Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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Der Versuch einer Projektion der Funktionen einzelner Totems auf die Heiratsklassenordnung<br />
Ungarinyin- Terminologie:<br />
5 9 4 10<br />
Nolingi marengi<br />
Kandingi Kaiingi<br />
3 5 (1) 1 2 2 4<br />
amalngi Nolingi Idje ngadji ngadji Kandingi<br />
Malengi malengi Nolingi amalngi Nolingi lalingi Nolongi amalngi Kandingi ngadji<br />
7 7 5 3 5 6 5 3 4 2<br />
Wuningi Wuningi Malengi Idje amalngi malengi Kandingi ngadji<br />
8 8 7 1 3 7 4 2<br />
1 Idje V,(VB), S 5 Nolingi VV,VB,äB,VBS,MZS<br />
2 ngadji M,MZ,MBT,MBST 6 lalingi Z<br />
3 amalngi VZ,T,VBT,MZT 7 malengi VZKi,ZKi,VBTKi<br />
4 Kandingi MB,MBS,MBSS 8 wuningi VZKiKi<br />
9 marengi VM 10 kaiingi MM<br />
bringt uns aber in eine gewisse Verlegenheit: Petri hat das System des nordwestaustralischen<br />
<strong>Totemismus</strong> am Beispiel der Ungarinyin dargestellt, deren Verwandtschafts- und Heiratsregeln<br />
von ihm aber nicht beschrieben worden sind, weil Elkin sie schon bekannt gemacht hat, ebenso<br />
wenig wie Lommel, der zwar den <strong>Totemismus</strong> der Unambal (neuerdings wird unter diesem Namen<br />
nicht nur ein Stamm, sondern ein ganzer Stämmekomplex zusammengefaßt) dargestellt<br />
hat, aber nicht deren Verwandtschaftsordnung. Mit Ausnahme einer Liste der Verwandtschaftsnamen<br />
der Unambal hat Lommel darauf verzichtet, diesen Komplex ausführlicher zu<br />
behandeln, weil unter den Bedingungen des kulturellen Wandels, in dem sich dieser Stamm zur<br />
Zeit seines Aufenthalts befunden hat, die Verwandtschaftsordnung nicht mehr durchgängig<br />
praktiziert worden ist. Das Verbot der Kreuzvetternheirat und die vorgezogene Heirat der<br />
Wuiur<br />
Kidir<br />
Banaka A B Burunga<br />
Pardjari C D Karimba<br />
A = b ---> Cc<br />
C = d ---> Aa<br />
B = a ---> Dd<br />
D = c ---> Bb<br />
Wuiur<br />
Kidir<br />
MBST macht bei den Unambal ein ehemaliges<br />
Achtklassensystem wahrscheinlich oder ein Vierklassensystem,<br />
das auch in Verbindung mit dem Verbot<br />
der Kreuzkusinenheirat in Australien (z.B. bei den<br />
Talaindji) vorkommt.<br />
Da also der notwendige Projektionshintergrund nur<br />
für die Ungarinyin zur Verfügung steht, bleibt uns<br />
nichts anderes übrig, als die Darstellung des <strong>Totemismus</strong><br />
der Unambal für den Fall, daß sie entgegen der<br />
Vermutung von Elkin doch ein Section- oder Subsectionsystem<br />
praktiziert haben, auf das von Petri beschriebene Verwandtschafts- und Heiratsklassensystem<br />
der Nyigina zu projizieren, welche die gleiche Form des <strong>Totemismus</strong> praktizieren,<br />
der aber bedauerlicher Weise nicht mit der gleichen Ausführlichkeit von Petri beschrieben<br />
worden ist wie der <strong>Totemismus</strong> der Ungarinyin.<br />
Der formale und vor allem theoretische Charakter dieser Überlegungen und die Tatsache, daß<br />
man die Funktion der Heiratsklassensysteme auch unabhängig von ihrer konkreten Beschreibung<br />
reproduzieren kann, soll es hier rechtfertigen, daß wir die Beschreibung des <strong>Totemismus</strong><br />
des einen Stammes auf die Beschreibung des Verwandtschaftssystem des anderen Stammes<br />
projizieren, dessen System zum Karieratyp (Radcliffe-Brown, Elkin) gezählt wird, um auf diese<br />
Weise, jene Funktion der Totemkategorien zu skizzieren, ohne die das soziale Rollen- und<br />
Normensystem jener Stämme nur unvollständig zum Ausdruck käme.<br />
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