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Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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Projiziert man dieses System der Konstitution und Temperamente auf die Heiratsregeln, dann<br />

erkennt man, daß das Heiratssystem auch das allgemeine Verhältnis der Konstitution und der<br />

Temperamente reflektiert, ja<br />

ein Verteilungssystem konstitutioneller<br />

Merkmale sowie<br />

der Temperamente in der Welt<br />

darstellt. Die Heiratsregeln<br />

korrespondieren mit der kosmologischen<br />

Gliederung der<br />

Welt, mit der Regel, welche<br />

allem Seienden den angemessenen<br />

Platz im Kosmos zuschreibt,<br />

allem seine Bedeutung,<br />

seinen Status und seine<br />

Privilegien bestimmt. In dieser<br />

Perspektive erscheinen die<br />

Heiratsregeln als eine soziale<br />

Adaption der Gruppen an das<br />

allgemeine kosmologische Gesetz<br />

oder als Beispiel für die<br />

Reproduktion der Struktur des<br />

Kosmos.<br />

Beispiele für die Verbreitung dieses Zuschreibungssystems:<br />

C.G.von Brandenstein beschreibt die Heiratsregeln unter dem Gesichtspunkt der Temperamentenlehre:<br />

"According to the Karierra marriage rules an active/ cold- blooded Pannaga man<br />

marries a passiv/ cold- blooded Purungu woman; their child is a passive/ warm- blooded<br />

Paltyarry. If, however, a Purungu man marries a Pannaga woman their child is expected to<br />

have the temperament of the active/ hot headed Karimarra. This holds for the cold- blooded<br />

couple. For the warm- blooded couple the rule is that an active Karimarra man marries a<br />

passive Paltyarry woman; their child is an indolent Purungu. If, however, a Paltyarry man<br />

marries a Karimarra woman the child has the temperament of the cold- blooded Pannaga.<br />

One conclusion to be drawn from these rules is that in the blood contrast group the temperament<br />

of a child is always opposed to that of his father, but is the same of his mother. " 91 Die<br />

Korrelation von Konstitutionstypus und Heiratsklasse bei den Aranda:<br />

Merkmale nördl. u. östl. Aranda südliche Aranda<br />

dicker Kopf, buschiger Vollbart Purula Purula<br />

großer Leib (korpulent) Ngala Purula<br />

breites Gesicht Kamara Kamara<br />

mittelbreites Gesicht Mbitjana Kamara<br />

hohe Stirn Bangata Panaka<br />

hoher, starker Körperbau Bangata Panaka<br />

schmales gesicht Paltara Paltara<br />

schlanker Körperbau Knuraia Paltara<br />

C.Strehlow, Die Aranda- und Loritja- Stämme Zentralaustraliens, I,4,1, Frankfurt 1913, S.87<br />

1/I 2/I 1/II 2/II Stämme<br />

Pannaga Purungu Karimarra Paltyarry Kariera<br />

Banaka Bungo Karimera Palyeri Mardudhunera<br />

Banaka Bungo Karimera Palyeri Ngaluma<br />

Banakoo Pooroongoo Kiamoone Parriyari Ngarla<br />

Westaustralien: Port Hedland- Carnarvon- Ashburton River Quelle<br />

1/I 2/I 1/II 2/II Stämme<br />

Panaka Burung Karimera Paldjeri Karadjeri<br />

Banaka Burung Karimera Palyeri Nyigina<br />

Westaustralien: Tasmanland<br />

1/I 2/I 1/II 2/II Stämme<br />

Pannaka Purungu Karimarra Paltyeri Wogait<br />

Pannaka Purungu Karimarra Paltyeri Maranungga<br />

Pannaka Purungu Karimarra Paltyeri Moiil<br />

Pannaka Purungu Karimarra Paltyeri Marinamindji<br />

Pannaka Purungu Karimarra Paltyeri Kamor<br />

Pannaka Purungu Karimarra Paltyeri Marithiel<br />

westliches Arnhemland: Daly River Stämme<br />

Gatten haben nach diesem<br />

Schema die gleiche Bluttemperatur<br />

und unterscheiden<br />

sich nach dem<br />

Grad der Erregbarkeit.<br />

Die Kinder unterscheiden<br />

sich von den Eltern durch<br />

ihre Bluttemperatur, von<br />

ihrem Vater außerdem<br />

durch den verschiedenen<br />

Grad der Erregbarkeit,<br />

während sie stets den gleichen Erregbarkeitsgrad haben wie ihre Mütter.<br />

Den Einsatz dieses Temperamenten-Modells als universales Klassifikationssystem demonstriert<br />

von Brandenstein am Beispiel der Zuordnung der Fische, deren Arten er aufgelistet 92 und nach<br />

den Heiratsklassen geordnet zusammengestellt hat. Die dort aufgeführten Fische werden den<br />

einzelnen Sections nach den Gesichtspunkten zugeschrieben, welche die nebenstehende Tabelle<br />

91 C.G. von Brandenstein, The Phoenix "Totemism", Anthropos, 67, 1972, S.589<br />

92 C.G. von Brandenstein, The Phoenix "Totemism", ibid, S.590-1<br />

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