20.11.2013 Aufrufe

Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wenn diese Eingrenzung des Phänomens (der Korrespondenz der beiden von Radcliffe-Brown<br />

differenzierten Funktionen: Reflexion der Weltordnung in natürlichen Kategorien und<br />

unilineare Segmentierung der Gesellschaft) richtig ist, dann bildet der Vorzeichenwechsel in<br />

der Tabelle den Übergang von einer natürlichen Nomenklatur oder einem System der Abbildung<br />

in natürlichen Kategorien, das nicht totemistisch ist, in ein totemistisches Abbildungssystem<br />

ab, weil er in der Tabelle die Geltung oder Nichtgeltung der zureichenden Bedingung,<br />

nämlich der Clanorganisation oder segmentären Sozialstruktur repräsentiert.<br />

Von den sozialen Regeln, welche die zureichende Bedingung der Erscheinung darstellen, ist<br />

wiederum die Abstammungs- oder Erbregel die entscheidende Regel, die unbedingt erforderlich<br />

ist.<br />

So korrelieren die Totemkategorien der Herero, Ungarinyin, Unambal, Nyigina oder Worora,<br />

Spezifizierung der Zuschreiungsformen der Abbildung:<br />

1 2 3 4<br />

Natur Art Art Exemplar Exemplar<br />

Kultur Person Gruppe Person Gruppe<br />

erblich + + - -<br />

exogam +/- +/- - -<br />

lokal +/- +/- +/- +/-<br />

um hier nur einige Beispiele zu<br />

nennen, mit den Zuschreibungsregeln<br />

der Abstammung,<br />

Residenz und Exogamie ihrer<br />

einzelnen sozialen Gruppen,<br />

während bei den Nandi, Lovedu,<br />

Batlaping, Baroka, Batauana,<br />

Bamangwato oder Bakwena<br />

beispielsweise nur die Erbregel des Totems mit der Deszendenzregel der Abstammungsgruppen<br />

übereinstimmt, während die Regeln der Residenz und der Exogamie sich mit den Zuschreibungsregeln<br />

der Totems nicht decken.<br />

Aber eine natürliche Kategorie wird erst dann durch seine Beziehung auf eine soziale Erscheinung<br />

ein Totem, wenn die sozialen Zuschreibungsregeln der Gruppen, die sich seiner bedienen,<br />

Zuschreibungsvarianten der Clantotems:<br />

Clantotems<br />

Clantotems<br />

Stamm exogam erblich lokal Stamm exogam erblich lokal<br />

Herero + + + Lovedu - + -<br />

Ungarinyin + + + Tlaping - + -<br />

Unambal + + + Baroka - + -<br />

Nyigina + + + Tawana - + -<br />

Worara + + + Ngwato - + -<br />

Kwakiutl + + - Kwena - + -<br />

Nandi - + - Shona + + -<br />

Nuer + + - Tikopia - + -<br />

Nukapu + + - Rotuma - + -<br />

Peleni + + - Samoa - + -<br />

Vaniloko + + - Tonga - + -<br />

Efate + + - Tahiti - + -<br />

Florida + + - Mangaria - + -<br />

Ysabel + + - Marquesas - + -<br />

Guadalcanar + + - Sanai + + -<br />

Savo + + - Bareti + + -<br />

Buin + + - Porapora + + -<br />

Mono Alu + + - Baining + + -<br />

Mali + + -<br />

nicht nur für die Zuschreibung der natürlichen Arten gelten, d.h. ein soziales Merkmal wie beispielsweise<br />

das der Abstammung nur additiv durch eine natürliche Kategorie ergänzt wird,<br />

sondern ganz speziell die Funktion der Differenzierung und Identifizierung sozialer Gruppen<br />

erfüllen, indem sie jene sozialen Beziehungen reflektieren, welche die soziale Nomenklatur für<br />

sich nicht mehr abbildet oder abbilden kann, wie das z. B. auch schon die Noreshi der Yano-<br />

3<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!