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Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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Unterägypten Oberägypten<br />

Osiris/ Horus Seth<br />

Bock<br />

Esel, Ziege<br />

Falke<br />

Schwein, Hahn<br />

Schlange Nilpferd<br />

Skarabäus Fledermaus<br />

Aal<br />

Schlange<br />

Stier<br />

Muschel<br />

Fische: Lepoditus<br />

Phagrus, Oxyrynchus<br />

Schildkröte<br />

rote Lederkrone weiße Lederkrone Insignie<br />

Papyrus Binse Wappen<br />

Uräus- Schlange Geier Wappen<br />

Katzengruft zu Zagazig.<br />

In der historischen Zeit galt nur noch die Ortsangehörigkeit als Zuschreibungsmodus (Tier-<br />

Region-Einwohner), obwohl sich in einzelnen Fällen auch noch die Verbindungen einzelner<br />

Tiere mit bestimmten führenden Familien der Region nachweisen lassen. Es ist nicht unwahrscheinlich,<br />

daß die in den Gauen verehrten<br />

Spezies Totemtiere der prädynastischen<br />

Stämme der besiegten Bevölkerungsschichten<br />

waren, welche sie<br />

nach der Reichsintegration vor allem als<br />

lokales Emblem bewahrt haben und deren<br />

Verehrung bis zu einem gewissen<br />

Grade in die Reichsreligion integriert<br />

werden mußte. An einen vorgeschichtlichen<br />

<strong>Totemismus</strong> erinnert auch jener<br />

Dualismus, den der Kult bewahrt hat<br />

und der einerseits der alten Halbierung<br />

des Reiches in Ober- und Unterägypten<br />

gedenkt und andererseits sich des theologischen<br />

Gegensatzes von Seth und Osiris/Horus bedient, der seinerseits entweder zwei Kultoptionen<br />

reflektiert, die jeweils in den beiden Reichsteilen oder Reichen vor der Reichsvereinigung<br />

den Staatskult repräsentierten, oder einen in dem einzigen Kult selbst reflektierten<br />

Streit, den Thot immer nur vorübergehend schlichten konnte, wie die Bezeichnung der<br />

Reichsbevölkerungen in den Quellen: "Gefolge des Horus" oder "Gefolge des Seth", anzeigen,<br />

indem er die Tierwelt Ägyptens auf diese beiden Gottheiten, respektive deren Königreichen, in<br />

dualer Ordnung verteilt (siehe Tabelle nebenan).<br />

Gegen Ende des 4.Jt.v.Chr. läßt sich archäologisch in Ägypten ein Eroberervolk nachweisen,<br />

das von der Überlieferung den Namen "Gefolge des Horus" erhielt 34 und sich rassisch von dem<br />

eroberten Volk so deutlich unterscheidet, daß man eine Entwicklung der einen aus der anderen<br />

Rasse auschließen kann. Bis zum Beginn der Reichseinigung haben sich dann diese beiden<br />

Rassen stark vermischt. "In der gesamten archaischen Zeit", schreibt Emery, " besteht ein ausgeprägter<br />

Unterschied zwischen der zivilisierten Aristokratie und den einheimischen Massen,<br />

besonders inbezug auf die Bestattungsgebräuche." 35<br />

Dieses Eroberervolk, das "Gefolge des Horus", erscheint zu Beginn der geschichtlichen Epoche<br />

politisch in die zwei rivalisierenden Reiche von Ober- und Unterägypten gespalten. Rote<br />

Krone, Papyrus und Uräusschlange stellen die Insignien und Wappen des nördlichen Reiches,<br />

weiße Krone, Binse und Geier die des südlichen Reiches dar. Nach dem Hinweis auf den vorgeschichtlichen<br />

Tierkult in Ägypten und der Eroberung der Clans und Stämme, die sich durch<br />

ihr symbolisches und religiöses Verhältnis zu bestimmten Tieren voneinander unterschieden<br />

haben, und der Fortdauer der lokalen Assoziation der Tierarten im späteren Reichskult, liegt<br />

der Schluß nahe, daß jene theologische Zuschreibung der Tiere auf die Hauptgottheiten der<br />

beiden Reiche auch eine Liste einstmals totemistischer Clans, welche unter die Herrschaft der<br />

neuen Herren gekommen sind, reflektieren.<br />

Wiedemann weist daraufhin, daß man in Ägypten das Gott-Tier von den anderen, wenn auch<br />

heiligen Vertretern seiner Spezies, deutlich unterschieden hat. Aus den Denkmälern geht hervor,<br />

"daß es auf Erden nur einen Apis geben konnte, der als Gott Verehrung beanspruchte und<br />

fand. Es gab nur eine Göttin Katze in Bubastis, nur einen Ammon-Widder im großen Tempel<br />

zu Karnak, nur ein Suchos-Krokodil in dem Haupttempel zu Crocodilonpolis im Fayum. Da-<br />

34 Siehe: D.E.Derry, The Dynastic Race in Egypt, Journ. Egypt. Arcaeol.,42, 1956<br />

35 W.E.Emery, Ägypten, Geschichte und Kultur der Frühzeit, Wiesbaden 1964, S.35-6<br />

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