong> Patienten mit<br />

Querschnittlähmung einen vielversprechenden<br />

therapeutischen <strong>Nutzen</strong> darstellt. Sie beschreiben<br />

einen physischen und mentalen Zuwachs an Fitness<br />

sowie ein reduziertes Risiko für Sekundärschäden.<br />

Gleichzeitig führen sie aus, dass die Notwendigkeit<br />

besteht, für diesen Bereich kontrollierte Längsschnittstudien<br />

mit möglichst großen Stichprobengrößen<br />

durchzuführen, um noch klarere Evidenzen<br />

für die Wirksamkeit der <strong>FES</strong>-gestützten Therapie<br />

zu erreichen.<br />

Für den Bereich Muskelleistung geben die Autoren<br />

z.T. signifikant verbesserte Ar<strong>bei</strong>tsleistung (work<br />

bzw. power output), verbessertes Ar<strong>bei</strong>ten gegen<br />

einen Widerstand, ein verbessertes Drehmoment<br />

im M. Quadriceps, sowie eine signifikant verbesserte<br />

isometrische Kraft an.<br />

Als mögliche (hierfür ursächliche) Adaptionsvorgänge<br />

werden Muskelhypertrophie, Umwandlung<br />

von FT- zu ST-Fasern im Muskel, eine erhöhte<br />

Konzentration von Sauerstoffenzymen und Mitochondrien,<br />

eine höhere Dichte von Kapillaren und<br />

erhöhter arterieller Blutfluss beschrieben.<br />

Demchak (2005) untersuchte in einer kontrollierten<br />

Studie die Auswirkungen der <strong>FES</strong> auf die<br />

Leistungsfähigkeit und Muskelmorphologie. Er<br />

konnte in der <strong>FES</strong>-CE Versuchsgruppe eine Steigerung<br />

der Leistungsfähigkeit (power output)<br />

(p< 0.05) sowie einen geringeren Verlust <strong>des</strong><br />

Muskelfaserquerschnitts in der Versuchsgruppe<br />

nachweisen (p=0.05). Vergleichsgruppen waren<br />

einerseits SCI-Kontrollpatienten, andererseits<br />

gesunde Versuchspersonen. Die Stichprobengröße<br />

umfasste pro Gruppe allerdings nur 5 Personen –<br />

eine mögliche Einschränkung in der Qualität, die<br />

die Autoren selbst erwähnen. Auch hier wird der<br />

frühe Zeitpunkt der Intervention für das Erreichen<br />

der angegebenen Ergebnisse betont (4-6 Wochen<br />

nach Trauma).<br />

6 RehaMove ®


In der von Duffell et al. (2008) durchgeführten<br />

Multicenterstudie zeigt die <strong>FES</strong>-gestützte Therapie<br />

<strong>bei</strong> querschnittgelähmten Patienten hochsignifikante<br />

Verbesserungen der Muskelkraft (M.<br />

Quadriceps). Eine Gruppe von 11 SCI-Patienten trainierte<br />

über einen Zeitraum von 1 Jahr 5x60 Min./<br />

Woche. Als Vergleichsgruppe dienten 10 gesunde<br />

Versuchspersonen.<br />

Die Ergebnisparameter maximales Drehmoment<br />

(Steigerung um 673% nach 12 Monaten, p= 0.012),<br />

Ermüdungswiderstand und Leistungsfähigkeit<br />

(power output, Verbesserung nach 6 Monaten um<br />

177%, p


In einer von Sloan und Kollegen (1994) durchgeführten klinischen<br />

Studie wurde aufgezeigt, dass ein 3-monatiges Stimulationsprogramm<br />

in Verbindung mit Physiotherapie eine signifikante Verbesserung der<br />

Muskelkraft, -ausdauer und –masse bewirken kann.<br />

Hier<strong>bei</strong> wurden 12 SCI- Patienten über einen Zeitraum von 3 Monaten<br />

(


2. Verhindern von Atrophien an betroffenen Extremitäten<br />

Janssen, Glaser und Shuster (1998) erwähnen im auf Seite sechs<br />

beschriebenen Artikel eine signifikante Hypertrophie der stimulierten<br />

Muskulatur. Sie stützen sich mit dieser Aussage auf die Forschungsar<strong>bei</strong>ten<br />

von Sloan et al. (1994) und Baldi et al. (1998).<br />

Wilder, Jones, Wind und Edlich beschreiben in einem Review von<br />

2002 eine Hypertrophie der stimulierten Muskulatur und sprechen<br />

die Empfehlung aus, 3x 30 Min. in der Woche zu trainieren. Weiterhin<br />

werden Veränderungen der Muskelfasertypen zugunsten von ermüdungsresistenten<br />

Fasern erwähnt. Die Autoren beziehen sich hier<strong>bei</strong><br />

auf von Mohr (1997), Baldi (1998) und Sloan (1994) durchgeführte<br />

Ar<strong>bei</strong>ten, auf die im Folgenden näher eingegangen wird.<br />

Die Autoren betonen die Wichtigkeit <strong>des</strong> <strong>FES</strong>-gestützten <strong>Cycling</strong>s für<br />

SCI- Patienten. Das Verhindern von Sekundärproblemen (und damit<br />

weniger Krankenhausaufenthalte), der Erhalt der Ar<strong>bei</strong>tskraft sowie<br />

ein verbessertes Selbstbild sind für Patienten hinsichtlich ihrer individuellen<br />

Lebensqualität bedeutsame Parameter.<br />

RehaMove ®<br />

9


3. Unterstützung metabolischer Prozesse: Blutdruckstabilisierung, Förderung der<br />

Durchblutung u. d. Stoffwechsels, Verbesserung der cardiopulmonalen Belastbarkeit<br />

Davis, Nur und Fornusek veröffentlichten 2008<br />

einen systematischen Review. Hier<strong>bei</strong> wurde eine<br />

systematische Recherche in elektronischen Datenbanken<br />

(1900-2007) sowie eine manuelle Suche in<br />

Zeitschriften und Konferenzbänden durchgeführt.<br />

Da <strong>bei</strong> der Suche nicht ausreichend viele randomisiert-kontrollierte<br />

Studien bzw. quasi randomisierte<br />

Studien gefunden wurden, schlossen die Autoren<br />

auch nicht-randomisierte und kontrollierte Studien<br />

ein. 177 Publikationen erfüllten die Einschlusskriterien.<br />

Die Autoren fassen zusammen, dass in den<br />

Bereichen Gesundheit und Fitness positive Effekte<br />

<strong>des</strong> <strong>FES</strong>-induzierten Übens vorhanden seien.<br />

Obwohl die Verbesserungen niedriger ausfielen als<br />

<strong>bei</strong> gesunden Versuchspersonen, sei die Tendenz zu<br />

einer Verbesserung in den Bereichen Muskelmorphologie<br />

(Muskelgröße) und Stoffwechsel (aerobe<br />

Fitness, höhere Übungskapazität) erkennbar.<br />

Für den Bereich cardiopulmonale Fitness beschreiben<br />

Janssen, Glaser und Shuster (1998) Verbesserungen<br />

der Sauerstoffaufnahme (VO2), <strong>des</strong> Schlagvolumens<br />

(signifikant) und der Herzfrequenz. Aus<br />

Sicht der Autoren ist ein <strong>FES</strong>-gestütztes Training für<br />

Tetraplegiker hinsichtlich der genannten Verbesserungen<br />

effektiver als ein (kompensatorisches) Training<br />

<strong>bei</strong>der Arme.<br />

Auch die periphere Durchblutung werde durch<br />

<strong>FES</strong>-gestütztes Fahrradfahren verbessert und<br />

somit könnten die Risiken einer Thrombose, von<br />

Ödemen und orthostatischen Beschwerden gesenkt<br />

werden.<br />

10 RehaMove ®


Wilder, Jones, Wind und Edlich beschreiben in ihrem Review (2002)<br />

die Notwendigkeit für SCI-Patienten, ein aerobes Trainingsprogramm<br />

durchführen zu können. Nach Meinung der Autoren stellt das <strong>FES</strong>-<br />

Ergometer die einzige <strong>FES</strong>-Variante dar, die es Patienten ermöglicht,<br />

in ausreichend hohen Intensitäten cardiopulmonal zu trainieren.<br />

Weiterhin biete das <strong>FES</strong>- Ergometer die Möglichkeit, auch die Durchblutung<br />

der unteren Extremität zu verbessern. Für bestmöglichste<br />

Ergebnisse empfehlen Wilder und Kollegen eine Trainingsintensität<br />

von 3x 30 Min. in der Woche.<br />

Hinsichtlich der Parameter Sauerstoffaufnahme (VO2) und Ar<strong>bei</strong>tsleistung<br />

berufen sich die Autoren u.a. auf von Mohr (1997) und Hooker<br />

(1995) durchgeführte klinische Studien (s.u.).<br />

Die von Mohr et al (1997) durchgeführte Studie wurde bereits unter<br />

Punkt 1 (Muskelaufbau, -kräftigung, -ausdauer an den betroffenen<br />

Extremitäten) ausführlicher erwähnt. Die Autoren konnten hier in<br />

einer Gruppe von SCI-Patienten eine Steigerung der Sauerstoffaufnahme<br />

(VO2) von 1.20 l auf 1.43 l (nach 12 Monaten) nachweisen.<br />

Diese Ergebnisse sind statistisch signifikant (p


Hooker at al. (1995) belegen – entgegen der allgemeinen Ansicht,<br />

mind. 3x/Woche zu trainieren – dass auch ein Training, welches 2x/<br />

Woche durchgeführt wird, signifikante Verbesserungen der cardiorespiratorischen<br />

Funktion bewirkt.<br />

Hier<strong>bei</strong> trainieren 8 männliche SCI-Patienten über einen Zeitraum<br />

von 19 Wochen 1-2x/wöchentlich je 30 Min. am <strong>FES</strong>-Erogmeter.<br />

Allerdings finden signifikante Verbesserungen nur für den Parameter<br />

maximale Sauerstoffaufnahme (VO2) statt (+10%,p≤ 0.05).<br />

Gerrits und Kollegen (2001) zeigen in einem sechswöchigen Trainingsprogramm<br />

signifikante Verbesserungen in den Bereichen<br />

arterieller Durchmesser (A. femoralis, A. carotis communis)<br />

(p


Auch zu Hause kann <strong>FES</strong>-gestütztes Training<br />

erfolgreich angewendet werden, wie Berry et al.<br />

in einer Veröffentlichung von 2008 zeigen.<br />

Ein zu Hause durchgeführtes Training mit 9<br />

männlichen und 2 weiblichen SCI-Patienten zeigte<br />

Verbesserungen in den Variablen max. Sauerstoffaufname<br />

(VO2 max.) (Steigerung um 52%, p


4. Spastikreduzierung<br />

Im Bereich Spastikreduzierung nach Elektrostimulation wurde bereits sehr viel geforscht. Allerdings<br />

berichten viele Studien von einer Behandlung mit TENS oder anderen elektrotherapeutischen Verfahren<br />

ohne funktionelle Komponente. Robinson (1988) erwähnt positive Wirkungen auf den Tonus der betr.<br />

offenen Extremitäten durch eine TENS-Behandlung.<br />

Granat (1993) ar<strong>bei</strong>tete mit <strong>FES</strong> während eines Gangtraining und erreichte <strong>bei</strong> 4 von 6 Patienten eine<br />

Reduzierung der Spastik.<br />

Campbell (2002) von der International Functional Electrical Stimulation Society (I<strong>FES</strong>S) schließt aus den<br />

bisherigen Forschungsergebnissen:<br />

• der Gebrauch von Oberflächenelektroden zur Stimulation von Muskeln resultiere in reduzierter Spastik<br />

und verbesserter Funktion<br />

• falls Elektrostimulation alleine nicht ausreiche, um ein Tonussenkung zu bewirken, sei eine Kombination<br />

von Elektrostimulation und medikamentöser Therapie sinnvoll<br />

• der maximale <strong>Nutzen</strong> der Elektrostimulation <strong>bei</strong> der Tonussenkung werde erst nach einer Zeitdauer<br />

von 1- 3 Monaten (tägliche Stimulation für 1-2h) erreicht<br />

• über eine verbesserte Tonussituation werde die willkürliche Muskelkontrolle verbessert und das aktive<br />

Bewegungsausmaß erweitert<br />

Quelle: http://www.ifess.org/Services/Consumer_Ed/SCI.htm<br />

14 RehaMove ®


Krause, Szecsi und Straube (2008) untersuchten<br />

an 5 SCI-Patienten die Wirkungen <strong>des</strong> <strong>FES</strong>-<strong>Cycling</strong><br />

auf Spastizität. In einer Cross-over Studie<br />

verglichen die Autoren das <strong>FES</strong>-<strong>Cycling</strong> mit<br />

passivem Fahrradfahren am Ergometer. Hier<strong>bei</strong><br />

zeigten sich signifikante Verbesserungen in<br />

den untersuchten Parametern Ashworth-Skala und<br />

Pendulum-Test für die <strong>FES</strong>-<strong>Cycling</strong>-Intervention.<br />

Auch nach dem rein passiven Training verbesserten<br />

sich die Patienten auf der Ashworth-Skala signifikant,<br />

im Pendulum-Test allerdings nur für einen<br />

Bereich der Messungen. Die Unterschiede zwischen<br />

den Gruppen sind signifikant.<br />

Die Autoren diskutieren ihre Ergebnisse ausführlich<br />

und erwähnen u.a., dass noch Unklarheit darüber<br />

besteht, über welchen Zeitraum die Effekte der<br />

Stimulation anhalten. Außerdem bestünde eine<br />

Divergenz zwischen den objektiven Messungen<br />

und den subjektiven Eindrücken der Patienten,<br />

wenn diese zur Spastikreduktion befragt werden.<br />

Weiterhin beschreiben sie die relativ geringe<br />

Stichprobengröße (5 Personen) als limitierenden<br />

Faktor.<br />

Die Autoren fassen zusammen, dass das <strong>FES</strong><br />

gestützte Training am Ergometer eine effektive<br />

Maßnahme zur Tonussenkung <strong>bei</strong> SCI-Patienten<br />

darstellt und in diesem Kontext einem rein passiven<br />

Bewegungstraining überlegen zu sein scheint.<br />

Es traten im Rahmen der Untersuchung keinerlei<br />

Nebenwirkungen auf.<br />

Van der Salm und Kollegen (2006) untersuchten<br />

an 10 SCI-Pat. den Einfluss auf Spastik <strong>bei</strong> der<br />

Anwendung von drei verschiedenen elektrotherapeutischen<br />

Methoden. Hier<strong>bei</strong> stimulierten sie<br />

entweder Agonist, Antagonist oder im Dermatom<br />

<strong>des</strong> M. triceps surae und kamen zum Ergebnis, dass<br />

die Stimulation <strong>des</strong> Agonisten (d.h. hier <strong>des</strong> Triceps<br />

surae) im Vergleich mit der placebo-kontrollierten<br />

Vergleichsgruppe zu einer Reduzierung der Spastik<br />

führen kann (p< 0.001). Gemessen wurde die Spastizität<br />

anhand der Modified Ashworth- Skala.<br />

RehaMove ®<br />

15


Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass zu den<br />

beschriebenen Zielparametern in verschiedenen<br />

Studien deutliche Effekte für die Population der<br />

SCI-Patienten zu beobachten sind und somit die<br />

Wirksamkeit von <strong>FES</strong> in dieser Patientengruppe<br />

belegen. Aus den vorgelegten Forschungsar<strong>bei</strong>ten<br />

kann abgeleitet werden, dass eine Stimulation, die<br />

3x/Woche für ca. 30 Min. stattfindet, bereits erhebliche<br />

Verbesserungen bewirkt.<br />

Die Forderung, bereits im Akutbereich mit einer<br />

funktionellen Stimulation zu beginnen, wird hier<br />

deutlich. Weitere Forschungsar<strong>bei</strong>ten sind notwendig,<br />

um die hier dargestellten Effekte zu bestätigen.<br />

Auch die Durchführung von qualitativ hochwertigen<br />

Studien, die randomisiert und verblindet sind<br />

sowie mit größeren Stichprobengrößen ar<strong>bei</strong>ten,<br />

ist wünschenswert.<br />

Mit weiteren randomisiert-kontrollierten Studien<br />

bestünde die Möglichkeit, auch auf sehr hohem<br />

Evidenzniveau z.B. Metaanalysen oder systematische<br />

Reviews zu erstellen.<br />

Weiterhin besteht die Notwendigkeit zu erfahren,<br />

welche Stimulationsparameter den besten Erfolg<br />

für eine Verbesserung von Gesundheit und Fitness<br />

bieten (Wilder 2002, S. 171).<br />

Die Ausweitung von <strong>FES</strong>-Programmen auf Patienten<br />

mit anderen Krankheitsbildern, z.B. Schlaganfall<br />

oder Schädel-Hirn-Trauma stellt ein Aufgabenfeld<br />

dar (ebd.).<br />

Nicht zuletzt hat <strong>FES</strong>-<strong>Cycling</strong> für jeden einzelnen<br />

Patienten eine große Bedeutung weil es – zusätzlich<br />

zu den beschriebenen positiven Wirkungen - die<br />

Durchführung einer sportlichen Aktivität ermöglicht<br />

und damit im Sinne einer verbesserten Partizipation<br />

zu einer höheren Lebensqualität führt.<br />

16 RehaMove ®


Quellenverweis<br />

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Baldi JC, Jackson RD, Moraille R, Mysiw WJ (1998). Muscle atrophy is prevented in patients with acute spinal cord injury<br />

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RehaMove ®<br />

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© HASOMED 09/2011 rev: 1.0 RehaMove ®<br />

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